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StauanlageKleinkrieg an der Agger

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Ortstermin am Wasserkraftwerk Haus Ley (v.r.): MdB Oliver Krischer, Betreiber Bernd Walters, Bürgermeister Gero Karthaus sowie Jürgen Bernholz und Hans Reitzer vom Angelverein.

Ründeroth – In der Brust von Oliver Krischer wohnen zwei Seelen, darin geht es ihm wie den meisten grünen Politikern. Zum einen ist er ein Naturschützer und will Pflanzen und Tieren ungestörte Lebensräume bieten. Zum anderen möchte er die Klimawende befördern, was meist mit drastischen Eingriffen in die Landschaft verbunden ist.

Das ist bei der Wasserkraft, bei der die Stauanlagen den natürlichen Fluss des Wassers und seiner Bewohner behindern, nicht viel anders als bei der derzeit auch in Oberberg umstrittenen Windenergie. Und doch hat Krischer, grüner Bundestagsabgeordneter aus Düren und energiewirtschaftlicher Sprecher seiner Fraktion, eine klare Meinung zu den Nöten der Anlagenbetreiber an der Agger: „Ich habe den Eindruck, dass die Kölner Bezirksregierung hier über das Ziel hinausschießt.“

Krischer bestätigt, dass nirgendwo sonst im Land die Wasserkraftanlagen so strengen Auflagen ausgesetzt seien wie im Regierungsbezirk Köln. „Ich höre immer wieder, dass die Bezirksregierung versucht, Betreiber rauszudrängen, um die Durchgängigkeit von Gewässern zu erreichen – mit dem Ergebnis, dass gar nichts passiert“, ärgert sich Krischer, der gestern auf Einladung des Geschäftsführers der Aggerkette, Dr. Bernd Walters, an einem Ortstermin am Stauweiher nahe Haus Ley teilgenommen hat.

Der Aggerkette betreibt außerdem die Agger-Wasserkraftanlagen Ehreshoven I und II, Ohl-Grünscheid, Wiehlmünden und Osberghausen sowie den Wiehlstau in Bieberstein und weitere Anlagen in NRW. Allein die Engelskirchener Anlagen erzeugen regenerativen Strom für etwa 3000 Haushalte.

Geschäftsführer Walters fühlt sich geradezu verfolgt von den Sachbearbeitern der Bezirksregierung. Er klagt über einen „zermürbenden Kleinkrieg mit unangemessenen Gängeleien und Schikanen“ und kann eine lange Liste von Rechtsstreitigkeiten anführen. Beispielsweise versuche die Behörde ihn immer wieder dazu zu zwingen, an den Stauanlagen den Wasserspiegel abzusenken, obwohl sich in jedem Fall habe nachweisen lassen, dass es dafür keine sachlichen Grund gibt. Die Bezirksregierung selber wollte sich gestern auf Anfrage nicht zur Sache äußern.

Bartels findet vor Ort breite Unterstützung. Diese reicht vom Aggerverband über den Angelverein, den Sprecher der Grünen-Gemeinderatsfraktion Helmut Schäfer („Das alles hat wenig zu tun mit den Zielen der Landesregierung“) und Friedrich Meyer vom Naturschutzbund („Die Bezirksregierung sollte einen Ausgleich schaffen und nicht auf stur stellen“) bis hin zu Bürgermeister Dr. Gero Karthaus. Letzterer hält das Thema Durchlässigkeit für „abgefrühstückt“, weil die Agger ohnehin kein Lachsgewässer werden würde. Die Wasserkraft sei dagegen die wirtschaftlichste Form der erneuerbaren Energie in Oberberg, „nicht von ungefähr haben schon unsere Vorfahren darauf gesetzt“. Karthaus und Krischer wollen sich nun gemeinsam um einen Termin bei der Regierungspräsidentin kümmern, damit die Nutzung der Wasserkraft an der Agger Oberwasser bekommt.