Bergisch Gladbach – Die Theke wird umgebaut, der Kamin modernisiert und durch die Räume erklingt fröhliches Kinderlachen. Es weht ein frischer Wind im Naturfreundehaus Hardt. Verantwortlich dafür sind das Ehepaar Benjamin (33) und Tina Liebmann (32) samt Söhnchen Janosch. Die Liebmanns sind die neuen Pächter des Naturfreundehauses Hardt, dass die Kölner Naturfreunde im Jahre 1958 als Wiedergutmachung für die Enteignung von 1933 erhielten. „Damit geht ein Traum in Erfüllung“, erklärt Benjamin Liebmann. Denn für die Liebmanns war es schon immer ein Traum, in der Natur zu leben.
Und Natur gibt es im geschichtsträchtigen Naturfreundehaus, das in der Vergangenheit als Gaststätte, Übernachtungsmöglichkeit und Tagungsraum diente, im Überfluss. Das großzügige Gebäude liegt mitten in der Bensberger Hardt nahe der ehemaligen Grube Blücher und ist ringsherum umgeben von dichtem Wald. Benjamin Liebmann ist das Waldhaus schon seit frühester Kindheit vertraut. „Ich bin hier schon früher mit den Eltern gewesen und habe hier auch schon Kindergeburtstag gefeiert“, berichtet der neue Pächter, der auch seinen 30. Geburtstag hier verbracht hat. „Das war ein rauschendes Fest“, erinnert sich der Pädagoge.
Eheleute sind „Kinder des Waldes“
Jetzt rauschen erstmal die Wälder. Keine Angst vor Einsamkeit und wilden Tieren? „Nein, der Wald ist wie eine schützende Decke für mich“, erklärt Benjamin Liebmann. Ehefrau Tina ist ebenfalls ein „Kind des Waldes“. Beide haben schon im vergangenen Jahr die Probe aufs Exempel gemacht und ein Jahr im Thüringer Wald gelebt. „Und zwar im Waldhaus meines Großvaters mit Plumpsklo und ohne fließendes Wasser“, berichtet Tina Liebmann, die früher als Zugbegleiterin bei der Deutschen Bahn arbeitete.
Dieses „Waldjahr“ hat die Liebmanns zusammengeschweißt. Kurz danach kam dann auch Söhnchen Janosch auf die Welt. Die beiden jungen Eheleute haben sich also bewusst für ein Leben in der abgeschiedenen Einsamkeit entschieden. Mit vielen Gästen wird es aber wohl nicht oft einsam sein.
Ihr Konzept sieht für die Besucher neben einer kleinen Karte mit regionalen Speisen auch ein pädagogisches Konzept vor. „Wir wollen den Kinder und Jugendlichen nachhaltig die Natur vermitteln“, erklären die Liebmanns unisono. Dazu zählen neben Eltern-Kind-Projekte ebenso wie Hühnereier sammeln und frische Pommes selber machen. Zudem werden die Liebmanns auch Ziegen halten. Ein paar Thüringer Waldziegen werden bald einziehen. „Diese Ziegen stehen auf der roten Liste der gefährdeten Arten“, erklärt Tina Liebmann .
Zunächst soll aber das Gasthaus in der ersten Maiwoche wieder eröffnen. Dafür wird schon fleißig renoviert. Später soll dann auch die Außenanlage auf Vordermann gebracht werden. „Aber alles Schritt für Schritt“, erklären die Liebmanns die zunächst das Naturfreundehaus für ein Jahre gepachtet haben: „Aber wir sind zuversichtlich, danach vier weitere Jahre zu verlängern.“