Frühling im WaldBorkenkäfer findet in Rhein-Berg kaum noch lebende Fichten

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Abgestorbene Fichten wird es in Rhein-Berg kaum noch geben.

Rhein-Berg – Witterungstechnisch ist es bald wieder soweit: Die Borkenkäfer werden ausschwärmen und sich auf die Suche nach Partnern und Fichten machen. „Für den Königsforst kann ich da ganz beruhigt sein, wir haben  fast keine Fichten mehr“, erklärt Förster Jürgen Greißner. Zum einen läuft im Königsforst seit Jahren das Programm, nur noch standortgerechte Bäume hochzuziehen. Dazu gehört die Fichte nicht. Und diejenigen Nadelbäume, die es im Königsforst noch gab, hat der Borkenkäfer in den vergangenen Jahren dahingestreckt.

Derzeit  werden im und rund um den Königsforst noch ein paar Fichten an den Wegen gefällt, aber das war es dann auch. Das Fichtensterben ist schon ein wenig Geschichte – wohlgemerkt: im Königsforst. In anderen Regionen, in der Eifel, im Oberbergischen und Sauerland, sieht das immer noch  ganz anders aus. Aber auch dort wird mit einem Schluss  des Befalls am Ende des Jahres gerechnet.

Tiere bohren komplette Gangsysteme

Mit Sorgenfalten schauen die Waldbesitzer und Förster in Rhein-Berg allerdings unterdessen auf die Folgen der Schäden – und einen anderen Käfer, den linierten Nutzholzborkenkäfer. Denn dieser Käfer macht sich über die gefällten Bäume her. Die Tiere bohren komplette Gangsysteme ins Holz und machen aus einem wirtschaftlich wertvollen Holz Ausschussware. Und wirtschaftlich wertvoll sind derzeit alle gefällten Bäume.

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Wenig Forstpersonal

Der Wald leidet unter extremen Wetterereignissen. Gleichzeitig seien die Fachkräfte in der Forstwirtschaft überlastet, so die IG Bau. Sie legt Zahlen des  Statistischen Bundesamtes vor, wonach  allein im Jahr 2020 rund 14 Millionen Kubikmeter Schadholz aus den nordrhein-westfälischen Wäldern geholt werden mussten. Das sei 26 Mal mehr als noch fünf Jahre zuvor. Dabei entfielen 98 Prozent aller Schäden auf Nadelhölzer wie Fichten und Kiefern. Der Forst sei eine Schlüsselbranche in puncto Klimaschutz, so die IG Bau. Nachhaltig angelegte Wälder  mit gemischten Baumarten würden Millionen Tonnen CO2 kompensieren.  Doch seien bundesweit 11 000 Forstbeschäftigte zusätzlich nötig, um die aktuellen Aufgaben zu bewältigen. Das entspreche einer Erhöhung des  Personalschlüssels um einen Beschäftigten pro 1000 Hektar Wald. Insgesamt gibt es in Deutschland 11,4 Millionen Hektar Wald. (dr)

Der Markt hat sich im Vergleich zu 2019/2020 komplett gedreht. Damals standen die hiesigen Waldbauern vor ihren abgestorbenen Fichtenplantagen, die aussahen wie Sammlungen von überdimensionierten Zahnstochern. Sie galten als wirtschaftlicher Totalschaden. Denn das Ernten dieser Bäume konnte nicht mit dem Verkaufspreis finanziert werden. Und so blieben viele Bäume einfach stehen. Jedenfalls dort, wo es keine Pflicht zur Sicherung der Wege gab.

Endlich entwickelt sich der Wald weg von der Monokultur

Naturschützer konnten dem Fichtensterben in der Folge sogar etwas Gutes abgewinnen. Nun setze  eine Naturverjüngung ein.  Endlich weg von den Fichten-Monokulturen und hin zu den standortgerechten Mischwäldern. Das würde  zwar noch Jahrzehnte dauern, aber so lange brauche es eben für einen gesunden, widerstandfähigen und artenreichen Wald.

Aber das Blatt hat sich teilweise gewendet: Es lohnt sich wieder, die abgestorbenen Bäume zu ernten. Förster Greißner rechnet vor, dass der Festmeter Fichte 2019/20 etwa 30 Euro kostete. Jetzt sind es über 100 Euro. Auch deshalb glaubt Greißner, dass schon sehr bald in Rhein-Berg die letzten Reste der toten Fichten gefällt werden. „Es rechnet sich.“ Der Waldexperte hofft weiter, dass die privaten Waldbesitzer zügig daran gehen, auf ihren Flächen nachzupflanzen.

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„Wenn man nicht pflanzt, werden wieder Fichten oder Birken wachsen – aber das wollen wir doch gerade nicht“,  so Greißner.  Wer einen Mischwald mit Buchen und Eichen wolle, so Greißner, der müsse pflanzen. Aber zuerst einmal verschwinden die letzten großen Flächen mit abgestorbenen Fichten. Ein schönerer Anblick  wird es also allemal.

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