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Ex-Harald-Schmidt-SidekickWas Manuel Andrack dem Bergischen Wanderland rät

Lesezeit 4 Minuten
Manuel Andrack

Beim Bergischen Tourismustag sprach Wanderexperte Manuel Andrack (r.) über Defizite und Chancen der Region.

Bergisches Land – Die „Leuchttürme“ des Bergischen Wanderlands seien zwar die zertifizierten Fernwanderwege „Bergischer Weg“ und „Bergischer Panoramasteig“ – „aber für mich am wichtigsten sind die 24 Streifzüge“, sagt Wanderexperte Manuel Andrack.

Beim Bergischen Tourismustag in Waldbröl sprach der Wanderexperte, Journalist und Autor diese Woche vor Wanderland-Machern, Gastronomen, Hoteliers, weiteren Akteuren der Region und politischen Verantwortungsträgern über die Plus-Punkte, aber auch über die Entwicklungspotenziale des Bergischen Wanderlands.

Sehnsucht nach kurzen Wegen

85 Prozent der Deutschen machen laut Andrack einer Studie zufolge gerne Tagestouren. „Genau das bedienen die Bergischen Streifzüge: die Sehnsucht nach kurzen Wegen“, sagt Andrack. Die Fernwanderwegetappen hingegen seien mit teils über 20 Kilometer zu lang für dieses Bedürfnis.

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Eine knapp 30 Kilometer lange Etappe des Bergischen Wegs von Bensberg nach Overath hatten die Macher des Bergischen Wanderlands nach einer früheren Kritik Andracks bereits geteilt, so dass die 260 Kilometer lange Fernwanderroute nun, anders als bei der Eröffnung, nicht mehr 13, sondern 14 Tagesetappen hat.

Entdecken am Weg

Infotafeln habe man an vielen Wanderwegen in Deutschland, aber die im Bergischen Wanderland seien „der Hammer“, so der Wanderexperte. Ihre Größe beeindrucke ebenso wie die in unterschiedlichen Textformaten aufbereiteten Informationen und die Fotos.

„Man kann sich quasi Bildbände über die ganzen Streifzug-Themen wie Mühlen, Bergbau, Waldmythen oder Bier sparen, wenn man die Infos auf den Tafeln an den Streifzügen sieht. Man wird beim Wandern wirklich schlauer.“ Das Angebot der Streifzüge sei „Weltklasse“, schwärmt Andrack, „auch die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade und die fürs Wandern mit Kindern besonders geeigneten Maus-Wege seien „sehr attraktiv“.

Kreativ am Weg

Er sei schon früher ein Fan des Bierwegs (Streifzug Nr. 17)in Wiehl-Bielstein gewesen, so Andrack, die neu eingerichteten Hopfenhöhlen, aus denen man nach Vorbestellung 15 Flaschen von Bier bis Fassbrause entnehmen könne, seien aber eine sinnvolle Weiterentwicklung, von denen noch mehr an den Wegen denkbar wären. Andrack plädiert für weitere Initiativen, regionale Gerichte in der Gastronomie und Produkte wie Wurst- oder Backwaren im Handel anzubieten.

Manuel Andrack

Bergisches und Bundesliga

Gerne sprachen 2012 Offizielle bei den Eröffnungen der neuen Wege des Bergischen Wanderlands vor zehn Jahren davon, dass das Bergische mit den neuen Wegen in die „Bundesliga des Wanderns“ aufsteige. Tatsächlich aber ist die Region bereits Jahre zuvor in die Bundesliga gebracht worden – vom Wanderbuchautor und vormaligen Redakteur und Sidekick für Harald Schmidt in der Harald-Schmidt-Show: Manuel Andrack.

Bereits 2008 schrieb der gebürtige Kölner Andrack im Vorwort einer Broschüre mit Wanderempfehlungen ausgerechnet der Naturarena Bergisches Land: „Das Bergische Land ist in meiner Wander-Bundesliga“. Dabei beschrieb er, wie er die Nachbarregion seiner Heimat Köln bei Arbeiten für ein Wanderbuch entdeckt habe: „Vorher war diese Gegend für mich immer eine Schlafheimat meiner Heimat Köln.“ Durch die Touren für sein Buch habe er aber „plötzlich tolle und unberührte Fleckchen entdeckt“, schwärmte Andrack etwa vom Naafbachtal.

Sein Fazit 2008: „Das Bergische hat den Durchmarsch gemacht und ist von der regional- über die zweite direkt im Mittelfeld der Bundesliga angekommen.“ Eine Liga, in der sich die Macher des Bergischen Wanderlands erst 2012/2013 nach der Eröffnung der neuen zertifizierten Fernwanderwege wähnten. Allerdings war in späteren Auflagen ihrer Wanderbroschüre „berg.wege“ das Vorwort von Manuel Andrack auch nicht mehr erschienen . . . (wg)

„Es muss nicht immer die Bergische Kaffeetafel sein“, animiert er zu Kreativität. Auch Automaten an den Wegen seien für den Vertrieb denkbar. Oder temporäre Verkaufshütten, wie sie der Altenberger Gastronom Markus Wißkirchen des Öfteren vorgeschlagen hat.

Sehnsucht nach Naturnähe

Bei den vom Deutschen Wanderverband als Qualitätswege zertifizierten Fernwanderwegen sei ein Asphaltanteil von unter 20 Prozent garantiert, nicht aber bei den Bergischen Streifzügen, bedauert Andrack. Wege mit teils mehr als 30 Prozent Asphaltanteil schmälerten das Wandervergnügen dann schon. Sein Tipp: „Auf ein paar Tagestouren-Leuchttürme setzen.“

Heißt: Premium-Spazierwanderwege, die besonders attraktive Wegeverläufe haben. Im Saarland würden dafür bis zu 90 Prozent des jeweiligen Weges neu angelegt, so Andrack. Ein Winterwanderweg sei zudem ebenso zu erwägen wie ein Weg zum Waldbaden oder einen Weg, auf dem Wanderer mit VR-Brillen an virtuelle Spielszenen erleben.

ÖPNV und Wandern

Das Wanderangebot entlang von guten ÖPNV-Verbindungen wie der RB 25 sollten laut Andrack noch stärker beworben werden. In abgelegeneren Teilen des Bergischen sollten wandertaugliche Verbindungen oder eigene Wanderbusse eingerichtet werden. Neue Wege sollten gezielt von ÖPNV-Haltestellen und Gastronomie aus geplant werden.

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Wanderliga

Ähnlich wie der 1. FC Köln solle das Bergische Wanderland die Champions League anpeilen, empfiehlt FC-Fan Andrack (siehe „Wer Bergisches und Bundesliga kombinierte“) und animiert die Touristiker, sich mit einem Weg um die Auszeichnung von „Deutschlands schönstem Wanderweg“ zu bewerben. Nicht nur der Bierweg habe mit Sicherheit das Zeug dazu, zeigt sich der Wanderexperte überzeugt.

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