Zahlreiche Behörden und Organisationen beteiligten sich an einem der bislang größten Aktionstage mit mehr als 40 spezialisierten Gefahrgutkontrolleuren.
Risse im BlechRund 130 Einsatzkräfte kontrollierten Gefahrgut-Transporte an der A3 bei Lohmar

Auf dem Rastplatz Sülztal an der Autobahn 3 bei Lohmar fand eine der größten Gefahrgutkontrollen bundesweit statt, mit gut 130 Einsatzkräften von zahlreichen Behörden und Organisationen.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Svea Schadowski hatte mit ihrem Kollegen Oliver Kuner die weiteste Anreise auf sich genommen. Von der Wasserschutzpolizei Schleswig-Holstein war sie in Lübeck gestartet, um am großen Aktionstag der Polizei Köln und deren Kontrollpartnern an der Autobahn 3 auf dem Rastplatz Sülztal Kontrollen von Gefahrguttransportern zu machen. Ihr Spezialgebiet: Radioaktivität, also Gefahrenklasse 7.
Um es vorwegzunehmen, es gab keinen. Thomas Bölke, der den Abschnitt Kontrollen leitete, beschwerte sich am Ende scherzhaft, dass sie ihm keinen„ 7er“ beschert habe. Doch auch so hatte er reichlich zu tun. Gut 130 Menschen aus unterschiedlichen Behörden und Organisationen waren gekommen. Zwölf Schleppfahrzeuge zogen die Gefahrguttransporter auf den Rastplatz und geleiteten sie zu einer der 15 Kontrollboxen.

Polizisten kontrollierten sehr genau die Ladung und den Zustand der Fahrzeuge, auch wenn sie dafür schon mal eine Leiter benutzen mussten.
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Polizisten aus den unterschiedlichen Fachrichtungen nahmen sie in Anfang und unter die Lupe. Das Bundesamt für Logistik und Mobilität war ebenso dabei wie das Eisenbahnbundesamt oder die Bundeswehr. Als zuständige Untere Abfallbehörde hatten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetriebe ein scharfes Auge. Zum Ende machten sie noch einen dicken Fang. Ein Lastwagen hatte illegalen und falsch deklarierten Abfall geladen.
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Die Feuerwehr musste nur einmal mit einem Trupp unter Atemschutz eingreifen
Die Werkfeuerwehr des Chemieparks Knapsack stand mit ihren Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar bereit, um Fall des Falles sofort eingreifen zu können. Sie mussten aber nur einmal Atemschutzgeräte anlegen. Auf einem Anhänger standen zahlreiche Bigpacks mit benutzter Aktivkohle. Und die stank so gewaltig, dass es nur Atemschutz möglich war, ihre Dichtigkeit zu prüfen.
Um 8 Uhr am Morgen hatte die Aktion begonnen und lief langsam an. Aber schon um kurz nach 10 Uhr fiel ein Stückguttransporter auf, dessen Ladung nicht ausreichend gesichert war. Die Mängel waren so gravierend, dass er stehen bleiben und nachgesichert werden musste. Noch am Kontrollende stand er etwas abseits auf einem Stellplatz.

Bei einer Mulde eines Transporters waren die schon einmal geschweißten Nähte erneut gerissen.
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Ein Muldenanhänger musste gleich komplett still gelegt werden, durfte keinen Zentimeter mehr weiterfahren. Die Mulde, die als Rahmen diente, war an mehreren Stellen gerissen, geschweißt und wieder gerissen. Nur um es richtig einzuordnen, der Fahrer transportierte umweltgefährdende Stoffe. An der Außenwand entdeckten die Spezialisten tiefe Löcher im Blech, klein zwar, aber bei Granulat oder flüssigen Substanzen bestünde die Gefahr eines Austritts. Außerdem monierten die Kontrolleure eine gerissene Windschutzscheibe. Aus- und umladen war angesagt, das Fahrzeug musste abgeschleppt werden.
Rund 80 Transporter brachten die Schlepper auf den Rastplatz, der für die Zeit der Aktion gesperrt war. 25 Beanstandungen registrierte Bölke zum Abschluss. Die fleißigsten waren seine Kollegen aus Duisburg. Viel zu tun hatte auch Michael Grothe, Experte für das Fahrpersonalrecht. 28 Anzeigen wurden in diesem Bereich geschrieben. Acht Anzeigen gab es für Verstöße gegen das Gefahrgutrecht, weitere acht für Geschwindigkeitsverstöße.
Das ist ganz normal, das muss so sein. Das ist ein ganz gefährlicher Stoff.
Auch wenn Denis Muracchin die Aktion gut fand, erwischte es ihn am Ende selbst. Er hatte seine Lenkzeiten überschritten und zu wneig Ruhezeit gemacht, weil beim Beladen technische Probleme aufgetreten waren und er mehrfach rangierte. So oft wird er gar nicht kontrolliert: „Das ist ganz normal, das muss so sein. Das ist ein ganz gefährlicher Stoff“, beschrieb er seine Ladung. Es handelte sich um eine brennbare Substanz für die Waschmittelherstellung.

Polizisten überprüfen die Außenhaut eines Anhängers, in dem kleine Löcher zu sehen waren. Das Fahrzeug wurde stillgelegt.
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„Lastwagenfahrer mit gefährlichen Gütern haben in der Regel ein höheres Fachwissen mitzubringen und verdienen auch mehr“, meinte Bölke zu dem gelassenen und professionellen Umgang. Zustand der Fahrzeuge, Beladung, der aktuelle Sachkundenachweise in Form des ADR-Scheins für die Kenntnis der Gefahrgüter, jährliche Nachschulung, besondere Ausrüstung - es gibt eine Menge Punkte, auf die Fahrer gleichermaßen wie Kontrolleure achten müssen.
Einige Transporter hatten Probleme mit der Ladungssicherung
„Bei mir ist alles gut, ich fahre Gefahrgut, das muss kontrolliert werden“, befand auch Jacek Marysiak. „Das ist eine gute Aktion.“ Bei ihm lief's, er konnte schnell weiter fahren. Einige Kleintransporter dagegen hatten längere Aufenthalte, mit der Ladungssicherung hatten sie es nicht so genau genommen. Hinter Planen und Türen fand sich so manches Gefahrgut. Fette, Schlacken, Schlämme, Gase, kontaminierte Aktivkohle, brennbare Substanzen und explosive Flüssigkeiten.
„Ich bin super zufrieden“, resümierte Einsatzleiter Fabian Ebel. Gefahrgutbeauftragte von Firmen, mehrere Bundesämter, das Innenministerium, Spezialisten aus zahlreichen Polizeibehörden von NRW bis Baden-Württemberg, von Schleswig-Holstein bis Rheinland-Pfalz arbeiteten Hand in Hand und unterstütztens ich mit ihrer jeweilgen Expertise. Diesen Wissensaustausch und -erwerb stellte Ebel in den Mittelpunkt, auch bei der Abschlussbesprechung. Schadowski und Kuner machten sich direkt auf die Autobahn, sie hatten den längsten Rückweg.