125-jähriges JubiläumMarienheider Firma Rüggeberg dankte Mitarbeitenden mit Gala

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Sandkünstlerin Frauke Menger malte die Firmengeschichte in einzelnen Bildern in Sand und traf dabei auch Gründer August Rüggeberg detailgetreu.

Marienheide – „Wir! Von hier!“ So lautete jetzt das Motto der großen Feierlichkeiten der Firma August Rüggeberg. Stolze 125 Jahre besteht das Familienunternehmen mittlerweile am Standort in Marienheide. Das nahmen die Verantwortlichen der Firma zum Anlass, um ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Danke zu sagen und gleichzeitig interessierten Besucherinnen und Besuchern einen Einblick hinter die Kulissen des Werkzeugherstellers der Marke Pferd zu geben.

Bei einem Tag der offenen Tür öffneten sich die Tore des Unternehmens in Marienheide für die Familien der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Es war schön zu sehen, wie viel Mühe sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vorfeld gemacht haben und alles für die Besucher vorbereitet haben. Sie haben ihre Arbeit mit Stolz präsentiert“, berichtet Jörn Bielenberg, Sprecher der Geschäftsführung. Bielenberg hat in die Familie Rüggeberg eingeheiratet. So waren zuvor sogar die Gabelstapler zentimetergenau parallel zueinander angeordnet worden, verriet er schmunzelnd.

1800 kamen zum Tag der offenen Tür

Insgesamt 1800 Besucherinnen und Besucher waren zum Tag der offenen Tür bei Rüggeberg gekommen und hatten sechs Stunden lang die Möglichkeit, vieles über die Arbeit des Werkzeugherstellers kennenzulernen sowie die Produktionsstätten zu besichtigen. Auch die Firmenhistorie wurde anschaulich dargestellt.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Auf einer riesigen Wand waren, passend zum Jubiläum, 125 Fotos aus jedem Jahr abgebildet – angefangen von August Rüggeberg, der das Familienunternehmen in Marienheide gründete, bis hin zu technischen Innovationen des Unternehmens in der heutigen Zeit. Im Firmenbistro konnte zudem der Hunger gestillt werden.

Nach dem gelungenen Tag in Marienheide baten die Verantwortlichen des Unternehmens – unter dem Dresscode „Kleide dich so, als würdest du zur Geburtstagsfeier deines besten Freundes gehen“ – ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum „Familienfest“ in die Gummersbacher Schwalbe-Arena.

In die Nachbarkommune war die Firma nur ausgewichen, da es in Marienheide keine so große Versammlungsstätte gibt. Dort wartete eine Gala, die im Vorfeld von einem 22-köpfigen Planungsteam aufwändig organisiert worden war.

Die junge Generation kam zu Wort

Moderator Marco Schreyl, der sonst Fernsehsendungen moderiert, führte die rund 1000 Gäste in der Arena durch ein umfangreiches Programm, zu dem Grußbotschaften der weltweit verstreuten Tochtergesellschaften des Unternehmens, eine Talkrunde mit den Gesellschafterfamilien sowie Interviews mit Mitarbeitenden gehörten. Bei beidem sah man vor allem Gesichter, die sonst eher nicht im Vordergrund stehen.

Auf der Bühne saß neben Christel Rüggeberg und Jeanette von Schiller auch die jüngste Generation der Rüggeberg-Dynastie, unter ihnen Luise Rüggeberg, Caspar Ebeling, Gustav von Schiller und Johan Rüggeberg.

Sandkünstlerin rührte zu Tränen

Für 14 emotionale Minuten und die ein oder andere Träne sorgte vor allem Sandkünstlerin Frauke Menger, die die Firmengeschichte von Rüggeberg in Marienheide in einzelnen Bildern in Sand zeichnete und dabei auch Firmengründer August Rüggeberg detailgetreu traf.

Abgerundet wurde das Programm schließlich mit dem Auftritt der Band Bläck Fööss. Auch danach wurde noch lange getanzt – bis die Halle für die Vorbereitungen des Schulsports am nächsten Tag geräumt werden musste.

Geschichte der Firma Rüggeberg

Auszüge aus der langen Historie

1799 wird Pferd in Ennepetal-Altenvörde von Johan Caspar Rüggeberg gegründet. Er befasst sich anfangs vor allem mit der Herstellung von Feilen und Raspeln.

1897 verlegt August Rüggeberg, Enkel von Johan Caspar, mit seinen drei Söhnen Robert, Emil und Alfred, den Betrieb von Ennepetal ins oberbergische Marienheide. August Rüggeberg gibt dem Unternehmen seinen Namen.

1900 entsteht in Marienheide in einem einfachen Ziegelbau das erste Fabrikgebäude. Aus der Manufaktur ist ein Industriebetrieb entstanden. Neben Packfeilen werden nun auch Schlosserfeilen und Einhiebfeilen zum Schärfen von Sägen hergestellt.

1911 erwirbt Rüggeberg das erste Firmenauto. Außerdem gehen die baulichen Erweiterungen in Marienheide voran – eine Verladerampe der Packstube erleichtert den Versand der Markenpfeilen.

1928 gibt es einen Generationenwechsel an der Spitze. Alfred Rüggeberg wird die Verantwortung für den Vertrieb des Unternehmens seines Vaters übertragen. Die Firma hat sich indes weiterentwickelt und von Handfeilen auf Werkzeuge umgestellt, die von der Industrie maschinell betätigt werden können. 1933 übernimmt auch Hans Rüggeberg Verantwortung im Betrieb.

1939 bekommt der Betrieb ein neues Gewand. Der zweite Weltkrieg bestimmt den Alltag. Marienheide ist von Rüstungsbetrieben umgeben und es herrscht Arbeitskräftemangel. Dennoch wächst die Firma zum größten Schleifstiftehersteller Deutschlands.

1947 ist Rüggeberg in Hannover bei der ersten Industriemesse nach dem Krieg vertreten. Heute ist die Kölner Eisenwarenmesse Dreh- und Angelpunkt im Messekonzept von Rüggeberg.

1951 landet Rüggeberg mit der Einführung kunstharzgebundener, faserstoffarmierter Schrupp- und Trennschleifscheiben für den Einsatz auf Winkelschleifern einen Volltreffer. Später stellen die Produktion und der Absatz von Elastic-Scheiben den umsatzstärksten Bereich dar.

1959 reichen die Firmengebäude am Marienheider Standort über acht Etagen und verfügen über 1400 Quadratmeter Arbeitsfläche.

1961 wird die erste Tochtergesellschaft mit Sitz in Brüssel gegründet. Es folgen viele weitere. Heute ist Rüggeberg international vertreten, mit Sitz in 24 Ländern.

1977 übergeben Hans und Alfred Rüggeberg die Geschäftsleitung an ihre Söhne Tom und Jan.

1981 erscheint die erste Ausgabe der Rüggebergschen Werkszeitung.

1997 feiert die Firma August Rüggeberg mit vielen Gästen aus dem In- und Ausland in Marienheide ihr 100-jähriges Bestehen. Auch eine Werksbesichtigung wird unter großem Andrang angeboten.

2020 stellt die Corona-Pandemie auch Rüggeberg vor neue Herausforderungen. Der Werkzeughersteller kommt gut durch die Krise. Das Unternehmen ist finanziell und digital gut aufgestellt.

2022 feiert das Familien unternehmen mit einem Tag der offenen Türe und einer großen Feier in der Gummersbacher Schwalbe-Arena sein 125-jähriges Bestehen. (lth)

„Es war ein toller Tag. Man hat gemerkt, dass die Leute nach langem Verzicht in der Pandemie wieder zusammenkommen wollen“, berichtet Bielenberg und betont gleichzeitig: „Wir haben uns bewusst entschieden, auch in Zeiten des Krieges nicht auf die Veranstaltung zu verzichten. Denn gerade in solchen Situationen – und das haben uns nicht nur die Kriegsgenerationen gelehrt – muss man sich auch mal ablenken dürfen, muss man den Zusammenhalt durch das gemeinsame Feiern stärken.“ Es sei wichtig, den Mitarbeitenden etwas zurückzugeben, denn diese hätten das Unternehmen groß gemacht.

Über Generationen im Betrieb

Das Besondere in Marienheide: Dort arbeiten einige Familien bereits seit vielen Generationen. Nicht umsonst ist Rüggeberg eng mit dem Oberbergischen verbunden. „Bei aller globaler Ausrichtung – hier liegen unsere Wurzeln und das wird auch in Zukunft so sein“, betont Jörn Bielenberg.

Zum Abschluss der Feierlichkeiten in der Schwalbe-Arena hatten die Verantwortlichen von Rüggeberg noch eine weitere Überraschung: Sie überreichten der Marienheider Bürgerstiftung einen Scheck in Höhe von 125 000 Euro. In welche Projekte das Geld fließen soll, wird noch bekannt gegeben.

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Und wo sieht Jörn Bielenberg die Zukunft von Rüggeberg und Pferd? „Wir wollen uns auch in Zukunft weiterentwickeln und haben uns klare Ziele für das Wachstum unseres Unternehmens gesetzt. Wir können sicher noch internationaler werden und werden auch die Automatisierung vorantreiben. Aber wir bekennen uns bei all dem ganz klar zu unserem Standort hier in Marienheide“, betont der Geschäftsführer.

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