Feuerwehr Rhein-BergSorge vor brenzligen Folgen des Virus

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Um die Einsatzbereitschaft macht sich die Feuerwehr kreisweit Gedanken – auch angesichts ansteckenderer Virus-Mutationen. Auch viele Ausbildungen mussten zurückgestellt werden.

Um die Einsatzbereitschaft macht sich die Feuerwehr kreisweit Gedanken – auch angesichts ansteckenderer Virus-Mutationen. Auch viele Ausbildungen mussten zurückgestellt werden.

Rhein-Berg – „Wenn das größere Ausmaße annimmt, könnten wir ein Problem bekommen“, sagt Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden. Erstmals seit Beginn der Pandemie sind in einer Feuerwehreinheit in Burscheid gleich neun ehrenamtliche Feuerwehrleute in Quarantäne geschickt worden, nachdem ein Feuerwehrmann sich mit der deutlich ansteckenderen britischen Mutante des Coronavirus infiziert hatte. „Da müssen wir nun mit dem Kreisgesundheitsamt sprechen und eine Lösung suchen“, sagt der Kreisbrandmeister. Ausfälle ganzer Einheiten könne man sich aus Sicherheitsgründen in dieser kritischen Infrastruktur nicht erlauben.

Dabei waren die Feuerwehren im Kreis von Beginn an mehr als vorsichtig gewesen, hatten ehrenamtliche Einheiten ebenso wie hauptamtliche Dienstgruppen strikt getrennt, in der Kreisstadt beispielsweise auch Brandschutz und Rettungsdienst voneinander separiert und Schnelltests sehr früh eingeführt. Mit Erfolg: „Bislang hatten wir erst vier Corona-Fälle bei Hauptamtlichen und einen bei einem Ehrenamtlichen, die sich allesamt im privaten Umfeld angesteckt hatten“, sagt Jörg Köhler, der Leiter der Bergisch Gladbacher Feuerwehr, die mit rund 170 Hauptamtlern und 220 Ehrenamtlern die größte im Kreis ist.

Aus- und Fortbildungen zurückgefahren

Um Kontakte zu vermeiden, hat die Feuerwehr kreisweit unterdessen auch die Aus- und Fortbildung so stark zurückgefahren, dass dies allmählich zu einem weiteren Problem werden könnte. „Wir haben einen großen Ausbildungsstau“, sagt Kreisbrandmeister Weiden. Bis auf die gesetzlich vorgeschriebenen Belastungsübungen, die etwa nötig seien. Um die Atemschutzträger überhaupt weiterhin einsetzen zu können, sei die Aus- und Fortbildung nahezu komplett zum Erliegen gekommen. „Nur das, was wir brauchten, um überhaupt noch ein Feuer ausmachen zu können“, so Weiden.

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Selbst die Atemschutzstrecke der Feuerwehr in Gladbach war vorübergehend aus Vorsichtsgründen nicht in Betrieb. Angesichts gesunkener Inzidenz-Werte werde jedoch aktuell eine zeitnahe Wiedereröffnung erwogen, so Gladbachs Feuerwehrchef Köhler.

Schutzimpfung noch keine Lösung

Die Corona-Schutzimpfung ist für die meisten Retter noch keine Lösung: Denn Feuerwehrleute, die nicht im Rettungsdienst eingesetzt sind wie die rund 170 hauptamtlichen Kräfte der Bergisch Gladbacher Feuerwehr, kommen beim Impfen erst in der Prioritätsgruppe 3 an die Reihe (siehe „Impfung bei Feuerwehr und Rettungsdienst“).

Impfung bei Feuerwehr und Rettungsdienst

Feuerwehr, Polizei und Katastrophenschutz sind in der bundesweit festgelegten Impfreihenfolge erst in der Prioritätengruppe 3 an der Reihe, unter anderem mit den Beschäftigten im Einzelhandel. Anders ist das allein bei den Feuerwehrleuten, die wie die hauptamtlichen Kräfte der Bergisch Gladbacher Feuerwehr auch im Rettungsdienst im Einsatz sind. Sie zählen zur Prioritätengruppe 1 und sind wie berichtet teils bereits geimpft worden, als bei den Impfaktionen in Senioreneinrichtungen abends noch aufbereitete Impfdosen übrig waren. „Die übrigen sind jetzt mit Astra-Zeneca-Impfstoff geimpft worden“, berichtet Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Köhler. Mit dem ersten Impftermin seien jetzt alle durch, die geimpft werden wollten.

90

Prozent betrage die Impfbereitschaft in der Feuerwehr. „Und auch als dann der Astra-Zeneca-Impfstoff kam, ist deshalb niemand abgesprungen“, so der Feuerwehrchef. Wie Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden bestätigt auch Köhler Impfreaktionen nach der Erstimpfung mit Astra-Zeneca-Impfstoff. „In etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle“, schätzt Weiden. Von „normalen Grippesymptomen“ wie Fieber spricht Köhler. „Heftig, aber normal“, so Weiden, „und nach maximal 24 Stunden waren alle wieder einsatzbereit.“ Einzig auf das Impfen kompletter Dienstgruppen habe man in der Folge verzichtet, damit nicht eine ganze Gruppe kurzfristig ausfallen könne. „Wir brauchen möglichst viele Geimpfte, da spielt es erstmal keine Rolle, mit welchem der zugelassenen Impfstoffe“, spricht sich auch Köhler für den Astra-Zeneca-Impfstoff aus.

Kreisweit seien im Rettungsdienst, der in den übrigen Kommunen in der Regel von Hilfsorganisationen wie Johannitern und DRK übernommen wird, bereits 80 Prozent der Mitarbeitenden geimpft, überschlägt Kreisbrandmeister Weiden. (wg)

Eingestellt sind aus Infektionsschutzgründen deshalb bei der Feuerwehr auch derzeit die Übungen von ehrenamtlichen Einheiten. „Wir machen zwar Videokonferenzen, aber nicht alles lässt sich virtuell üben“, sagt Gladbachs Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders.

Von den Ausbildungen auf Kreisebene – vom Maschinistenlehrgang bis zur Vorbereitung von Führungskräften – hätten in einem Zeitfenster im vergangenen Sommer zwar rund 80 Prozent nachgeholt werden können. Seitdem aber habe sich noch mehr aufgestaut, sagt Kreisbrandmeister Weiden. Von den Übungsdiensten der Jugendfeuerwehr rede er schon gar nicht. „Wir hoffen, dass die jungen Menschen auch wiederkommen, wenn es wieder möglich ist. Sonst bekommen wir in den nächsten Jahren auch noch ein erhebliches Problem mit dem Nachwuchs.“

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Eigentlich hätte die Ausbildung der erwachsenen Feuerwehrleute auf Kreisebene Anfang März wieder beginnen sollen. „Aber angesichts der aktuellen Lage – auch mit den Mutationen – müssen wir da noch schauen“, so der Kreisbrandmeister.

Auch die acht neuen von der Stadt Bergisch Gladbach angeschafften Feuerwehrfahrzeuge konnten nicht alle umgehend in Dienst gehen. Bei sechs Fahrzeugen für die ehrenamtlichen Einheiten wurde die nötige Einweisung zunächst verschoben. „Das holen wir aber gerade nach, nachdem die Inzidenz gesunken ist, so dass diese Woche auch die ersten Fahrzeuge in ehrenamtlichen Einheiten in Dienst gehen“, sagt Gladbachs Feuerwehrchef Köhler. Die Verzögerung bei der Indienststellung sei aber auch keinerlei Sicherheitsproblem gewesen, so Feuerwehrsprecher Schneiders. „Die alten Fahrzeuge sind ja noch da und auch weiterhin einsatzbereit.“

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