WildblumenwieseDie Käfer-App zeigt, wer in der Wildnis unterwegs ist

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Bohnen, Mohn und viele andere wilde Blumen hat Det Junker auf seiner Wiese.

Bohnen, Mohn und viele andere wilde Blumen hat Det Junker auf seiner Wiese.

Burscheid – Mit den dicken Bohnen hatte Det Junker nun so gar nicht gerechnet. Aber sie blühen. Es summt auf seiner Wiese an der Gerstenmühle und die Überraschung unter dem Kapitel „Blühende Landschaft“ ist gelungen.

Samenmischung vom Naturschutzcenter

Die Samenmischung hatte sich Junker beim Naturschutzcenter Rieger und Hoffmann bestellt, das bei seinem Sortiment darauf setzt, dass nur heimisches Saatgut für gebietseigene Wildblumen verwendet wird. Nachdem Junker im August im Kölner Stadt-Anzeiger über ein Wildblumenprojekt des Nabu in Leichlingen gelesen hatte, machte er sich ans Werk. Für die Entfernung der Grasnarbe auf 250 Quadratmetern seiner Wiese und einen 30 Zentimeter tiefen Aushub mit dem Bagger beschäftigte er einen Landschaftsbaubetrieb. Das Fräsen und Einsähen übernahm er selbst. 3800 Euro hieß es im Kostenvoranschlag. Da der Aushub des Mutterbodens am Waldrand auf seiner Wiese einen schönen Platz gefunden hat, sparte er 500 Euro für die „Entsorgung“ und mit der Eigenleistung musste er letztlich 2000 Euro bezahlen.

Käfer-App des Nabu

Viel Geld, das ihm der Naturschutz aber Wert ist. „Ich sitze hier und schaue auf das Getümmel der Insekten“, freut sich Junker. Über eine Käfer-App des Nabu erfährt er, was neben Hummeln und Wildbienen noch für kleine Wesen in der Wiese unterwegs sind. „Da ist auch die Totenkopfschmeißfliege dabei. Die ist zwar nicht bedroht, aber trotzdem schön, dass es ihr hier gefällt.“ Zwar kamen aus dem Wald auch Rehe. Aber die fühlten sich aufgrund der blauen Farbe des Vergrämungsbands, das die Wiese abgrenzt, dann doch nicht so wohl.

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Die Spätsommersaat hat den Vorteil, dass die in der Mischung enthaltenen Kulturformen noch im Herbst auflaufen und den Winter überdauern. Junker wollte beim Naturschutzcenter nachbestellen. „Aber die sind derzeit so gefragt, dass es bis Ende Juni einen Lieferstopp gibt.“ Wildblumenwiesen sind für Insekten voller Nährstoffe, während sie bei Monokulturen Gefahr laufen, zu verhungern. Der Nabu will auch Besitzer kleinerer Gärten ermuntern, den Speiseplan der Insekten anzureichern. Det Junker, der vor 22 Jahren das ehemalige Jagdhaus Friedrich Goetzes auf dem Areal der Gerstenmühle kaufte, will in dem schönen Tal etwas Besonderes bieten, und auch Wanderer an der Wegstrecke des Denkmalpfads und des Neandertalwegs auf die wilde Pracht aufmerksam machen.

Ökosystem unweit der A 1

„Jüngst haben sechs Wanderer aus Ratingen hier gezeltet“, freut er sich. Und selbst genießt er auch den Ausblick. „Uhus und Käuze tauchen nachts hier auf.“ Unwohl wird es Junker, wenn er daran denkt, wenn wirklich eine Rastanlage an der A 1 unweit in Dürscheid gebaut werden sollte und es nicht mehr so schön dunkel im Wald ist wie jetzt. Die Lichtverschmutzung würde zunehmen. Und auch die Insekten dürften durch das künstliche Licht der Parkplatzanlage nachts auf falsche Pfade gelockt werden und an mancher Laterne verenden. Forscher gehen davon aus, dass sich nachtaktive Insekten beim Geradeausflug am Mond orientieren. Den hellsten Punkt ihrer Umgebung halten sie dafür.

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