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Unterwegs mit dem WegemanagerNeues Qualitätssiegel für den Bergischen Panoramasteig

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Am Blockhaus-Parkplatz bei Reichshof-Tillkausen wirft Wanderwegemanager Wastl Roth-Seefrid den Freischneider an, um den Zugang zum Bergischen Panoramasteig eindeutig erkennbar zu machen.

Am Blockhaus-Parkplatz bei Reichshof-Tillkausen wirft Wanderwegemanager Wastl Roth-Seefrid den Freischneider an, um den Zugang zum Bergischen Panoramasteig eindeutig erkennbar zu machen.

Wastl Roth-Seefrid aus Waldbröl und die kommunalen Bauhöfe haben die insgesamt 244 Kilometer lange Wanderstrecke auf Vordermann gebracht.

Wenn Wastl Roth-Seefrid Quittungen an Bäume klebt, so bedeutet das nicht, dass er Oberbergs Wälder mit alten Kassenzetteln dekoriert. Quittungen sind im Fachjargon von Wegemanagern wie eben Roth-Seefrid jene Zeichen, die Wandernde als erste erblicken, sind sie von einem Weg in den nächsten abgebogen. „Hinter jeder Abzweigung sollte sich ein solcher Hinweis finden“, erklärt der Waldbröler, der in Diensten des Naturparks Bergisches Land steht und gerade die dicke, schwarze Klebepaste auf den nächsten Schildrücken aufträgt.

An diesem Nachmittag ist der 50 Jahre alte Wanderwegemanager in der Nähe der Reichshofer Ortschaft Tillkausen unterwegs, rund um das Blockhaus und die Wacholderheide bringt er den Bergischen Panoramasteig auf Vordermann und beseitigt auf Etappe 8 Mängel, die ein Fachunternehmen zuvor entdeckt hat. 30 solcher Stellen finden sich insgesamt auf der Liste. „Diese Begehung und die anschließende Aufarbeitung der Mängel finden alle drei Jahre statt“, erklärt Roth-Seefrid. „Das ist notwendig, wenn der Bergische Panoramasteig auch weiterhin als hochwertig zertifiziert werden soll.“

Eine schwarze Schleife auf gelbem Grund markiert den Bergischen Panoramasteig. Hier bringt Wastl Roth-Seefrid ein sogenanntes Beruhigungszeichen an.

Eine schwarze Schleife auf gelbem Grund markiert den Bergischen Panoramasteig. Hier bringt Wastl Roth-Seefrid ein sogenanntes Beruhigungszeichen an.

So vergibt der Deutsche Wanderverband mit Sitz in Kassel das Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“, viermal hat der Panoramasteig diesen Titel seit 2013 bereits bekommen. Und am Mittwoch, 3. September 2025, wird Wastl Roth-Seefrid beim „Caravan-Salon“ in den Düsseldorfer Messehallen die Urkunde erneut entgegennehmen – und ebenso die für den 259 Kilometer langen Bergischen Weg, denn auch der ist in den vergangenen Wochen erneut aufpoliert worden.

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Auch für den Wegemanager geht es im Grünen immer bergauf und talabwärts

Bis dahin steuert er den quietschgrünen Suzuki Jimny durchs Grüne, quält das kleine Geländefahrzeug mit einer kompletten Werkstatt an Bord bergauf und talab. Immer griffbereit ist die Aufstellung der Aufgaben, die der Wegemanager aus Waldbröl noch abzuarbeiten hat – der Reststapel ist überschaubar. „Die Bauhöfe der Anrainerkommunen haben ihre Arbeit längst erledigt“, lobt Roth-Seefrid und denkt etwa an Stellen am Gummersbacher Helberg und bei Bergneustadt-Rosenthal, die von dichtem Bewuchs befreit werden mussten, und an gefällte Wegweiserpfosten in Morsbach. Und wieder tritt er aufs Bremspedal, wieder will eine neue Quittung geklebt werden.

„Unsere Schilder werden meistens nicht mehr angenagelt – nur noch dann, wenn das Holz erkennbar tot ist, oder es zum Beispiel einen Pfosten gibt“, schildert der Fachmann aus Schönenbach. An dieser Stelle aber ist nichts mehr zu retten: Das Wanderzeichen ist kaum noch zu sehen, der Pfahl schief und morsch – er muss weg. Roth-Seefrid zieht ihn aus den Büschen und macht ihn mit der Säge klein.

An Bord seines quietschgrünen Dienstfahrzeugs hat Wastl Roth-Seefrid aus Waldbröl nahezu eine komplette Werkstatt.

An Bord seines quietschgrünen Dienstfahrzeugs hat Wastl Roth-Seefrid aus Waldbröl nahezu eine komplette Werkstatt.

Dann hält er Ausschau nach einem passenden Stamm, schneidet ein Sichtfenster frei. Und mit einer Stahlbürste raut er die Rinde einer jungen Vogelbeere auf, dann bringt der Wegemanager das rechteckige Zeichen an – gelb ist das Metallschild, darauf finden sich ein schwarzer Kringel – die Schleife des Panoramasteigs – und das Logo des Tourismusverbandes „Das Bergische“. Buchen bevorzugt der Experte aufgrund ihrer glatten Rinde.

Neben diesen Quittungen erneuert Wastl Roth-Seefrid auch die Beruhigungszeichen: Diese geben Wandernden in regelmäßigen Abständen – meist sind es 250 Meter – die Bestätigung und Gewissheit, dass sie auf dem Bergischen Panoramasteig laufen und nicht etwa vom rechten Weg abgekommen sind.

Jede ausgeführte Arbeit auf dem Bergischen Panoramasteig wird per Smartphone in einer Datenbank dokumentiert

Hat Roth-Seefrid seine Arbeit getan, markiert er die Stelle in einer interaktiven Landkarte auf dem Bildschirm seines Smartphones und sendet die Koordinaten sowie ein Foto der reparierten Stelle zur Dokumentation an eine Datenbank, die beim Rheinisch-Bergischen Kreis angesiedelt ist. „Darauf kann wiederum der Deutsche Wanderverband zugreifen und somit stets nachvollziehen, dass wir unsere Aufgaben erledigen.“ Drei Wochen lang ist Wanderwegemanager Roth-Seefrid dafür etwa auf dem Bergischen Panoramasteig unterwegs.

Jene Arbeiten sind recht vielfältig: „Verschwundene“ Schilder werden ersetzt, verblichene gegen neue ausgetauscht, zugewucherte Stellen freigelegt, Schutzhütten am Wegesrand instandgesetzt – bewertet werden die Vorzüge einer solchen Wanderstrecke dann mit Punkten. Sonderpunkte vergibt der Wanderverband zudem für tolle Ausblicke, bequemes und entspannendes Laufen auf Naturboden und sogar für eine natürliche Stille auf der Route.

Seit 2013 fließen Fördermittel der EU für den Panoramasteig, bis 2030 muss alle drei Jahre eine solche Neuzertifizierung daher erfolgen. Ein Grund für den bisherigen Erfolg sei auch, sagt Wastl Roth-Seefrid, dass mancher Förster Baumstümpfe am Wegesrand nach den Stürmen von 2019 stehen ließ: „Und diese nutzen wir heute zur klaren Markierung.“


Zahlen und Fakten zum Bergischen Panoramasteig

Der Bergische Panoramasteig führt auf 244 Kilometern in einer Schleife durch das Bergische Land. Er ist in zwölf Etappen mit Längen von 16,1 bis 24,6 Kilometern aufgeteilt. Die meisten und längsten Strecken liegen im Oberbergischen Kreis, kürzere Routen finden sich im Rheinisch-Bergischen Kreis, einige wenige auch im Märkischen Kreis. Start und Ziel ist in Engelskirchen-Ründeroth (Brückenstraße 6).

Die Wacholderheide bei Reichshof-Branscheid ist eine der vielen natürlichen Attraktionen am Rand des Bergischen Panoramasteigs.

Die Wacholderheide bei Reichshof-Branscheid ist eine der vielen natürlichen Attraktionen am Rand des Bergischen Panoramasteigs.

Bereits viermal ist der Panoramasteig als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ gewürdigt worden. Die Steinbrüche in Lindlar sowie das LVR-Freilichtmuseum dort sind unterwegs ebenso Attraktionen wie der Affen- und Vogelpark in Reichshof-Eckenhagen und die Große Dhünn-Talsperre in Wermelskirchen sowie die Wacholderheide bei Reichshof-Branscheid und das Blockhaus, der Hausberg der Gemeinde, und auch der Aussichtsturm auf der Hohen Hardt in Morsbach.

Der höchste Punkt des Panoramasteigs liegt nach Angaben von Wastl Roth-Seefrid am Blockhaus mit einer Höhe von etwa 509 Metern.

www.bergisches-wanderland.de/bergischer-panoramasteig