Gespräch über 1. FC KölnEx-Profi Christian Schreier erwartet 1:1 gegen seine Bochumer

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Zu sehen ist Trainer Christian Schreier.

Christian Schreier spielte beim VfL Bochum und trainiert jetzt den SC Elsdorf.

Christian Schreier (65) erklärt, warum es bereits sechs Spieltage vor Saisonende zu einer Vorentscheidung im Klassenerhalt kommen könnte.

Mit dem VfL Bochum trifft der 1. FC Köln am 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga zu Hause (Samstag, 15.30 Uhr) auf einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Der ehemalige VfL-Spieler und jetzige Fußballlehrer Christian Schreier (65), der zum Saisonende sein Trainer-Amt beim Bezirksligisten SC Elsdorf niederlegen wird, erklärt im „Einwurf“ mit Matthias Breuer, warum es bereits sechs Spieltage vor Saisonende zu einer Vorentscheidung im Rennen um den Klassenerhalt kommen könnte.

Herr Schreier, als Trainer haben Sie es 2006 geschafft, den 1. FC Union Berlin nach seinem Fall von der 2. Liga in die Oberliga zurück in die Regionalliga zu führen. Würden Sie die These unterschrieben, dass Sie bei den Unionern einen Grundpfeiler für ihre heutige Erfolgsgeschichte gesetzt haben?

Christian Schreier: Ja, klar. Dass wir damals aufgestiegen und danach nicht direkt wieder abgestiegen sind, war wichtig. Ich habe diese Geschichte eingeläutet, und andere haben sie weiterentwickelt. Aber aus spielerischer Sicht lässt sich die heutige Zeit mit meiner gar nicht vergleichen. Ich hatte Halb-Profis an meiner Seite, die ganz anders gespielt haben als die jetzigen Profis. Bemerkenswert waren aber schon immer die Union-Fans, die sehr zahlreich auch in der Oberliga erschienen. Auswärts hatten wir bestimmt immer 2000 Fans dabei und Zuhause 10.000. Das war schon gigantisch.

Sicherlich waren Sie bei einigen weiteren großen Vereinen nach Ihrer Zeit in Berlin im Gespräch. Warum haben wir Sie im Laufe Ihrer Trainerlaufbahn im Gegensatz zu Ihrer Spielerkarriere bis jetzt noch nicht in der Bundesliga gesehen?

Nach meinem ersten Jahr in Berlin hatte ich ein Angebot vom SC Paderborn für die 2. Liga vorliegen. Union wollte aber eine zu hohe Ablösesumme, weswegen ein Engagement nicht zustande kam. Danach gab es keine Angebote mehr. Aber ich muss auch sagen: Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich im Fußballgeschäft unterwegs und stolz darauf, was ich erreicht habe. Es geht ja außerdem noch weiter. Ich bin gespannt darauf, wie lange ich in diesem Bereich noch tätig sein kann.

Und wie hat es Sie einige Jahre später zur Saison 2021/22 in den Rhein-Erft-Kreis zum SC Elsdorf gezogen?

Ich trainiere nebenbei noch Kinder individuell und arbeite jetzt gerade auch in der Fußballschule des VfL Bochum. Bevor ich beim SC Elsdorf tätig wurde, habe ich den Sohn des Vereinsvorsitzenden Heinz Hintzen, den Leonard, trainiert. Als mein Vorgänger beim SC Elsdorf entlassen wurde, wurde mir der Job angeboten. Das musste ich mir aber zunächst gut überlegen, weil der Weg von meinem Wohnort Castrop-Rauxel schon seine Strecke hat.

Viele Derbys mit Bayer 04 Leverkusen bestritten

Als Bundesliga-Stürmer haben Sie sich einige Duelle mit dem 1. FC Köln geliefert. Was ist Ihnen von diesen Partien in guter Erinnerung geblieben?

Meine Spiele gegen den 1. FC Köln waren meistens Derbys mit Bayer 04 Leverkusen und daher sehr emotional. In den 1980er-Jahren war das Stadion in Leverkusen überwiegend zur Hälfte voll. Aber wenn der FC kam, war das Stadion ausverkauft. Leider habe ich zu der Zeit gegen Köln mehr Niederlagen als Siege erlebt. Dafür habe ich dem Toni Schumacher mal ein Tor durch die Beine eingeschenkt (lacht).

Ihr VfL Bochum liegt zwar mit Platz 15 direkt vor den Abstiegsrängen, ist jedoch in Besitz eines beruhigenden Sechs-Punkte-Polsters. Eigentlich eine gute Ausgangslage für das Saisonfinale, oder nicht?

Vergleichbare Situation endete im Abstieg

Bochum sehe ich in keiner guten Ausgangslage. Der Verein ist Zuhause eigentlich super und begeistert die Fans, was sich wieder auf die Spieler überträgt. Seit dem Bayern-Sieg läuft es allerdings nicht mehr so gut. Vor einigen Jahren hatten wir schon mal eine ähnliche Situation, in der wir die Bayern vor dem Saisonende geschlagen haben und danach abgestiegen sind. Jetzt am Wochenende könnte es uns passieren, dass Mainz und Köln ihren Abstand auf drei und vier Punkte verkürzen. Dann sind die Bochumer wieder mittendrin im Abstiegskampf. Die Erinnerung an damals kommt bei mir und vielen weiteren Bochumern langsam wieder hoch. Das wird noch eine schwere Aufgabe, wenn wir gegen Köln verlieren sollten.

Für die Kölner wird es immer enger mit Blick auf den Klassenerhalt. Der ein oder andere geht davon aus, dass die Geißböcke am 31. Spieltag den Relegationsplatz im direkten Duell auswärts beim FSV Mainz 05 ausspielen werden.

Mittlerweile glaube ich, dass die Kölner gegen Bochum um ihre letzte Chance auf den Klassenerhalt spielen
Christian Schreier, langjähriger Fußballprofi

Da bin ich erneut anderer Meinung. Der jetzige Spieltag wird für die letzten vier Teams richtungsweisend sein. Mainz ist meinem Empfinden nach die stabilste und stärkste Mannschaft dort unten und wird gegen den Letzten auf jeden Fall gewinnen. Sollte Bochum gegen Köln gewinnen, wird der VfL nicht absteigen, muss aber vielleicht noch in die Relegation. Bei den Kölnern habe ich nach dem ersten Spiel unter FC-Trainer Timo Schultz noch gedacht, dass sie dort unten schnell rauskommen werden. Mittlerweile glaube ich, dass sie gegen Bochum um ihre letzte Chance auf den Klassenerhalt spielen.

In der Hinrunde trennten sich die Teams am 11.11. mit einem 1:1 voneinander. Müssen sich die FC-Fans gegen die Bochumer mit dem bereits siebten Remis unter Schultz zufriedengeben?

Mit dem Remis könnten wir Bochumer leben. Darum hoffe ich, dass die VfL-Spieler in einem Kampfspiel einen guten Tag erwischen, eine gute Leistung bringen und nicht verlieren. Ich tippe auf ein 1:1.

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