Siebenbürger-Sachsen-SiedlungDrabenderhöhe soll eine neue Wohngemeinschaft bekommen

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Brandsch-Boehm

Jürgen Brandsch-Böhm in seiner Wohnstraße, dem „Reenerland“. Dort kann man sehen, wie die einst baugleichen Siedlungshäuser teils stark um- und ausgebaut wurden.   

  • Wie wohnt Oberberg in Zukunft? Diese Frage beleuchten wir in unserer Serie. Heute geht es um eine die Gründung einer Genossenschaft, die in Drabenderhöhe neuen Wohnraum schaffen soll.

Drabenderhöhe – Zu jedem Haus gehörte ein Kleintierstall. Die Grundstücke in der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung wurden in den 1960er Jahren so bemessen, dass ein großzügiger Gemüsegarten Platz hatte. Die Wohnfläche in den konfektionierten Häusern für die teils vielköpfigen Familien war dagegen nach heutigen Maßstäben knapp kalkuliert. Die Eheleute Brandsch-Böhm wohnten auf 124 Quadratmetern zeitweise mit vier Kindern und einer Großmutter.

Heute ist das Haus viel zu groß für nur noch zwei Bewohner. Ganz zu schweigen von dem Garten, dessen Bewirtschaftung dem 82-jährigen Jürgen Brandsch-Böhm und seiner Frau Christa zunehmend schwer fällt. Dennoch wollen sie dort wohnen bleiben, so lange es nur geht. In anderen Häusern der Siedlung wohnen einige Senioren nur noch ganz allein. Eigentlich eine Verschwendung angesichts des viel beklagten Wiehler Wohnraummangels, findet Jürgen Bransch-Böhm. So kam er auf seine Idee.

Viele ältere Hausbesitzer

Der gebürtige Siebenbürger möchte neuen Wohnraum schaffen und dafür eine Genossenschaft gründen. „In der Siedlung gibt es viele ältere Hausbesitzer“, heißt es in Brandsch-Böhms Konzept. Unter deren Dächern gebe es oft bereits eine separate zweite Wohneinheit, die früher etwa von den Großeltern bewohnt wurde. Die Eigentümer würden eine Vermietung aber scheuen, weil sie Ärger mit dem Mieter und nervenraubende Bürokratie fürchten.

„Noch schwieriger wird es, wenn ein Umbau oder eine energetische Sanierung erforderlich wird“, weiß Brandsch-Böhm und geht davon aus, dass das in den meisten der mehr als 50 Jahre alten Häusern in erheblichem Umfang der Fall ist. Die neue Genossenschaft könnte sich um all diese Probleme kümmern. Sie könnte die Eigentümer beraten, den Umbau organisieren, die Finanzierung sicherstellen und die Vermietung managen.

Gut vernetzt in Drabenderhöhe

Jürgen Brandsch-Böhm ist gut vernetzt in Drabenderhöhe. Über viele Jahre hat er sich in der Jugendarbeit des Sportvereins verdient gemacht. Zudem war er immer aktiv in seiner „Nachbarschaft“. Darunter versteht man in der Drabenderhöher Siedlung weitaus mehr, als man landläufig darunter versteht. Es handelt sich um eine traditionelle siebenbürgische Organisationsform mit Nachbarschaftsvater oder -mutter an der Spitze, eine Mischung aus Festkomitee, Informationsbörse und Schlichtungsstelle.

Dieses besondere Netzwerk unter dem Dach der siebenbürgischen Kreisgruppe würde Brandsch-Böhm gern für den Aufbau der Genossenschaft nutzen und wirbt dafür unter seinen Landsleuten. Doch auch die Banken und vor allem die Stadt Wiehl will er von Anfang an ins Boot holen, schon um Geld einzuwerben. „Es gibt die Fördergelder“, ist Brandsch-Böhm überzeugt, „man muss nur wissen, wie man rankommt.“

Bürgermeister ist interessiert

Bei Bürgermeister Ulrich Stücker stößt der Drabenderhöher mit seiner Initiative durchaus auf Interesse. „Die Frage, wie man der Siedlung eine Perspektive geben kann, haben wir uns auch schon gestellt“, sagt Stücker, schränkt aber ein: „Derzeit gehen die Häuser auch so weg.“ Und zwar oft unter der Hand, ohne dass ein Makler eingeschaltet werden müsste. Drabenderhöhe sei mit seiner Infrastruktur und guten Verkehrsanbindung eben ein attraktiver Wohnort.

Stücker kann sich dennoch und gerade deshalb vorstellen, dass die Stadt der Genossenschaft beratend zur Seite steht. So könnte man mit einer Musterplanung für ein Haus, eines der tiefen Grundstücke oder einen ganzen Straßenzug Möglichkeiten skizzieren, wie die Wohnsiedlung verdichtet werden kann und wieder mehr Menschen Wohnraum finden.

Verdichtung sorgt auch für Probleme

Der Bürgermeister weiß aber auch, dass solch eine Verdichtung mit Augenmaß geschehen muss, um nicht Verkehrs- und Parkprobleme oder den Widerstand der Anwohner zu provozieren. Erst am Donnerstagabend standen solche Probleme wegen Bauprojekten in Bielstein und Oberbantenberg auf der Tagesordnung des städtischen Planungsausschusses.

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Jürgen Brandsch-Böhm sieht vor allem die Vorzüge eines Projekts, das einen im Wortsinn „sozialen“ Wohnungsbau ermöglichen könnte, ohne neue Flächen zu versiegeln: Er träumt von einer Gemeinschaft von alten und jungen Leuten, von Eingesessenen und Neubürgern. So wie sie in Drabenderhöhe schon einmal entstanden ist.

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