Der Müllerhof ist eher unscheinbar, hat aber eine besondere Geschichte: Er war im Besitz der Grafen von Berg und diente als Volksschule.
Besondere GeschichteDer Müllerhof in Lindlar-Steinenbrücke war früher auch eine Volksschule

Der Müllerhof an der L 284 zwischen Steinenbrücke und Breun wurde 1725 erbaut. Georg Sturmberg hat ein Buch über das Haus, seine Menschen und ihre Lebensumstände im 18. und 19. Jahrhundert geschrieben.
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Wenig beachtet und eher unscheinbar steht das große Gebäude an der Landesstraße 284 hinter dem Ortsausgang Steinenbrücke Richtung Breun. Ein Bauernhof, wie es viele im Oberbergischen gibt. Über Generationen wurde hier Landwirtschaft betrieben.
Dass es sich bei diesem Haus um ein Gebäude mit besonderer Geschichte handelt und dass es älter ist, als angenommen, das hat der Jurist und Regionalforscher Georg Sturmberg ermittelt, der mit seiner Forschung auch ein Stück Familiengeschichte erkundete. Er ist ein Nachfahre der Familie Burgmer aus Breun, die den Hof eine Zeit lang verwaltete. Die Geschichte des Hofes, eingebettet in die rechtlichen und sozialen Verhältnisse des 18. und 19. Jahrhunderts, schildert Sturmberg in einem Buch. „Der Müllerhof am Vogelsberg“, lautet der Titel seiner Studie über den Hof und seine Menschen. Sie erscheint in der Schriftenreihe des LVR-Freilichtmuseums Lindlar.
Der Hof in Lindlar-Steinenbrücke wurde auch in einem Roman verewigt
Die grüne Ortstafel an der Straße direkt gegenüber des Wohnhauses verrät den Namen: „Müllerhof“ steht dort gelb auf grün. Und der Hof ist sogar in einem Roman verewigt, hat Sturmberg bei seinen Recherchen erfahren. Wahr sei an dieser Geschichte gar nichts, sie sei nur Propaganda gewesen, das Buch erschien 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg.
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Irreführend ist in Sturmbergs Augen auch der Name Müllerhof, denn eine Mühle habe es dort nie gegeben, auch wenn der Hof in der Nähe des Breuner Baches liegt. Selbst für einen Vorgängerbau, für den es keinen Beleg gibt, sei das nicht wahrscheinlich, Hinweise auf einen Obergraben oder einen Weiher seien keine gefunden worden. Sicher ist nach Erkenntnissen des Regionalforschers aber, dass die Hofstelle zu den sogenannten Kameralhöfen im Amt Steinbach gehörte. Er war persönliches Eigentum der jeweiligen Grafen und Herzöge von Berg, die ihn verpachteten. 1829 sei der Hof dann verkauft worden. Ausführlich widmet sich der Autor dieser Besonderheit der Kameralhöfe, die es bereits im 15. Jahrhundert gab. In den entsprechenden Unterlagen ist der Müllerhof damals noch nicht zu finden. Die nahe gelegene Mühle Brochhagen ist dagegen bereits 1446 urkundlich belegt.
Dendrochronologische Untersuchung stellt als Baujahr 1725 fest
Sehr genau ist seit diesem Sommer auch bekannt, wann das jetzige Haupthaus des Müllerhofes errichtet wurde. Die dendrochronologischen Untersuchungen der Eichenbalken im Dachstuhl ergaben, dass das Gebäude 1725 erbaut wurde und damit exakt 300 Jahre alt ist. Und in diesem Jahr gibt es noch ein weiteres Jubiläum: Seit 125 Jahren wohnt die Familie Berghaus im Müllerhof, der Geburtstag wurde mit einem Fest begangen.
Die Untersuchungen der Holzbalken ergaben auch, dass der Hof 1789 erweitert wurde. Ein Umbau fand im 19. Jahrhundert statt, denn er wurde als Volksschule genutzt. Dazu fand 1857 eine Untersuchung durch den Kreisarzt statt. Er stellte fest, dass das Wohnhaus mit 2,50 Meter Abstand sehr nah an der Straße lag und auch gut 1,50 Meter unter dem Straßenniveau.
Das aber war nicht immer so. Vor 1820 lag der Müllerhof lange abseits. Die Eisenstraße, die nach Wipperfürth führte, zweigte weit vor dem Hof ab. Auf die Lage des Müllerhofes nahm der preußische Staat beim Ausbau der Straße nach Wipperfürth keine Rücksicht, so Sturmberg. Das habe sicher auch daran gelegen, dass der Staat bis 1829 auch Grundeigentümer war, 1930 kaufe Oberförster Kesseler den Hof und ein neues Kapitel begann.

