Lost PlaceNeue Pläne für das Frankfurter Haus in Hennef – So sieht es im Inneren aus

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Die Fachwerkfassade von der Gartenseite. Vor lauter Grün ist von der Straße aus kaum noch was zu sehen von Balken und Gefachen.

Freerk Baumann und seine Jannike Salchow wollen aus dem „Frankfurter Haus“ an der Burgstraße in Uckerath ein Inklusionscafé machen. Die Fachwerkfassade von der Gartenseite.

Freerk Baumann und Jannike Salchow haben das dreistöckige Fachwerkgebäude an der Burgstraße gekauft. So sehen ihre Pläne aus.

Lange Jahre war das Haus an der Burgstraße in Uckerath hinter grünem Bewuchs und Bretterverschalung versteckt, fiel trotz seiner imposanten Größe kaum auf.

Sein Bewohner galt mindestens als verschroben, andere munkelten, er sei ein religiöser Eiferer. Er lebt in einer Senioreneinrichtung. Jetzt haben Professor Dr. Freerk Baumann und seine Partnerin Jannike Salchow das Anwesen gekauft und wollen es aus einem Dornröschenschlaf erwecken.

Wir überlegen, im Erdgeschoss ein Inklusionscafé einzurichten
Professor Dr. Freerk Baumann und Jannike Salchow, die neuen Eigentümer

Das Paar denkt schon über Nutzungskonzepte nach. „Wir überlegen, im Erdgeschoss ein Inklusionscafé einzurichten, in dem Menschen mit Handicaps arbeiten können“, erklärte Baumann. „In den Stockwerken darüber könnte selbst bestimmtes Wohnen für Menschen mit Behinderungen entstehen.“ Das Café könnte auch Begegnungsstätte für die Uckerather Vereine werden, selbstverständlich will er die benachbarten Kirchen  mit einbinden.

Freerk Baumann und seine Partnerin Jannike Salchow wollen aus dem ‚Frankfurter Haus‘ an der Burgstraße in Uckerath ein Inklusionscafé machen. Hausforscher Uwe Brustmeier nahm sich das Gebäude mit fachmännischen Augen vor. V.l.: Eigentümer Freerk Baumann, Architektin Helga Horst, Hausforscher Uwe Brustmeier.

Freerk Baumann und seine Partnerin Jannike Salchow wollen aus dem 'Frankfurter Haus' an der Burgstraße in Uckerath ein Inklusionscafé machen. Hausforscher Uwe Brustmeier nahm sich das Gebäude mit fachmännischen Augen vor. V.l.: Eigentümer Freerk Baumann, Architektin Helga Horst, Hausforscher Uwe Brustmeier.

Doch davor steht eine aufwändige Sanierung. Seit Jahrzehnten ist das seit 1984 unter Denkmalschutz stehende Gebäude mehr und mehr verfallen. Die Bretter etwa dienen der Sicherung und dem Erhalt. Baumann kennt sich aus mit Fachwerkhäusern, er hat schon sein eigenes Wohnhaus versetzt. Seither hat er guten Kontakt mit seiner Architektin Helga Horst sowie dem Haus- und Bauforscher Uwe Brustmeier.

Mit den beiden nimmt er Holz, Fachwerk und Mauern genau unter die Lupe. Brustmeier bescheinigt dem Bauwerk einen im Großen und Ganzen guten Zustand. Allerdings wird die Sanierung nicht billig. Mit einem batteriebetriebenen Halogen-Strahler geht es durch die dunklen, weil zumeist vernagelten Räume.

Jakob Rübhausen hat das Fachwerkanwesen ab 1817 bauen lassen

Ab 1817, so haben die Recherchen ergeben, hat Jakob Rübhausen das repräsentative Haus bauen lassen. Er kam ursprünglich aus Uckerath, arbeitete aber in einer Frankfurter Bank. Dort lernte er die Bankierstochter kennen und lieben. Mit ihr zog er in sein Heimatdorf zurück. In dem großzügigen Hof betrieb er Landwirtschaft.

In einem Nebengebäude gab es eine Brennerei. Viel hat sich Jakob Rübhausen nicht um die Wirtschaft gekümmert. Erst sein Sohn Eduard aus zweiter Ehe und dessen Frau brachten sie wieder auf Höhe, mit Gastwirtschaft und Kolonialwarenhandlung. Zwischen 1890 und 1900, das zeigen die Berichte und die Befunde im Haus selbst, erfolgte der Umbau zum Hotel.

Die Außenwände sind trocken und stabil, wie sich unter dem abgebröckelten Putz zeigt.

Die Außenwände sind trocken und stabil.

„Da war ein Treppenbaumeister am Werk“, begeistert sich der Hausforscher am Aufgang ins zweite Obergeschoss. Zu dieser Zeit sind auch große Teile der Außenhülle ausgemauert worden. „Da ist kein Zement drin, guter Lehmputz kam da drauf“, befand Brustmeier. Das sei der beste Feuchtigkeitsregulator. In einem der Räume entdeckt er auf dem Boden einen so genannten Balatum-Teppich, einen Orientteppich-Ersatz. So vollständig erhalten gibt es die selten.

In anderen Räumen finden sich Nähmaschinen und Webstühle, alles leicht verstaubt. Überall hängen Plakate, mit langen Texten. „Wer ein Grab angerührt hat, ist unrein“, sind sie betitelt. Neben einem WC liegt ein Vogelskelett, auf dem Boden ein großer Zettel:„ Gutes getan, Tiervogelleichematerie im Klo.“ Hinter Tapeten findet sich noch die ursprüngliche Bemalung des Putzes.

Überhaupt Tapeten. Da finden sich Lagen aus den 1930er-. darüber aus den 1960er-Jahren. Eigentlich gehören sie genau so ins Museum wie der originale Nieren-Beistelltisch aus den 1950er-Jahren. Oder der Rasierapparat, der Plattenspieler, die Spulen für die Garne. Brustmeier untersucht die Decke: „Das ist sehr guter Lehm, guter Strohanteil.“ Direkt darunter ist eine frühe Leichtbauwand aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

In den Räumen stehen noch die alten Webeinrichtungen des Vorbesitzers, hier die Spulen für Garne.

In den Räumen stehen noch die alten Webeinrichtungen des Vorbesitzers.

An den dicken Balken der Decken bis hin ins Dach ist die Waldkante noch gut zu erkennen. Sie sind durchweg trocken. Mit den Sicherungsmaßnahmen von 2008 durch die Stadt ist Brustmeier nicht zufrieden, Zuganker und Windbänder seien seiner Ansicht nach nicht fachmännisch angebracht worden. Und doch hält er das Projekt für machbar, es könnte aber einen siebenstelligen Betrag verschlingen. Baumann und Salchow wollen es gleichwohl angehen. Bürgermeister Mario Dahm, der das Frankfurter Haus schon besucht hat, sagte seine Unterstützung zu.

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