WindparkGroßes Interesse am Nutscheid-Projekt auch in Waldbröl

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Johannes Thema von der „Wind in der Nutscheid“ (rechts) zeigt Interessierten und Waldbröler Politikerinnen und Politik am Hohen Wäldchen, wo auf dem Nutscheid-Höhenzug die Windräder platziert werden könnten.

Am Höhen Wäldchen zeigt Johannes Thema (r.) von der Initiativgruppe „Wind in der Nutscheid“, wo Windräder aufgestellt werden könnten.

Rund 120 Interessierte wollten am Donnerstagabend im Waldbröler Bürgerdorf wissen, wo und wie der Nutscheid-Windpark entstehen könnte.

Fast 32 Millionen Euro aus Waldbröl landen pro Jahr auf Konten jenseits der Stadtgrenzen — Geld, das die gesamte Marktstadt für Energie ausgibt. Errechnet hat diese Summe die Initiativgruppe „Wind in der Nutscheid“, die auf beiden Seiten dieses Höhenzugs einen Windpark bauen will. Sieben, gut 250 Meter hohe Anlagen sollen errichtet werden – zwei davon auf dem Gebiet der Stadt Waldbröl, die übrigen in den Nachbargemeinden Ruppichteroth und Windeck.

Am Donnerstag hat die vor zwei Jahren in Windeck gegründete Gruppe ihr Vorhaben vorgestellt, etwa 120 Interessierte waren der Einladung ins Waldbröler Bürgerdorf am Alsberg gefolgt. Zuvor ließen die Initiatoren und eine Handvoll Schaulustiger vom Hohen Wäldchen aus die Blicke schweifen.

Mehr als 120 Interessierte sind in Waldbröls Bürgersaal gekommen, um dort von der Initiative „Wind in der Nutscheid“ und einigen Fachleuten mehr zu erfahren über den geplanten Bau eines Windparks auf dem Nutscheid-Höhenzug zwischen Windeck, Waldbröl und Ruppichteroth. Der Saal war vollbesetzt.

Mehr als 120 Interessierte sind in Waldbröls Bürgersaal gekommen, um dort von der Initiative „Wind in der Nutscheid“ und einigen Fachleuten mehr zu erfahren über den geplanten Bau eines Windparks auf dem Nutscheid-Höhenzug zwischen Windeck, Waldbröl und Ruppichteroth.

„Wir haben allein Flächen ins Auge gefasst, die nach Schäden durch den Borkenkäfer und die Trockenheit vergangener Sommer gerodet worden sind und seither brachliegen“, betonte dort Johannes Thema, einer der Gründer. Starten will die Initiative so bald wie möglich und mit zunächst drei Anlagen, dafür möchte der bisher öffentlich nichtgenannte Projektentwickler Flächen bei Bladersbach und Geilenkausen sowie bei Velken (Ruppichteroth) kaufen. Thema: „Die Verhandlungen laufen bereits.“

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Bundestagsabgeordneter Maik Außendorf sagte in Waldbröl, das Vorhaben zu unterstützen

Unterstützung erhalten der Windecker und seine Mitstreitenden von Maik Außendorf: Der Politiker aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis sitzt für die Grünen im Bundestag, er ist Digitalpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion und radelt bei einer Sommertour gerade durch Nordrhein-Westfalen – von Siegburg kommend und mit Kurs auf Gummersbach machte er Station am Hohen Wäldchen, einem früheren Radarposten der amerikanischen Streitkräfte übrigens. „Für diese Region ist der Windpark ein Schlüsselprojekt“, urteilte er und versprach, der Initiativgruppe vor allem durch die Bürokratie zu helfen.

Wie gewaltig die geraten kann, das verdeutlichten im Bürgersaal dann Marc Messerschmidt und Björn Hohenstein vom Landesbetrieb Wald und Holz. Messerschmidt betonte, dass Waldbröl per Gesetz bis 2027 rund 126 Hektar an Boden für die Gewinnung erneuerbarer Energie aus der Windkraft ausweisen müsse, das seien zwei Prozent des gesamten Stadtgebiets. 16,7 Hektar gelten seit Jahren bereits als Vorrangflächen dafür.

Zurzeit schöpft die Marktstadt den Zahlen von Johannes Thema zufolge nur 3,7 Prozent ihres gesamten Verbrauchs aus eben solchen Quellen, dazu gehörten auch zwei veraltete Windräder bei Geiningen. Den jährlichen Stromverbrauch in Waldbröl bezifferte er auf rund 88 Gigawattstunden. „Wollte man den mit Photovoltaik decken, müssten Anlagen mit einer Größe von 140 Hektar her, das sind 196 Fußballfelder“, erklärte der Wissenschaftler, der am Wuppertal-Institut beschäftigt ist. „Eine einzige Windkraftanlage aber könnte bereits 15 Gigawattstunden im Jahr erzeugen – wir planen derzeit mit einer Gesamtfläche von 5,5 Hektar.“

Für eine Genossenschaft als Betreiber warben derweil Thomas Willmer und Guido Wendeler von der 2008 in Lindlar gegründeten Energie-Genossenschaft Bergisches Land, auch bekundeten sie das eigene Interesse, Kapital in den Nutscheid-Windpark zu investieren.

Die Fragerunde danach verlief ruhig und weitestgehend sachlich – was nicht unbedingt zu erwarten war, hatte es in den Tagen zuvor doch im Internet etliche Anfeindungen und Pöbeleien gegen die Veranstalter gegeben. Manche davon, so die Initiativgruppe, seien sogar strafrechtlich verfolgungswürdig.

Beschlüsse aus der Waldbröler Politik gibt es noch nicht. Bürgermeisterin Larissa Weber kündigte an, der Stadtrat werde in der Sitzung am 27. September eine Grundsatzentscheidung über das Vorhaben fällen.


Am selben Abend ging es auch um den Ausbau des Glasfasernetzes

Windkraft hier, Breitbandinternet dort: Nahezu zeitgleich am Donnerstagabend stellte das Ismaninger Unternehmen „Unsere grüne Glasfaser“ (UGG) im Hollenberg-Gymnasium seine Pläne für einen Ausbau des Glasfasernetzes in Waldbröl vor, dieser soll noch in diesem Jahr beginnen und spätestens 2026 beendet sein. Rund 180 Interessierte ließen sich in der Schulaula darüber informieren, etwa 100 weitere verfolgten die Veranstaltung im Live-Stream. Ob bereits Verträge oder zumindest Absichtserklärungen unterschrieben worden sind, ließ die UGG am Freitag allerdings noch offen.

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