Trotz des Krieges, trotz CoronaFastelovend in oberbergischen Kirchen

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Prinz Hans-Peter aus dem Hause Valdor empfängt die Heilige Kommunion von Diakon Rolf Faymonville.

Engelskirchen/Wiehl – Kirche und Karneval ergeben eine wunderschöne und stimmungsvolle Symbiose. Das zeigte sich zum Beispiel bei den jecken Gottesdiensten am Karnevalssonntag in der evangelischen Kirche in Drabenderhöhe und in der katholischen Kirche St. Peter und Paul in Engelskirchen. Beide Feiern wurden in rheinischer  Mundart abgehalten, „Kölsche Tön’“ beherrschten auch die Musik.

In Drabenderhöhe zog  Pfarrer Gernot Ratajek-Greier mit den Bielsteiner Lollipops im Gefolge ein, dazu ertönte der Klatschmarsch „Wenn et Trömmelche jeht“, kraftvoll intoniert von Dr. Walter Müller an der Orgel und Karl Albert Müller am Schlagzeug. Die närrischen Besucher mit Hütchen auf dem Kopf, als Clowns, Könige, Piraten, Prinzessinnen oder andere Gestalten sangen und klatschten mit.

"Loss mer fiere"

Nach dem Hit „Kumm, loss mer fiere, nit lamentiere“ betonte Ratajek-Greier, nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine  habe man überlegt, ob man diesen Gottesdienst so feiern soll:  „Aber wir machen das.“ Man lebe immer in einem Spagat, in diesem Widerspruch zwischen Karfreitag und Ostern, zwischen Weinen und Lachen. Und weil Menschen auch zur Ehre Gottes tanzten, kündigte er die Bielsteiner „Lollipops“ an. Volker Stache, ein Lollipop-Papa, dankte den Lollis für ihre Superleistung: Denn das hier sei die kleinste Tanzfläche, die ihnen je zur Verfügung stand.

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„Die Menschen brauchen was zum Lachen“, sagte der evangelische Pfarrer Gernot Ratajek-Greier in Drabenderhöhe.

In seiner Predigt ging Ratajek-Greier auf die Corona-Einschränkungen sowie den Krieg in der Ukraine ein. Er sprach von den Frauen, die Angst um ihre Männer und Pänz haben: „Die nicht wissen, warum sie kämpfen und sterben sollen.“ Deshalb habe man sich gefragt: „Was machen wir mit Fastelovend?“

Predigt mit Quetschbüggel

Da er glaube, dass Christen mehr Grund zum Lachen haben als zum weinen, feiere man den Karneval, obwohl die Probleme mitschunkeln: „Die Menschen brauchen etwas zum Lachen, um neue Kraft zu schöpfen.“  Er schloss mit den Worten: „Kumm, loss mer fiere, der Herrgott hat daran bestimmt seine Freude.“

Eindeutig karnevalistisch ging es auch bei den Katholiken in Engelskirchen zu, wo die KG Närrische Oberberger mit Tollitäten, Vorstand, den Abteilungen oder auch die Wiever vom Mütterkaffee für ein farbenfrohes Bild sorgten. An der  „Hillijen Messe mit Jesang, Orjel, Trumm un Trööten“ nahmen auch die Gläubigen fast durchweg kostümiert teil.

Alles in Mundart

Pastor Klaus Nickl und Diakon Rolf Faymonville zelebrierten  die Messe gemeinsam. Schon das Eingangslied – „Du bes die Stadt“ von den Bläck Fööss kraftvoll intoniert von  Musikverein Loope und Organistin Christiane Hoffmann – war ein Wink, wohin die Reise in dieser Messe gehen würde. Ob Lesung, Evangelium,  Vaterunser oder Glaubensbekenntnis: alles in Mundart. Zweckmäßigerweise lag in den Bänken für alle Gläubigen eine zwölfseitige Broschüre  mit den rheinischen „Übersetzungen“ bereit.

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Die Predigt trugen Pastor und Diakon in Form eines zweistimmigen Duetts vor, musikalisch begleitet von Faymonville am    Quetschbüggel (Ziehharmonika). Und wie das im rheinischen Fastelovend so ist: Auch das, was jeck klingt, kann ernst sein. „Der Fridde is  gefährdet hück / durch Despoten, Kriegstreiber un andere Lück“, trugen die beiden Geistlichen ihre Predigtreime singend vor. „Mer bedde zesamme, dat Fridde weet  / Un alles su weed, wie et sich jehööt“, hieß es in der ersten Strophe. Und später – zur Pandemie:„Doch dat es des’ Johr widder nix / et es verröck, et bliev verflix: Corona hät dat janze Land / noch immer fess en singer Hand.“  Ehrensache, dass die Predigt diesmal nicht mit „Amen“ endete, sondern mit „Engelskirchen Alaaf“.

Und klar, das Halleluja wurde nicht aus dem „Gotteslob“ gesungen, sondern natürlich in der Hit-Version von Brings.

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