Nach dem Hochwasser sind die Aufräumarbeiten in Herrig soweit abgeschlossen. Unklar ist noch, was darüber hinaus passieren muss.
Hochwassers in HerrigIn Erftstadt geht das Aufräumen zu Ende, aber Fragen bleiben

Am Dienstag soll der Müll von der Firma Remondes entsorgt werden. Derzeit stapelt er sich auf den Bürgersteigen in Herrig.
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Die Aufräumarbeiten in Herrig sind am Sonntag (01. Juni) soweit abgeschlossen worden. Das bestätigt Ortsbürgermeister Michael Vieth auf Anfrage dieser Redaktion. Die Keller seien mittlerweile leergepumpt und die Bautrockner, die der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) den Betroffenen zur Verfügung gestellt hat, leisten das ihrige.
Ein Unwetter war Samstagnachmittag (31. Mai) über NRW gezogen und hatte Erftstadt schwer getroffen. In den Ortsteilen Herrig, Lechenich und Liblar waren Straßen teilweise bis zur Unpassierbarkeit überflutet worden, zahlreiche Keller waren vollgelaufen.
Erftstadt: Berge von Sperrmüll warten in Herrig auf Abholung
Bürgermeisterin Carolin Weitzel war am Sonntagmorgen wieder in Herrig, um zusammen mit dem Ortsbürgermeister Michael Vieth und dem Leiter der Feuerwehr Erftstadt, Thomas Hammer, die Aufräumarbeiten und die Hilfsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. „Wir möchten die Betroffenen in dieser schwierigen Situation so gut es geht unterstützen und niemanden mit seinen Problemen alleine lassen“, sagte die Bürgermeisterin dazu.
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Mit Schubkarren brachten die Bewohner defekt Elektrogeräte und jede Menge Säcke zu den Sammelstellen. Am Dienstag soll der Müll entsorgt werden.
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Der ASB Rhein-Erft/Düren hatte die Maßnahmen koordiniert, und gemeinsam mit den Maltesern, Johannitern und dem DRK waren rund 80 Helferinnen und Helfer vor Ort. Am Peter-Mörs-Platz wurde am Sonntagmorgen eine temporäre Sammelstelle eingerichtet, damit Betroffene ihren Sperrmüll und Elektroschrott abladen konnten. Am Dienstag (3. Juni) werde die Firma Remondis damit beginnen, alles abholen und wegbringen, erklärte der Ortsbürgermeister Michael Vieth. Eine Beseitigung direkt am Montag sei terminlich nicht drin gewesen. „Ich bin ja froh, dass es nur bis heute oder bis morgen früh da liegen bleibt und nicht noch länger“, sagte Vieth. Laut Bürgermeisterin Carolin Weitzel werden im Anschluss die Straßen gereinigt sowie die Kanäle und deren Einläufe geprüft und gespült.

Anwohnerinnen und Anwohner aus Erftstadt waren nach dem Starkregen mit Aufräumen beschöäftigt
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Doch was ist mit den Anwohnerinnen und Anwohnern? „Bei den meisten war es tatsächlich so, dass der Pegelstand im Keller nicht so hoch war, dass sie ausziehen müssen“, erklärte Michael Vieth. Es gebe zwei bis drei Gebäude, die stärker vollgelaufen waren und zu denen er keine Einschätzung abgeben konnte. „Aber der Großteil der Häuser ist auf jeden Fall in einem Zustand, dass man noch weiter darin wohnen bleiben kann.“
Ortsbürgermeister Michael Vieth lobt den Zusammenhalt
Den Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft schätzt Michael Vieth als sehr hoch ein und lobte insbesondere die Landwirte, die durch ihren Einsatz Schlimmeres verhindert hätten. Er habe sicher 60 Herriger gesehen, die als Helfer durch den Ort liefen. „Sie haben Schubkarren zur Verfügung gestellt, haben Ketten gebildet, um den Leuten die Sachen vom Keller zu tragen“, sagt der Ortsbürgermeister.
Doch bei aller Solidarität stellen sich Anwohnerinnen und Anwohner auch die Frage, wie es überhaupt zum Hochwasser kommen konnte. Laut Ortsbürgermeister Michael Vieth gelte es nun, das aufzuklären. Nach dem Starkregen-Ereignis sei das Wasser nicht durch die Kanalisation abgeflossen. Die Gründe dafür seien bisher unklar. „In meinen Augen müssen wir erstmal genauer gucken: Ist der Kanal jetzt so verschmutzt gewesen, dass er verstopft war? Oder ist irgendwas abgesackt, dass das Gefälle nicht mehr da ist? Der Kanal ist ja schon was älter. Aber das muss man jetzt natürlich mit der Verwaltung und der Feuerwehr zusammen erörtern.“ Er rechne frühestens Ende der Woche mit einer entsprechenden Auswertung.
CDU fordert besseren Starkregen- und Hochwasserschutz
Die CDU-Fraktion hat derweil in einer Pressemeldung gefordert, ein Maßnahmenpaket zur Starkregenvorsorge im Ortsteil Herrig zu erarbeiten und umzusetzen. Die Kanalinfrastruktur ist dabei im Blick, aber auch die Möglichkeit, zusätzliche Regenrückhalteflächen zu schaffen und Flächen zu entsiegeln sowie ein Frühwarnsystem aufzubauen. Die CDU fordert zudem im Bereich Hochwasserschutz mit den Nachbarkommunen zusammenzuarbeiten und mit Landwirten in Bezug auf die Drainagen landwirtschaftlichen Flächen in Austausch zu gehen.
Stephan Daniel Bremer, Partei- und Fraktionsvorsitzender der CDU Erftstadt, und Patrick Morgen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Ortsbürgermeister von Gymnich, gaben hierzu eine gemeinsame Stellungnahme ab: „Wir müssen aus den Erfahrungen lernen und die Widerstandskraft unserer Stadtteile gegen Extremwetterereignisse erhöhen. Dies gilt für die Stadt, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger, die sich noch kostenlos beraten lassen und zum großen Teil Maßnahmen auch zu 80 Prozent fördern lassen können.“ Auch Jonas Schwingeler, CDU-Ratskandidat für Lechenich/Ahrem/Herrig/Konradsheim, ergänzte: „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten zu Recht, dass wir handeln – nicht irgendwann, sondern jetzt.“
Weitere Informationen
Wer vom Starkregenereignis betroffen war und einen Bautrockner benötigt, kann zum ASB an die Otto-Hahn-Allee 20 nach Lechenich kommen und sich ein Gerät leihen. Montags bis freitags von 7 bis 15 Uhr ist jemand vor Ort, telefonisch sind sie unter 02235/7946810 zu erreichen.
Für Fragen rund um den Hochwasserschutz ist Jens Hoffesommer von der Umweltabteilung unter 02235/409321 und für Fragen rund um das Kanalnetz Roland Klinkhammer von den Stadtwerken Erftstadt unter 02235/409876 zu erreichen.