Auch im Camp NouRolf Birkhölzer aus Morsbach hütete einst das Tor des 1. FC Köln

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Rolf Birkhölzer als Fußballtorhüter in der Saison 1968/69 - im Stadion mit Ball in der Hand.

In der Bundesligasaison 1968/69 trat Rolf Birkhölzer für den 1. FC Köln an.

In zwölf Spielen stand Rolf Birkhölzer aus Morsbach für den 1. FC Köln in der Fußball-Bundesliga als Torart zwischen den Pfosten. Ein Rückblick.

Er stand für den 1. FC Köln in zwölf Spielen der Fußball-Bundesliga zwischen den Pfosten, machte sich vor knapp 60.000 Fans im legendären Camp Nou des FC Barcelona „fast in die Hose“, wurde von Uli Hoeneß bei Jugendnationaltrainer Udo Lattek angeschwärzt, arbeitete später als Journalist sowie Trainer – und wurde in Morsbach geboren: Rolf Birkhölzer, der im September seinen 75. Geburtstag feiert, blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Das wohl aufregendste Spiel seiner Karriere ist genau 55 Jahre her.

9. April 1969, Halbfinal-Rückspiel im Europapokal der Pokalsieger. 56 864 Fans des FC Barcelona bevölkern die Tribünen des Camp Nou: Eine eindrucksvolle Kulisse für die Kicker des 1. FC Köln, die mit einem 2:2 aus dem Hinspiel nach Spanien gereist sind. Im Tor steht an jenem Tag der 19 Jahre alte Rolf Birkhölzer, der im Hinspiel kurz vor Schluss für den patzenden Paul Heyeres eingewechselt worden war. Für den eigentlichen Stammtorhüter Milutin Soskic ist die Saison nach zwei Beinbrüchen bereits gelaufen.

Rolf Birkhölzer: „Bei jedem Pass haben tausende Fans ‚Olé‘ geschrien“

„Ich hätte mir fast in die Hose gemacht“, erinnert sich Birkhölzer. „In den Katakomben war ein Raum mit Altar, wo sich die Barca-Spieler bekreuzigten. Zum Spielfeld ging es eine Treppe hoch und durch eine Klappe.“ Flutlicht, der Lärm der Leute, die ohne Laufbahn direkt am Spielfeldrand saßen: Birkhölzer ist beeindruckt. „Bei jedem Pass haben tausende Fans ‚Olé‘ geschrien. Das habe ich so nie mehr erlebt“, sagt er.

Die frühe Barcelona-Führung glich der Kölner Carl-Heinz Rühl aus, doch mit drei Treffern in der zweiten Halbzeit zog der Favorit ins Endspiel ein.

In der Bundesliga gibt es dafür ein Happy End: Birkhölzer, der die ersten vier und die letzten acht Spiele der Saison 1968/69 bestreiten darf, hält mit dem FC um Co-Trainer Hans Schäfer dank eines 3:0-Sieges gegen den 1. FC Nürnberg die Klasse – der Club muss als Meister absteigen. „Das war eine große Erleichterung“, sagt der Ex-Keeper, der auswärts stets mit „Künstler“ Heinz Flohe das Zimmer teilte. „,Flocke' war technisch besser als Overath, aber Wolfgang war durchsetzungsstärker, auch mental“, erinnert er sich.

Rolf Birkhölzer zeigt auf eine Wand, auf der das Logo des 1. FC Köln angebracht ist.

Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: Rolf Birkhölzer.

Nur wenige Jahre zuvor hatte Birkhölzer von solchen Auftritten und Teamkollegen kaum zu träumen gewagt. Der Junge wird 1949 in Morsbach geboren, wo seine Großeltern leben. Er wächst teilweise in der „Republik“ auf, besucht den Kindergarten, kickt mit Freunden auf dem Kirchplatz. „Für mich war die Zeit in Morsbach immer eine Erholungsphase, weil wir in Köln direkt am Neumarkt wohnten. Ich bin sogar mal mit dem SV Morsbach als Fan zu einem Auswärtsspiel mitgefahren“, berichtet er. Im Alter von zehn Jahren tritt er dem jungen 1. FC Köln bei, erst als Mittelläufer, doch irgendwann fehlt ein Torwart. „Der Gedanke, dass ich da nicht so viel laufen muss, hat mir gefallen“, gibt er lachend zu.

Birkhölzer hat Talent, schafft es in Auswahlmannschaften. „Und das, obwohl ich in meiner ganzen Karriere nicht eine Stunde Torwart-Training bekommen habe“, wie er betont. Auf einem Lehrgang mit dem Elite-Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes gilt Bettruhe um 22 Uhr, doch die Stimmung im Mehrbettzimmer ist zu aufgekratzt, um ans Schlafen zu denken. Einer stört sich am Gequassel der Mitspieler: Der junge Angreifer Uli Hoeneß verpfeift Birkhölzer und die anderen „Unruhestifter“ bei Trainer Udo Lattek. „Seitdem ist mein Verhältnis zu Uli Hoeneß nicht das allerbeste“, sagt Birkhölzer schmunzelnd.

Rolf Birkhölzer: 1981 endet die aktive Laufbahn – Arbeit als Journalist und Trainer

Nachdem der FC im Sommer 1969 Manfred Manglitz als neue Nummer eins verpflichtet, rückt Birkhölzer zurück ins zweite Glied. „Von Manglitz habe ich viel über Frauen erfahren, aber keine Einsätze mehr bekommen. Er wollte zur WM 1970 und ist deswegen auch in den Freundschaftsspielen aufgelaufen“, erzählt Birkhölzer, der schließlich zu Hessen Kassel in die damalige Regionalliga wechselt: „Dort hatte ich die Möglichkeit, an der neuen Uni mit meiner Mittleren Reife den Status als Fachlehrer zu erreichen.“ Auch wenn er nie in diesem Beruf arbeitet, weil das Land Hessen zu der Zeit keine Lehrer einstellt.

Mit Kassel verpasst Birkhölzer knapp die Qualifikation für die 2. Bundesliga. Nach weiteren Stationen bei kleineren Klubs beendet „Birke“ 1981 seine aktive Laufbahn und arbeitet fortan erfolgreich als Journalist und Trainer. 1982 führte er den FSV Frankfurt als Hessenliga-Meister in die 2. Bundesliga, und noch heute coacht der 74-Jährige den Nachwuchs an seinem Wohnort Wetzlar. Gerne auch torwartspezifisch: „Wenn ein Neunjähriger Manuel Neuer sein will, dann soll er das. Was er jetzt kann, verlernt er nicht mehr“, sagt Birkhölzer.

Morsbach besuchte der ehemalige FC-Torhüter vor Jahren noch mal mit seinem Sohn. „Wir waren im Freibad und auf dem Friedhof, wo meine Großeltern liegen. Ich habe ihm die Plätze meiner Jugend gezeigt“, berichtet Birkhölzer. Wo der Weg begann, der ihn mit dem 1. FC Köln sogar bis nach Barcelona führte.

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