Erinnerung an die Flut 2021Rote Sandsäcke leiten durchs Flutmuseum in Erftstadt

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Mit Stahlkugeln sollen die Besucher später das Verhalten eine Baches in unterschiedlichen Betten simulieren können. Heinz Geusen und Hartmut Hövel demonstrierten, wie es geht.

Mit Stahlkugeln sollen die Besucher später das Verhalten eine Baches simulieren können. Heinz Geusen (l.)und Hartmut Hövel demonstrierten, wie es geht.

Ein „Ort der Erinnerung und Begegnung“ soll entstehen.  Doch eine reine Dokumentation der Flut und ihrer Folgen bleibt es nicht.

Das Konzept steht, Unmengen Fotos, Videos und Zeitungsausschnitte sind zusammengetragen. Bis November bleibt jetzt Zeit, aus der Fülle des Materials die Auswahl zu treffen, die nötige Technik zu installieren, Vorhandenes umzuräumen, Neues einzurichten. Genug zu tun bis zum 10. November: Dann soll im Erftmuseum an der Gymnicher Mühle eine Ausstellung zur Flutkatastrophe eröffnet werden.

Seit 2014 betreibt der Naturpark in Kooperation mit dem Rhein-Erft-Kreis und dem Erftverband das Naturparkzentrum Gymnicher Mühle, zu dem auch das Erftmuseum KM51 gehört. Immer wieder in seiner Geschichte ist der Fluss über die Ufer getreten und hat zum Teil verheerende Schäden angerichtet. Die waren auch bisher schon Thema im Museum – jetzt wird der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 breiter Raum eingeräumt.

Die Flut soll nicht nur dokumentiert werden

Rund 115.000 Euro stehen für das Projekt zur Verfügung – Geld, das das nordrhein-westfälische Umweltministerium in seinem Förderwettbewerb für die Naturparke im vergangenen Jahr ausgelobt hatte. Eine Agentur hat das Konzept entwickelt, nach dem die Flut nicht nur dokumentiert wird, sondern auch die komplexen Zusammenhänge, die zu der Katastrophe geführt haben, dargestellt werden. Und zwar so dargestellt, dass sie auch für Kinder verständlich sind. Denn Umweltbildung ist ja Schwerpunktthema an der Gymnicher Mühle.

So soll es in der neuen Ausstellung aussehen.

So soll es in der neuen Ausstellung aussehen.

Und deshalb wird das Herzstück eine Spiel- und Lernstation, an der nicht nur die Ursachen und die Dimension der Flut dargestellt werden, sondern an der die Besucherinnen und Besucher ausprobieren können, was man tun könnte, um solche Katastrophen zu verhindern.

Hartmut Hövel vom Erftverband erstellt beispielsweise ein Modell, an dem man nachvollziehen kann, wie unterschiedliche Flussbetten die Fließgeschwindigkeit beeinflussen. In ein dickes Brett werden gerade oder gewundene Rinnen gefräst, Stahlkügelchen ersetzen das Wasser. Wird das Modell gekippt, kann man sehen, wie ein mäandrierender Fluss die Flut ausbremst.

Auch die Flutprotokolle werden gedruckt und als Videos zu sehen sein

Ein „Ort der Erinnerung und Begegnung“ soll das Flutmuseum werden, heißt es vom Naturpark. Statt eine roten Fadens dienen rote Sandsäcke als Leitsystem durch die acht Stationen der Ausstellung. Eine von ihnen hat unter dem Titel „Flut der Medien“ die Berichterstattung über die Katastrophe zum Thema – ein Bild von der einstürzenden Kiesgrube bei Erftstadt Blessem hatte auf die Titelseite der New York Times gebracht.

Auch ein Teil der Flutprotokolle, die unser Medium in gedruckter Form und als Videos herausgebracht hat, werden zu sehen und zu hören sein.  Viele Betroffene kommen zu Wort, auch in einem Film, den Schülerinnen und Schüler des Euskirchener Thomas-Eßer-Berufskollegs gedreht haben.

Hochkomplexe Themen so erklären, dass jeder sie verstehen kann

„Ich werde mich gemeinsam mit den Landräten der betroffenen Nachbarkreise dafür einsetzen, dass weitere Maßnahmen erfolgen, um die Erinnerung an die Katastrophe aufrecht zu erhalten“, sagt Landrat Frank Rock. Er ist Verbandsvorsteher des Naturparks Rheinland und Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der NRW-Naturparke.

Doch neben dem Erinnern ist der Blick in die Zukunft ein Schwerpunkt der Präsentation. Was ist zu tun angesichts des Klimawandels, der immer häufigeren Extremwetterlagen? Wie kann Hochwasserschutz aussehen?   Aber auch: Was kann jeder einzelne tun?

Auch die besondere Wetterlage wird erklärt, die 2021 dazu führte, dass ungeahnte Regenmengen fielen und die Erft beispielsweise am Pegel Bliesheim fünfmal höher stand, als die Fachleute bis dahin als Höchstwert errechnet hatten. Es geht also um hochkomplexe Themen, die so übersetzt werden sollen, dass jeder sie verstehen kann.

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