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MillionenbetrugStaatsanwaltschaft will siebeneinhalb Jahre Gefängnis für Rösrather

Lesezeit 3 Minuten
Auf einem Schild in Köln steht „Landgericht und Amtsgericht“.

Die 9. Große Strafkammer am Kölner Landgericht verhandelt den Fall.

Dem 58-Jährigen werden in einem spektakulären Strafverfahren versuchter und vollendeter Betrug in Millionenhöhe vorgeworfen.

Geht es nach der Staatsanwaltschaft, dann muss ein Rösrather (58) für siebeneinhalb Jahre ins Gefängnis. So jedenfalls lautet nach vorläufiger Würdigung des bisherigen Prozessverlaufs die Straferwartung der Anklagebehörde. Für die ebenfalls in dem Verfahren angeklagte Verlobte (38) strebt die Staatsanwaltschaft eine zweijährige Haftstrafe an.

Dem 58-Jährigen werden in einem bislang spektakulär verlaufenen Wirtschaftsstrafverfahren vor der 9. Großen Strafkammer am Kölner Landgericht, versuchter und vollendeter Betrug in Millionenhöhe unter anderem mit sämtlichen staatlichen Hilfsleistungen während der Corona-Pandemie und nach dem Starkregen vom Sommer 2021 zur Last gelegt. Des Weiteren lauten weitere Anklagepunkte auf Versicherungsbetrug, Steuerhinterziehung und Geldwäsche zur Last gelegt.

Der Angeklagte bestreitet bislang die Vorwürfe

Die Anklagebehörde könnte sich auch eine geringere Strafe von sechs Jahren und elf Monaten Haft vorstellen. Hieran knüpfte Oberstaatsanwalt Lutz Niemann aber Bedingungen. So müsse der 58-Jährige für den Strafbonus Dritte nennen, die an den Betrugstaten beteiligt gewesen seien. Zudem müsse er sich bereit erklären, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Bislang streitet der Angeklagte aber die Vorwürfe. Bei der mit dem Mann angeklagten Verlobten könnte sich die Anklagebehörde eine zweijährige Haftstrafe vorstellen. Zwar hat die Frau aus Sicht der Staatsanwaltschaft von den Betrugstaten des 58-Jährigen gewusst und diese auch unterstützt, selbst soll die 38-Jährige aber keine Taten begangen haben. Die Frau schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Mit dem Paar angeklagt war zunächst auch die Tochter (23) des 58-Jährigen. Die 23-Jährige war nach ihrer umfassenden Aussage gegen den Vater von dem Verfahren abgetrennt worden. In ihrer Aussage bezichtigte die 23-Jährige ihren Vater, der Kopf hinter den Betrugstaten gewesen zu sein. Mit zahlreichen Dokumenten, Fotos sowie archivierten Auszügen aus Chats und E-Mails – vor allem mit ihrem Vater – hatte sie ihre Angaben untermauern können.

Die Tochter gab zu, gemeinsam mit ihrem Vater Geld ergaunert zu haben

Zudem hatte sie eingeräumt, mit ihrem Vater zusammen Geld aus der staatlichen Wiederaufbauhilfe nach dem Starkregen im Sommer 2021 ergaunert zu haben, indem sie einen Flutschaden fingiert hätten, bei dem teures Cannflavin-Öl vernichtet worden sei.

Zudem hatte die Tochter ihren Vater belastet, mit zwei Komplizen einen Unfall auf einem Reiterhof in Görlitz gefaket zu haben, für den später ein Schaden von sieben Millionen Euro bei der Versicherung geltend gemacht worden sein soll. Laut der Aussage des Radladerfahrers im Prozess war er ohnmächtig geworden; anschließend sei das Gefährt in eine Ladung Cannflavon-Öl gekracht und habe es zerstört.

Der Prozess ist noch nicht vorbei

Ein vom Gericht in Auftrag gegebenes Gutachten bei einem Unfallsachverständigen soll aber nun ergeben haben, dass der Unfall gestellt gewesen sein müsse, wie diese Zeitung aus Justizkreisen erfuhr. Für die Unfallrekonstruktion war der betroffene Radlader sogar extra aus Görlitz nach Köln geschafft worden.

Die Untersuchung soll ergeben haben, dass der Radlader bei Ohnmacht des Fahrers nicht einfach weiterfährt. Zudem soll das Schadenbild der zerbrochenen Cannflavin-Öl-Flaschen nicht mit dem beschriebenen Unfallgeschehen in Einklang gebracht werden können. Das Gutachten soll schließlich zu dem Ergebnis gekommen sein, dass ein Unfall im Sinne eines unfreiwillig eingetretenen Ereignisses auszuschließen sei. Der Prozess wird fortgesetzt.