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Ein Jahr „Bücherbrücke“ Meckenheim/Alfter„Wir verstehen uns als Mehrwert“

Lesezeit 3 Minuten
Alle Akteure der Öffentlichen Bücherei Meckenheim-Alfter zeigen ein Plakat mit dem neuen Namen Bücherbrücke.

Im August 2024 wurde der neue Namen der Öffentlichen Bücherei Meckenheim-Alfter bekkanntgegeben: Bücherbrücke.

Ein Jahr „Bücherbrücke - Öffentliche Bücherei Meckenheim/Alfter“: Leiterin Franzis Steinhauer zog im Schulausschuss Bilanz des interkommunalen Projekts.

Sie sei genau die Richtige, um die interkommunale Bücherei Meckenheim-Alfter nach vorne zu bringen, lobte Ausschussvorsitzender Rainer Friedrich die Leiterin Franzis Steinhauer. Sie hatte gerade energiegeladen über das erste Jahr der „Bücherbrücke“ berichtet, und nicht nur Friedrich war begeistert. Der Neustart der Büchereien in beiden Kommunen sei „ein Jahr Erfolgsstory“, sagte Steinhauer.

Zur Erinnerung: Das Erzbistum Köln hatte sich aus der Finanzierung der öffentlichen Büchereien zurückgezogen, Meckenheim und Alfter fanden eine gemeinsame Lösung, um weiter Lesekompetenz zu fördern und Orte zum Austausch anzubieten. Franzis Steinhauer, zuvor Leiterin der Alfterer Bücherei, wurde die Verantwortung für beide Einrichtungen übertragen. Was sie in Meckenheim vorfand, war wohl einigermaßen überraschend. „Es gab überhaupt keine Daten. Die EDV war weg, es fehlten 50.000 Kundendaten. Wir haben die Bücherei in diesem Jahr von der Steinzeit in die Neuzeit katapultiert“, schilderte Steinhauer dem Schulausschuss am Mittwochabend.

Von den 30.000 vorhandenen Medien seien sechs Prozent älter als zehn Jahre gewesen: „Mit Büchern über Jugoslawien oder die D-Mark kann aber keiner mehr etwas anfangen“, so Steinhauer. Rund 300 Bücher seien in der Schließzeit der Bücherei an der Adolf-Kolping-Straße 4 abhanden gekommen. „Aber es ging mit schnellen Schritten voran“, so die Bibliothekarin, nicht zuletzt der Meckenheimer Bürgermeister Holger Jung habe sie sehr motiviert. Schnappatmung habe sie dennoch bekommen, als es hieß, die Bücherei soll am 2. Juli zunächst für Kinder und Jugendliche und anschließend für Erwachsene öffnen. „Aber die Verwaltung ließ sich auf alle unsere Ideen ein“, lobte Steinhauer.

Eröffnung des Meckenheimer Standortes der Öffentlichen Bücherei Meckenheim/Alfter.

Freude allenthalben bei der Eröffnung des Standorts Meckenheim.

Mittlerweile besuchen täglich zwischen 80 und 100 Bücherfreunde die Einrichtung. Das Logo entstand mit den Farben beider Kommunen, 62 Vorschläge für die Namensgebung wurden eingereicht, „Bücherbrücke“ wurde schließlich ausgewählt. Netzwerken ist eine Spezialität von Steinhauer: „25.000 Euro unseres Budgets haben wir gar nicht ausgegeben, und haben trotzdem neue Möbel.“ Wie das geht? Man muss Leute kennen! „Die Ausstattung für die Kinderbibliothek haben wir von Kollegen aus Solingen geschenkt bekommen. Die Verwaltung hat sie mit einem Sprinter abgeholt.“ Sie selbst habe jetzt den „supercoolen Schreibtisch“ eines Meckenheimer Pensionärs. Mit 18 Freiwilligen wurde im November die Kinderbücherei renoviert. Medien wurden aktualisiert, 80 Tonie-Hörfiguren für Kinder angeschafft.

Nach vier Wochen Öffnungszeit gab es den ersten Tag der offenen Tür mit Bücherflohmarkt. 700 Euro, die wieder in die Bücherei fließen, seien dabei zusammengekommen. Steinhauer sprudelt nur so vor Ideen, davon profitieren die beiden Einrichtungen. Es gibt Ausstellungen zu aktuellen Themen wie der Europawahl oder dem „Tag des Seefahrers“. Kooperationspartner sind wichtig, weiß Steinhauer. Und auch die Leser können sich einbringen. Mit der Aktion „Buch sucht Pate“ beispielsweise, bei der ein Spender ein Buch bezahlt und das Erstleserecht bekommt. Die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen sei nicht so, wie es sich das Büchereiteam wünsche, sagte Steinhauer. Daher gebe es sehr niederschwellige Angebote schon für Vorschulkinder. Es sei berührend, wie ehrfürchtig manche Kinder mit Büchern umgehen. Mit Lesestoff seien sie offenbar nicht vertraut.

Zurzeit arbeiten fünf hauptamtliche Kräfte auf drei Stellen, pro Standort gibt es noch zwei Teilzeitkräfte. Es sei möglich für sie, an beiden Standorten zu arbeiten. Im Moment ist die „Bücherbrücke“ 17 Stunden pro Woche geöffnet. „Wir wollen auf 20 Stunden kommen, sonst unterstützt uns die Bezirksregierung nicht“, so Steinhauer. Ihr Fazit: „Wir verstehen uns als Mehrwert für Meckenheim“. Dafür wurde eifrig auf die Tische geklopft.