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Polizei ermitteltWollten Täter die Bergisch Gladbacher Familie mit Schüssen einschüchtern?

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Straßenschilder mit den Aufschriften „Alte Wipperfürther Straße“ und „Köln“.

Die Familie wohnt an der Alten Wipperfürther Straße.

Unbekannte haben am Wochenende auf das Haus einer vierköpfigen Familie in Bergisch Gladbach geschossen.

Die Rollladen sind mittlerweile heruntergelassen, das zerschossene Fenster im ersten Stock des Einfamilienhauses an der Alten Wipperfürther Straße nicht mehr zu sehen, in dem eine Familie am Wochenende Todesängste ausgestanden haben muss, als Projektile das Fenster durchschlugen. Hell erleuchtet soll das Fenster des Raums gewesen sein, in das die Projektile einschlugen. Die Familie blieb unverletzt.

Derweil kommen Polizei und Staatsanwaltschaft nach Informationen dieser Zeitung zu der ersten Einschätzung, dass der oder die Täter die Familie gar nicht gezielt treffen wollte. „Konkrete Anhaltspunkte für das Vorliegen eines versuchten Tötungsdelikts gibt es nicht“, bestätigt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer als Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft am Montag auf Nachfrage dieser Zeitung. Die durchgeführte Tatortbesichtigung und Spurenauswertung hätten bisher „keine entsprechenden Anhaltspunkte“ geliefert, so Bremer.

Zu den Hintergründen ist noch vieles unklar.
Ulrich Bremer, Oberstaatsanwalt Köln

Sollten die gleichwohl lebensgefährlichen Schüsse mit scharfer Munition die Familie stattdessen gezielt einschüchtern? „Zu den Hintergründen ist noch vieles unklar“, sagt Oberstaatsanwalt Bremer, ein „Bezug zum Rockermilieu“, wie er sich in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit ergeben habe, sei unterdessen bislang „nicht erkennbar“.

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Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen stattdessen laut Oberstaatsanwalt derzeit, „ob die Tat vor dem Hintergrund geschäftlicher Beziehungen des geschädigten Wohnungsinhabers zu sehen“ ist. Bremer: „Weiteres kann ich mit Blick auf die laufenden Ermittlungen derzeit nicht mitteilen.“ Nur soviel: „Ermittelt wird wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz gegen Unbekannt“, so Bremer. Die Schüsse auf das Haus abzugeben war in jedem Fall illegal.

Familienvater führt Geschäft im rechtsrheinischen Köln

Nach Informationen dieser Zeitung führt der Familienvater ein Geschäft im rechtsrheinischen Köln, auf das sich die Ermittlungen nun mit konzentrieren. Gegebenenfalls könnten eine oder mehrere Personen, mit denen der Geschäftsinhaber in Kontakt stand, die Schüsse auf das Haus als Drohung abgegeben haben, um eine bestimmte Handlungsweise des Geschäftsmanns zu erreichen. Im Rotlichtmileu soll der Bergisch Gladbacher unterdessen nach Informationen aus Ermittlerkreisen nicht tätig gewesen sein. Derzeit ist auch das gesamte Geschäftsfeld offenbar noch Gegenstand der Ermittlungen.

„Wer tut so was?“, fragt ein Mittsechziger, der am Montagmorgen mit seinem Hund die Alte Wipperfürther Straße hinunterkommt. Ob die Familie mit den zwei Kindern sich noch im Haus befinden, ist nicht bekannt. „Selbst wenn wir es wüssten, dürften wir es zum Schutz der Betroffenen nicht öffentlich machen“, sagt eine Polizeisprecherin auf Anfrage. Nicht unwahrscheinlich ist allerdings, dass die beiden Erwachsenen und die zwei Kinder zunächst einmal bis zur weiteren Klärung der Umstände an einen sicheren Ort gebracht worden sind.

Derweil sucht die Polizei weiter nach Zeugen. Entgegen ersten Meldungen, die von der Nacht zu Sonntag sprachen, ist tatsächlich bereits am späten Freitagabend (20. Januar) kurz vor Mitternacht auf das Haus der Familie geschossen worden. Mehrere Projektile haben wie berichtet die Scheiben der Wohnräume im ersten Stock des Hauses an der viel befahrenen Straße durchschlagen, die als Bundesstraße (B506) von Köln durch Bergisch Gladbach in Richtung Kürten und Oberberg führt.

Zeugen, die Angaben zu dem Täter oder den Tätern oder der Tat kurz vor Mitternacht am späten Freitagabend machen können, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0221-2290 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de mit dem Kriminalkommissariat 11 in Verbindung zu setzen.

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