Die Rentnerin investiert in Ruppichteroth-Winterscheid am Tag vier Stunden in die Pflege der öffentlichen Anlagen.
EhrenamtlichGisela Pinunsko aus Winterscheid kümmert sich seit 20 Jahren um die Beete im Ort

Gisela Pinunsko (85) steht in Winterscheid in dem Beet am Tennisplatz gegenüber der Kapelle, wo alles vor 20 Jahren begann.
Copyright: Quentin Bröhl
Sie buddelt und buddelt und buddelt. „Ich hab’ sicherlich schon halb Winterscheid umgegraben“, sagt Gisela Pinunsko lächelnd. In dem Örtchen, das zu Ruppichteroth gehört, kennt fast jeder die 85-Jährige: Seit 20 Jahren kümmert sich die rüstige Rentnerin um Grünanlagen auf öffentlichen Flächen.
Blumenmeer in den Beeten in Winterscheid
Am Ortseingang von Ruppichteroth kommend fallen an der Sportanlage mit Tennis und Fußball sowie dem kleinen Kapellchen auf der rechten Seite die bunten Blumenbeete auf. Dort hat das ehrenamtliche Engagement von Gisela Pinunsko vor etwa 20 Jahren begonnen. Es habe einen kleinen Trampelpfad gegeben, der im Sommer immer mit wildem Gestrüpp zugewachsen sei, erinnert sie sich. Eine Fußgängerin sei sogar in den Dornengewächsen hängengeblieben und habe sich bei einem Sturz verletzt.
Das konnte Gisela Pinusko damals nicht auf sich beruhen lassen. Sie nahm das Heft in die Hand, entfernte die gewucherten und hochgewachsenen wilden Rosen und ließ ein hübsches Blumenbeet entstehen. „Die Gemeinde hat das damals unterstützt und hat den Weg schön gemacht“, erinnert sie sich.
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An der Kirchstraße hat die Rentnerin ebenfalls ein Beet angelegt.
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Heute ist der Weg gepflastert und wurde bei der aufwendigen Straßensanierung mit erneuert. So geht man auf dem rund 20 Meter langen Stück durch ein buntes Blumenmeer, dekoriert mit gemalten Holztäfelchen, einer Schneewittchenfigur und einigen Zwergen. „Die Menschen haben hier angehalten und die Gartenfiguren abgegeben“, erzählt die 85-Jährige.
Die aus Schlesien stammende Gisela Pinunsko ist in Lohmar-Scheiderhöhe aufgewachsen und lebte auch dort mit der Familie, bis sie 2002 nach Winterscheid zog. Die gelernte Verkäuferin war 35 Jahre lang in Lohmar als Tagesmutter im Einsatz.
Gisela Pinunsko ist täglich vier Stunden für die öffentlichen Grünanlagen unterwegs
Sie wohnt in Winterscheid mit einer ihrer beiden Töchter (63 und 60 Jahre). Diese hat auch eine künstlerische Ader und malt die vielen Holzbilder, die das Haus und die Beete im Ort schmücken. Zudem hat sie zwei Enkeltöchter (30 und 33 Jahre). Ihr Mann, mit dem sie 63 Jahre lang verheiratet war, ist vor zwei Jahren gestorben.
Seit nunmehr 20 Jahren ist Gisela Pinunsko jeden Tag im Schnitt an die vier Stunden in den öffentlichen Anlagen und Beeten beschäftigt. „Ich stehe um 5.30 Uhr auf, mache die Wohnung bis 8 Uhr fertig und bin dann bis 12 oder 13 Uhr draußen“, schildert sie ihren Tagesablauf. Sie hat es nicht weit von ihrem Haus am Finkenweg zu den kleinen Verkehrsberuhigungsinseln an ihrer Straße und an der Hauptstraße sowie den Beeten an der Kirchenmauer.
Dann wird das Unkraut entfernt, der Boden umgegraben, neue Blümchen werden ausgesetzt und gedüngt. Die Namen der Blumen kennt sie gar nicht, aber dass sie einen grünen Daumen hat, erkennt man sofort. Sie komme schon im Schnitt auf 100 Euro Investition im Monat. Beim jüngsten Besuch in einem Blumencenter habe sie 890 Euro ausgegeben, ergänzt sie.

Entlang dieses Wegs hat vor 20 Jahren alles begonnen.
Copyright: Quentin Bröhl
Bei langer Trockenheit gehört auch das Gießen der Blumen zu ihren Aufgaben. Sie nimmt sich dann schon mal Wasser vom Friedhof oder Tennisclub. Oft ist sie aber auch mit Gießkannen aus der eigenen 2000-Liter-Zisterne unterwegs, die unter ihrem Garten eingegraben ist.
Zu den Beeten am Tennisplatz und Kapellchen fährt sie schon mal in ihrem 28 Jahre alten Honda Civic mit insgesamt fünf vollen Gießkannen Wasser. Aber ansonsten ist die rüstige Seniorin immer zu Fuß unterwegs. „Ich komme im Schnitt auf 9600 Schritte pro Tag“, sagt sie und zeigt die entsprechende Gesundheits-App auf ihrem Smartphone. Ihre mobile Telefonnummer kenne sie nicht, aber sie nutzte ohnehin lieber das Festnetz mit Anrufbeantworter.
Seniorin aus Ruppichteroth verschönere Verkehrsinseln nach Hauptstraßen-Sanierung
Als die Hauptstraße nach mehr als zwei Jahren Sanierung endlich fertiggestellt war, nahm sich Gisela Pinunsko die sieben Inselchen vor. „Da waren nur Grassamen ausgesät worden. Die habe ich wieder ausgebuddelt und Blumen gepflanzt.“ Die Straßenmeisterei sei zunächst davon nicht begeistert gewesen. Später jedoch habe der Chef der Fachfirma angehalten, ihr 50 Euro für Blumenerde und Pflanzen gegeben und sie sogar mit einer Warnweste ausgestattet.

Ihrer Kreativität lässt Gisela Pinunsko auch im heimischen Wintergarten freien Lauf.
Copyright: Quentin Bröhl
Von Bürgermeister Mario Loskill habe sie ein offizielles Schreiben erhalten, mit einer Genehmigung für ihr ehrenamtliches Engagement. „Ich bin sogar versichert, wenn ich Blumen einkaufen gehe“, betont sie.
Die Rentnerin kommt mit vielen Menschen in Kontakt. Die meisten Reaktionen seien positiv. Aber es gebe auch immer wieder Kritiker. Einmal habe sie gesehen, wie jemand ihre Blumen ausgegraben habe. „Das war aber ein GL-Kennzeichen. Die Frau war nicht von hier.“ Andererseits seien ihr auch schon einmal Säcke mit Mulch zur Verfügung gestellt worden.
Gisela Pinunsko rezitiert auch Gedichte in Ruppichteroth und Lohmar
„Ich habe noch ein Hobby“, verrät die 85-Jährige: „Ich lerne schon seit vielen Jahren Gedichte auswendig. Ich könnte sechseinhalb Stunden am Stück quatschen“, sagt sie und rezitiert eines ihrer 92 Werke. Man könne sie auch buchen, und in Ruppichteroth und Lohmar trete sie gelegentlich beim Seniorentreff auf. „Ich kann sehr gut auswendig lernen.“ Für ein Gedicht mit drei Seiten brauche sie lediglich drei Tage.

Blumen in mehreren Farben blühen in Winterscheid direkt gegenüber der Kapelle.
Copyright: Quentin Bröhl
Ideen hat Gisela Pinunsko immer wieder. So sei sie darauf hingewiesen worden, dass im Mülleimer an der Bank an dem kleinen Weg die Hundekotbeutel bei warmem Wetter übel röchen. „Da könnte man doch mal einen anderen Mülleimer aufstellen“, überlegt sie, bevor sie schon wieder zum nächsten Beet eilt. „Hier an dem Graben sieht es nicht so schön aus, aber da ist mir zuletzt die Kraft ausgegangen“, sagt die 85-Jährige entschuldigend, die einfach nicht aufhören kann zu buddeln.