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ProzessLadendetektiv aus Hürth wurde mit Arm im Autofenster 20 Meter mitgeschleift

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3 min
Das Bild zeigt den Parkplatz von Bauhaus in Hürth.

Ein Ladendetektiv wollte einen vermeintlichen Dieb stellen. Dabei wurde er 20 Meter mitgeschleift, weil der Autofahrer weiterfuhr.

Der Angeklagte streitet den Diebstahl vor Gericht ab. Nach dem Vorfall fuhr er selbst zu Polizei.

Der Vorfall spielte sich innerhalb einer Minute ab. Fast dreieinhalb Jahre später muss sich nun ein 61-jähriger Hürther vor dem Landgericht Köln verantworten. Der Tatvorwurf lautet auf besonders schweren räuberischen Diebstahl und Körperverletzung.

Eine Überwachungskamera zeichnete am Samstag, 2. Juli 2022, um die Mittagszeit auf, wie an der Drive-In-Kasse des Bauhauses an der Luxemburger Straße in Hürth eine Kontrolle wegen angeblichen Ladendiebstahls von Ware im Wert von 11,14 Euro eskalierte.

Auf dem Video ist der Angeklagte beim Bezahlen von Dachlatten zu sehen. Kaum, dass er wieder in sein Auto gestiegen ist, kommt von außerhalb der Drive-In-Zone ein Mann auf ihn zu, zeigt kurz einen Ausweis vor und greift dann durchs geöffnete Fenster ins Wageninnere. Der Fahrer gibt Gas, der Mann läuft noch einige Meter mit dem Arm im Auto nebenher.

Ladendetektiv erlitt Prellungen und Abschürfungen

Laut Anklage soll der Mann, der Ladendetektiv in dem Baumarkt ist, 15 bis 20 Meter mitgeschleift worden sein, bevor er zu Boden fiel. Dabei erlitt er an der rechten Körperseite Prellungen und Abschürfungen. Aufgrund von anhaltendem Schwindelgefühl infolge der Kopfverletzung war er rund zwei Monate krankgeschrieben.

„Mein Mandant bestreitet den Anklagevorwurf vollumfänglich“, sagte Verteidigerin Stephanie Ablass am ersten Verhandlungstag. Aus Sicht des Angeklagten stahl er weder zwei Pakete Schraub-Wandwinkel, noch wurde er an der Ausfahrt von jemandem angesprochen, der sich als Ladendetektiv zu erkennen gab. „Dass ich beschleunigte, war eine panische Reflexhandlung, denn ich habe schon einmal erlebt, wie jemand an einer Ampel in mein Auto griff“, erklärte der Angeklagte, der glaubte, der Mann wollte ihm das Portemonnaie mit Dokumenten, Kreditkarten und Bargeld, das auf dem Schoß gelegen habe, stehlen.

Polizei fand kein Diebesgut im Auto

Nach dem Vorfall fuhr er direkt zur nächsten Polizeiwache und zeigte den versuchten Diebstahl an. Währenddessen ging dort die Meldung ein, dass ein Mann Waren aus dem Baumarkt gestohlen und den Ladendetektiv, der ihn stoppen wollte, mitgeschleift habe. Die Polizei durchsuchte das Auto des Verdächtigen, fand aber kein Diebesgut. „Ich war an dem Tag überhaupt nicht in der Abteilung, in der sich das Regal mit den Schraub-Wandwinkeln befindet“, beteuerte der Angeklagte gestern vor der 11. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Sabine Kretzschmar.

Wie der Detektiv dazu kam, den Hürther des Ladendiebstahls zu bezichtigen, liegt noch im Dunkeln. Denn der Geschädigte war am ersten Verhandlungstag verhindert, ein Teil der sichergestellten Videoaufzeichnungen lässt sich nicht öffnen.

Verdacht erregten jedoch einige zugängliche Bilder, auf denen der Angeklagte zu sehen ist, wie er auf der flachen Hand einen Prospekt trägt, unter dem sich möglicherweise Gegenstände befinden und wie er an den Dachlatten hantiert, die er später auflud und bezahlte. Der Prozess wird fortgesetzt.