Plan B für DrabenderhöheAktionsbündnis schlägt Alternative zum Gewerbegebiet vor

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Drabenderhöhe geplantes Gewerbegebiet

Die Drabenderhöhe bei Wiehl

Drabenderhöhe – Am liebsten wäre es dem Aktionsbündnis weiterhin, die Fläche am Ortseingang von Drabenderhöhe bliebe gänzlich unbebaut. Weil die Bürgerinitiative aber davon ausgeht, dass Kompromissbereitschaft weiter führt als Totalopposition, hat sie nun ein Alternativkonzept vorgelegt: Nur ein Drittel der überplanten Fläche soll bebaut werden. Und zwar nicht mit Industriehallen, sondern mit einer kleinteiligen Mischung von Wohnungen und Gewerbe in einer nachhaltigen Mustersiedlung.

Das Konzept liegt bereits dem Bürgermeister und den Stadtratsfraktionen vor. Entwickelt wurde es von zwei kompetenten Mitstreitern des Bündnisses: Katrin Schäfer (49) aus Verr arbeitet als Architektin, die Büddelhagenerin Brigitte Caster (63) ist emeritierte Professorin der Technischen Hochschule Köln mit dem Fachgebiet Ökonomie und Organisation des Planens und Bauens.

„Gewerbegebiet wäre der letzte Sargnagel“

Mit dieser Fachkunde sind die beiden zu der Auffassung gelangt, dass ein Gewerbegebiet am Drabenderhöher Ortseingang, wie es die Stadt in einem ersten Planungsentwurf skizziert hat, eine städtebauliche Katastrophe wäre. Die Architektinnen sind sich einig, dass Drabenderhöhe ohnehin ein städtebauliches Sorgenkind ist. Nun stehe der Ort an einem Scheidepunkt. Katrin Schäfer warnt: „So ein großes Gewerbegebiet wäre der letzte Sargnagel.“

Ihre Alternativplanung dagegen könne die Entwicklung des Orts positiv beeinflussen. Neue Einwohner brächten mehr Nachfrage für Handel, Gastronomie und Dienstleistung im Dorf und einen Impuls für das Vereinsleben. Der Clou wäre ein „Anger“, also ein öffentlicher Platz für Freiluftveranstaltungen, ein weiterer Ortskern, von dem aus beispielsweise der Erntezug starten könne.

Wo genau die neue Bebauung entstehen könnte und wie viele Wohneinheiten möglich sind, müsse eine konkrete Planung ergeben, sagen die Planerinnen. Ein Drittel des Planungsgeländes aber reiche aus, um die Aufwendungen der Stadt zu refinanzieren. Um den Flächenverbrauch gering zu halten, schwebt ihnen eine nachhaltige Baulandentwicklung vor, am besten in einer „Plusenergiesiedlung“ , also einem Quartier, das beispielsweise über Photovoltaik mehr Energie produziert als die Nutzer verbrauchen.

Veranstaltung

Das Aktionsbündnis ist seit Juli ein eingetragener Verein. An der Spitze des siebenköpfigen Vorstands amtieren Christoph Lenk, Sandra Weißbrodt und Manuela Ruland. Am Samstag, 29. August, 16 Uhr, lädt das Bündnis zu einer weiteren Veranstaltung am Rand des umkämpften Geländes am Ortseingang ein: Auf einer „langen Bank“ soll es Gelegenheit geben, (in gebotenem Hygieneabstand) über die Alternativplanung zu diskutieren. (tie)

Das ebene Gelände biete sich für ein barrierefreies und inklusives Wohnen für Jung und Alt an. Ergänzend könne man kleinteiliges Gewerbe ansiedeln wie ein Café, einen Direktverkauf von solidarisch produzierten Nahrungsmitteln, einen Pflegedienst und Co-Working-Spaces. Katrin Schäfer meint: „Hier könnte eine Modellsiedlung entstehen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus ausstrahlt.“ Es sei nicht unwahrscheinlich, dass dafür Fördermittel von Land und Bund zu bekommen sind. Allemal könne die Stadt mit Einkommensteuereinnahmen rechnen, „und zwar direkt“, heißt es im Konzept, „und nicht wie bei einer reinen Gewerbenutzung frühestens nach der Abschreibung in 15 bis 20 Jahren“.

Die Pläne der Arbeitsgruppe seien im Vorfeld der Veröffentlichung im Aktionsbündnis breit diskutiert worden, versichert Katrin Schäfer. Über den Basisverteiler erreiche man rund 300 Unterstützer. „Neun von zehn“ der Gegner des Gewerbegebiets seien einverstanden, dass man der Stadt mit dem Angebot einer Teilbebauung entgegenkomme.

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