Anwohner alarmiertBasalt AG will Steinbruch in Windeck-Imhausen erweitern

Lesezeit 4 Minuten
Beantragte Abbaugrenze Steinbruch Imhausen.

Die rot-weiße Linie markiert die beantragte Abbaugrenze am Steinbruch Imhausen.

Die Menschen in Windeck-Imhausen sind alarmiert: Die Basalt AG in Linz möchte ihren Steinbruch erweitern.

An der Oberen Sieg rumort es im 450-Einwohner-Dorf Imhausen. Die Basalt AG in Linz möchte ihren Steinbruch erweitern. Der Steinbruch der Basalt AG liegt südwestlich des Ortes und soll den Plänen zufolge um etwa 55 Meter näher an Imhausen heranrücken.

Den entsprechenden Antrag hat die Basalt AG beim Rhein-Sieg-Kreis gestellt. Wenn dieser das einfache Verfahren wählt, gibt es keine Bürgerbeteiligung. Die Gemeinde will dennoch zu einer Podiumsdiskussion einladen - auch die Basalt AG.

Abbau seit 90 Jahren in Windeck

Grauwacke aus Imhausen gibt es seit mehr als 90 Jahren. 1932 begann ein örtliches Unternehmen, südwestlich des Dorfes einen Berg abzutragen. Seit Anfang der 1990er Jahre gräbt sich dort die Linzer Basalt AG in die Tiefe. Ihre Bergisch-Westerwälder Hartsteinwerke wollen nun den elf Hektar großen Steinbruch um 2,14 Hektar vergrößern.

„Wir sind alle davon ausgegangen, dass 2024 Schluss ist“, sagt Karl-Hans Ganseuer und bezieht sich damit auf Aussagen aus dem Jahr 2021. Mit Peter Kammerich vom Bürgerverein und Frank Bruchseifer vom Männergesangverein versucht er, sich möglichst breit zu informieren. Die Basalt AG sei offen und gesprächsbereit, bescheinigt Ganseuer. Allerdings deuteten einige Imhäuser das Vorgehen des Betreibers als „Salamitaktik“. Jetzt nämlich gehe es darum, noch zehn bis 15 Jahre weiterzugraben.

Sorge machen sich die Bürger sowohl um ihre Häuser als auch wegen Lärm und Schmutz. Der Wald, der früher den Ort vom Steinbruch trennte, ist dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Nach den Plänen des Betreibers würde zudem die Bergkuppe verschwinden. Vor allem aber sehen die Anwohner die Wasserversorgung in Gefahr, weil der Wassergewinnungsstollen Geilhausen nicht weit vom Steinbruch entfernt liegt. Der sichere die Wasserversorgung für die gesamte Gemeinde im Katastrophenfall, hieß es bei einer Bürgerversammlung der örtlichen Vereine am Wochenende. Die Gemeinde solle Rechtsmittel gegen die Erweiterung einlegen, sei vorgeschlagen worden, berichtet Ganseuer.

Steinbruch-Erweiterung in Windeck: Befragung im Eilverfahren

Der Rhein-Sieg-Kreis hatte die Gemeinde Windeck im Eilverfahren zu der Erweiterung befragt. Die Frist war so knapp, dass Bürgermeisterin Alexandra Gauß und Ratsherr Thomas Ritzer die Stellungnahme des Beigeordneten Thomas Becher als Dringlichkeitsbeschluss auf den Weg bringen mussten. Becher beruft sich in seiner Stellungnahme auf das Planungsrecht der Gemeinde, führt gegen das Vorhaben stehende öffentliche Belange und Widersprüche zum Flächennutzungsplan an. Auch der Naturschutz werde beeinträchtigt, argumentiert Becher und zitiert ausführlich die Rechtsprechung.

Rat, Verwaltung und Bürger wünschten sich eine bessere Kommunikation, ergänzte Becher auf Nachfrage. Dazu zähle auch eine Gesamtperspektive für den Steinbruch. Der Beigeordnete weist für zukünftige Überlegungen darauf hin, dass der Wirtschaftsweg, an dem der Steinbruch nach dem Willen der Basalt AG demnächst enden soll, der Gemeinde gehört.

Ob es beim vereinfachten Verfahren bleibt, entscheidet der Rhein-Sieg-Kreis. Der sieht die Bürger von Imhausen durch die planungsrechtliche Stellungnahme der Gemeinde vertreten. „Eine rechtsverbindliche Zusage des Betreibers, den Betrieb des Steinbruchs Ende 2024 einzustellen, ist dem Rhein-Sieg-Kreis nicht bekannt“, heißt es aus dem Kreishaus.

Bis zu 300.000 Tonnen Grauwacke pro Jahr in Windeck-Imhausen

Dass die aktuellen Pläne bereits vor elf Jahren diskutiert wurden, bestätigt Marcus Thering, Abteilungsleiter Rohstoffsicherung bei der Basalt AG in Linz. Auf der künftigen Fläche von 9,82 Hektar wolle die Basalt AG in den kommenden zehn bis 15 Jahren 250.000 bis 300.000 Tonnen Grauwacke pro Jahr abtragen, um Baustellen in der Region auf kurzem Weg versorgen zu können.

Die Basalt AG wirbt um Vertrauen. Seit mehr als 25 Jahren würden alle Sprengerschütterungen an zwei Häusern am Ort gemessen. Kritik, dass Sprengungen zuletzt nicht mehr angekündigt worden seien, habe er aufgenommen und an die beauftragte Firma weitergegeben, sagte Thering.

Seit etwa 20 Jahren würden die Grundwasserstände zwischen Steinbruch und Wassergewinnungsstollen gemessen. „Die Messwerte zeigen, dass selbst in den trockenen letzten Jahren der Grundwasserstand konstant blieb und der Abfluss im Stollen nur im üblichen Jahresgang schwankte“, heißt es in der Erklärung der Basalt AG.

Steinbruch ist Lebensraum für die Gelbbauchunke

Es sei inzwischen unbestritten, dass der renaturierte Teil des Steinbruchs wichtig für Natur- und Artenschutz sei. 2005 sei er als FFH- und Naturschutzgebiet ausgewiesen worden und biete Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte als bedrohten Amphibien Lebensraum, argumentiert der Unternehmenssprecher.

Dem Windecker Gemeinderat hat die Basalt AG ihre Pläne vor Ort bei einem nicht-öffentlichen Besuch vorgestellt. Zur Teilnahme an einer Podiumsdiskussion, die die Gemeinde organisieren will, sei es ebenfalls bereit, sagte Thering. „Von unserer Seite suchen wir die größtmögliche Transparenz“, versichert der Sprecher der Basalt AG.

Rundschau abonnieren