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Bergisch GladbachPolitik setzt angesichts explodierender Kosten bei Schulbau den Rotstift an

Lesezeit 4 Minuten
Mehrere Containerbauten stehen nebeneinander.

Die Zeit drängt: Auf dem Gelände der Containeranlage, in der aktuell noch die GGS Bensberg einquartiert ist, soll ein Zusatzbau für das Otto-Hahn-Gymnasium errichtet werden.

Beim Neubau eines Klassenhauses für das Otto-Hahn-Gymnasium drängt die Politik jetzt auf Einsparungen. Verwaltung muss neuen Entwurf vorgelegen.

Angesichts der Rekordsumme in Höhe von mindestens 160 Millionen Euro, die für den Neubau der Integrierten Gesamtschule Paffrath im Raum stehen, setzt die Politik jetzt den Rotstift an: beim Neubau eines Klassenhauses für das Otto-Hahn-Gymnasium, das den dringend benötigten Schulraum für die zusätzliche G 9 Stufe sichern soll. „Wir müssen diese Diskussion führen und um jeden Euro kämpfen, sonst fallen andere Projekte hinten runter“, sagte Robert-Martin Kraus von der CDU.

Hinter der einstündigen Grundsatzdiskussion in der Sondersitzung des Schulausschusses verbarg sich die Frage: Wie sollen wir das alles bezahlen? Andreas Ebert (SPD) war es, der das Fass aufmachte. Als Beispiel musste das geplante zweigeschossige Klassenhaus in Schnell-Modulbauweise für das Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) herhalten, für das die Schulbau GmbH Standort, Entwurf und Kosten präsentierte.

Standort ist aus Sicht der SPD falsch gewählt

„Statt zuletzt 5,3 Millionen stehen jetzt 8,3 Millionen Euro auf dem Zettel“, kritisierte Ebert und ging Sebastian Rolko, Geschäftsführer der Schulbau GmbH, und Fachbereichsleiterin Alexandra Meuthen hart an. „Sie haben sich über unsere Botschaft hinwegsetzt, eine wirtschaftliche Lösung zu finden.“ Abgesehen davon hielt er den Standort für das Gebäude, in das im Sommer 2026 die 5er und 6er-Klassen einziehen sollen, für völlig falsch gewählt.

Platziert werden soll das Gebäude nach Prüfung von insgesamt sieben Stellen auf einer Tartanbahn am östlichen Rand des Schulgeländes. Dort stehen Container, die zurzeit von der GGS Bensberg genutzt werden bis zum Umzug in diesem Sommer in den Neubau an der Karl-Philipp-Straße.

„Der erst kürzlich gefasste Beschluss des Sportausschusses legt fest, keine weiteren Sportflächen mehr zu bebauen“, mahnte Ebert. Den Einwand Rolkos, dass die restliche Containerfläche für sportliche Aktivitäten umgestaltet werden solle, ließ Ebert nicht gelten.

Das ist eine Planung ohne Sinn und Verstand
Andreas Ebert, SPD

Als weiteren Einwand führte Ebert an, das Gebäude liege versteckt hinter der Turnhalle. „Die neuen Fünftklässler finden den Weg dorthin nicht.“ Den Bau selbst fand er überdimensioniert. Statt einer Bruttofläche von 1685 Quadratmeter müssten seiner Rechnung nach 1250 Quadratmeter reichen: „Das ist eine Planung ohne Sinn und Verstand“, lautete sein Fazit.

Dieser Vorwurf saß tief, das war Rolko anzumerken. „Der Zeitdruck für sein engagiertes Team sei immens. In der knappen Zeit, die wir haben, sind wir zu einem guten Ergebnis gekommen“, betonte er, und fügte hinzu: „Das ist kein Schulbau in Glanz und Gloria.“ Einwände des Gymnasiums gegen die vorliegende Planung seien ihm nicht bekannt.

Dies bestätigte Karl-Josef Sulski auf Anfrage dieser Zeitung . „Nach einem Tag wissen die Kinder, wie sie gehen sollen“, hält er dieses Argument von Ebert für absurd und vorgeschoben. Die Sportflächen fehlten seit über zehn Jahren, seit die Schulcontainer dort stehen. Insofern zähle dies für ihn erst einmal nicht.

„Uns läuft die Zeit davon. Diesem Zeitdruck ordne ich alles andere unter.“ Auf seinem Schreibtisch steht ein Counter. „Es sind noch genau 477 Tage, bis dahin muss der Zusatzbau stehen. Wenn nicht, steht am 1. September 2026 ein ganzer Jahrgang von 120 Kindern auf der Straße.“ Das Schulgebäude selbst sei aktuell zu 100 Prozent ausgelastet. Es bliebe dann nur noch die Eissporthalle als Notquartier.

Dass die öffentliche Hand nach Einsparmöglichkeiten suche, könne er verstehen. Mit Fachbereichsleiterin Meuthen sei bereits ein Termin vereinbart, um zu überlegen, wo räumliche Abstriche gemacht werden könnten: „Von mir aus kann auch eine Toilette wegfallen oder der Flur verkleinert werden.“ Aber was ihn wirklich ärgere, ist, dass allen bekannt sei, dass das OHG seit der Planung 2017 lediglich auf G 8 ausgerichtet war: „Und jetzt tickt die Zeit.“

Die Fraktionen beauftragten Schulbau GmbH und Verwaltung einstimmig, einen zweiten Entwurf für ein abgespecktes Klassenhaus, eine Überprüfung des Standortes sowie eine Planung mit Kosten für die Gestaltung von Sportflächen in der nächsten Sitzung im Juni vorzulegen. Der Countdown an der Schule läuft derweil weiter: Sulskis Zähler zeigt ab heute nur noch 476 Tage an.