Im Januar 2023 hatte der Kreis den Betrieb in Hürth wegen massiver Tierquälerei geschlossen.
Gericht prüftImmer noch keine Anklage im Hürther Schlachthof-Skandal

Anfang 2023 war der Schlachthof in Hürth-Fischenich geschlossen worden. Dort soll es zu massiven Verstößen gegen das Tierschutzgesetz gekommen sein.
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Bald zweieinhalb Jahre nach Bekanntwerden eines massiven Falls von Tierquälerei auf einem Schlachthof in Hürth hat das Amtsgericht Köln die Anklage der Staatsanwaltschaft immer noch nicht zugelassen. Daher ist völlig ungewiss, wann den Beschuldigten der Prozess gemacht wird – und ob sie sich überhaupt vor Gericht verantworten müssen. Eine Prognose, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, mochte sie auf Anfrage dieser Redaktion nicht abgeben.
Bei der Tierschutzorganisation Aninova (ehemals Deutsches Tierschutzbüro), die den Skandal aufgedeckt hatte, stoßen die Dauer der Ermittlungen und die Prüfung der Anklage auf Unverständnis: „Die Videoaufnahmen zeigen eindeutig Tierquälerei, das muss auch das Gericht anerkennen und endlich die Anklage zulassen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Jan Peifer (44). Er könne nicht nachvollziehen, warum dies nicht schon längst passiert ist. Er hoffe sehr, dass „im Hintergrund nicht irgendwelche Deals verhandelt werden, dies wäre fatal“.
Hürth: Betreiber soll 74 Schafe ohne Beschau getötet haben
Dass das Gericht gegen den ehemaligen Betreiber und vier seiner Mitarbeiter noch keine Anklage erhoben hat, verwundert angesichts des Umstands, dass das Amtsgericht Linz im Februar einen Schäfer aus Hennef zu einer Geldstrafe von 10.040 Euro verurteilt hatte.
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Ihm war Tötung von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund in drei Fällen vorgeworfen worden, zudem hatte er Wirbeltieren erheblichen Schmerzen oder Leiden in vier weiteren Fällen zugefügt. Der Mann gilt damit als vorbestraft. Auf dessen Spur waren Aninova und die Ermittler 2024 im Zusammenhang mit dem Schlachthof-Skandal in Hürth gekommen.
Dem ehemaligen Betreiber wirft die Staatsanwaltschaft vor, dass er in 74 Fällen Schafe ohne die rechtlich vorgeschriebene Fleisch- und Tierbeschau schlachten ließ und verkauft hat. Vier Mitarbeiter sollen in 37 dokumentierten Fällen für massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz verantwortlich sein: Sie sollen Tiere zwar mit einem Bolzenschuss betäubt haben, sich aber nicht vergewissert haben, ob die Betäubung auch gewirkt hat – in einigen Fällen ist auf Videoaufnahmen zu sehen, dass Schafe bei ihrer Schlachtung noch bei Bewusstsein gewesen sind.
