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Tod von Stefan RaafReichen die Indizien aus?

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Im Dezember wird der ehemalige Boxweltmeister Stefan Raaff in Frechen-Königsdorf auf offener Straße erschossen.

Frechen/Köln – Zehn Verhandlungstage sind vorbei im Mordprozess um den Tod des ehemaligen Box-Weltmeisters Stefan Raaff. Jetzt macht das Gericht erstmal urlaubsbedingt Pause: Erst in der zweiten Oktoberwoche verhandelt die Strafkammer weiter gegen den 47-jährigen Kiosk-Besitzer, der Raaff laut Anklage aus Eifersucht und heimtückisch getötet haben soll. Es dauert dann nochmal fast drei Wochen, bevor der Prozess in die letzte Runde geht. Drei weitere Termine – am 5., 6. und 13. November – wurden am Mittwoch vereinbart. Einiges deutet darauf hin, dass der dritte Termin für das Urteil vorgesehen ist.

Schuss traf Raaf ins Herz

Was ist am Abend des 10. Dezember 2012 passiert – und was hat der Angeklagte damit zu tun? Seit zehn Verhandlungstagen geht das Gericht diesen Fragen nach: Es war kalt und die Rolläden der Nachbarn geschlossen, als Raaff um kurz vor 22 Uhr mit dem Auto vom Training zur Wohnung seiner Lebensgefährtin in Königsdorf kam. Einige Nachbarn waren im Bett, andere sahen im Fernsehen die Schlussphase des Zweitliga-Spiels des FC gegen Braunschweig. Als es auf der Straße knallte, dachten alle an verfrühte Silvesterknaller.

Tatsächlich fielen draußen sechs Schüsse, einer davon – aus nächster Nähe abgegeben – traf Raaff ins Herz. Der Boxer, beim Eintreffen des Notarztes schon leblos, starb trotz Wiederbelebungsversuchen noch im Rettungswagen.

Bereits in der Nacht nach der Tat stießen die Ermittler der Mordkommission auf eine Spur zum Angeklagten: Im September hatte er Raaff wegen Bedrohung angezeigt, weil der 47-Jährige davon ausging, der Boxer habe eine Affäre mit der Ex-Frau des Mannes und werde sich in den Sorgerechtsstreit um den Sohn des Paares einmischen.

Als der Mann zwei Tage nach der Tat vernommen wurde, präsentierte er ein Alibi: Er sei in seinem Kölner Kiosk gewesen und habe, weil er sich schlecht fühlte, mehrfach die Uniklinik aufgesucht. Behauptungen, die für die Tatzeit widerlegt zu sein scheinen: Seine Aushilfe, die er noch beeinflusst haben soll, widerrief bei der Polizei die Aussage, den Chef zwischen 21.30 und 21.45 Uhr gesehen zu haben. In der Uniklinik war er erst nach 23.30 Uhr behandelt worden.

Was lässt sich aus der Handy-Ortung schließen?

Eine Woche nach der Tat kam der – zumindest für die Ermittler – entscheidende Hinweis: Ein Handy des Mannes sei um kurz nach 21 Uhr zweimal in der Funkzelle des Tatortes geortet worden – kurz nach der Tat noch in Frechen. Neun Tage nach Raaffs Tod wurde der 47-Jährige festgenommen. Seitdem sitzt er in Haft.

Was fehlt, sind Beweise: Es gibt keine Augenzeugen, die den Täter gesehen haben. Von der Tatwaffe fehlt jede Spur. An der Kleidung und im Fahrzeug des Angeklagten wurden zwar Schmauchspuren gefunden – auch sie lassen aber nicht endgültig den Schluss zu, dass der Mann auch geschossen hat.

Was bleibt ist die Ortung des Handys: Am 7. Oktober sollen Experten dem Gericht erklären, was genau sich daraus schließen lässt. „Es handelt sich um einen reinen Indizienprozess“, hatte der Vorsitzende Richter Heinz Hemmers schon am zweiten Tag betont. Ob die Indizien am Ende ausreichen, um den Angeklagten zu verurteilen, wird sich wohl erst nach der zweiten Pause des Gerichts entscheiden.