Fußball-MittelrheinligaUkrainisches Trio verzaubert den FC Hennef 05

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Yehor Kokot

Voller Einsatz für den FC Hennef 05: Yehor Kokot (hinten).

Ein Typ wie Jürgen Kohler, Mister 110 Prozent und ein begehrter Torjäger: Drei ukrainische Talente bereiten dem FC Hennef derzeit viel Freude. 

Der Fußball-Mittelrheinligist FC Hennef baut auf den Nachwuchs. Im Duell bei Eintracht Hohkeppel (1:4) standen die U-19-Akteure Oleksandr Kilovyi, Yehor Kokot und Denys Pinchuk erstmals gemeinsam auf dem Feld. Vor der Partie gegen Königsdorf (So., 15 Uhr) nehmen wir das ukrainische Trio unter die Lupe.


Oleksandr Kilovyi (18): Der Innenverteidiger feierte in Hohkeppel sein Senioren-Debüt. Gleich von Anfang an wohlgemerkt. Für ihn „sprengte“ Fatih Özyurt sogar das Abwehrzentrum um Leo Camara und Hajdar Shala, indem er letzteren auf die Sechser-Position vorschob. „Ich hatte keine Scheu Olek zu bringen“, sagt der Coach über jenes Talent, das wegen eines Kreuzbandrisses ohne Hinrunden-Einsatz geblieben war. „Auch wenn er Aktien am ersten Gegentor hatte: Das war eine richtig ordentliche Premiere.“

Oleksandr Kilovyi

Innenverteidiger Oleksandr Kilovyi vom FC Hennef 05.

Der Linksfuß vereint alle Vorzüge eines klassischen Innenverteidigers: Größe, Kopfball- und Zweikampfstärke. „Vom Typ her erinnert mich Olek an Jürgen Kohler“, sagt Özyurt. „Er ist ein Spieler, den man lieber in der eigenen Mannschaft hat. Ganz einfach, weil Zweikämpfe mit ihm richtig wehtun können.“

Der 1,94-Meter-Hüne bringe eine lang vermisste Note ins Spiel der 05er: „Olek ist laut und haut auch mal dazwischen.“ Auch Nachwuchsleiter Erol Celik bewundert Kilovyis „Athletik und gesundes Selbstvertrauen. Er weiß, was er kann – und das zeigt er auch.“


Yehor Kokot (18): Der Außenverteidiger feierte am 15. Oktober sein Debüt, nämlich in Siegburg (3:1). „Für mich war er der beste Mann auf dem Platz“, erinnert sich Özyurt.

An seiner Begeisterung hat sich bis heute nichts geändert; in Hohkeppel stand Kokot bereits zum sechsten Mal in der Startelf. „Yehor ist ein Zweikampfmonster und ein Spieler, der eines Tages Kapitän sein wird“, sagt der Coach. „Er lebt für den Fußball, gibt immer 110 Prozent und ist ein absolutes Vorbild.“

Yehor Kokot besticht durch Einsatz

Das Pflichtbewusstsein sei „mitunter beängstigend. Ich bin mir sicher: Wenn Yehor sein erstes Tor schießt, wird er nicht jubeln. Stattdessen würde er schnurstracks nach hinten laufen, um wieder seine Position einzunehmen.“ Auch Celik spricht von einem „Spieler, den jeder Trainer gerne in seinem Team hätte. Yehor ist beidfüßig, schlägt butterweiche Flanken und bringt brutalen Einsatzwillen mit.“


Denys Pinchuk (18): Das Sturmtalent wurde in Hohkeppel zur Pause eingewechselt und feierte damit seinen dritten Senioren-Einsatz. Özyurt bezeichnet ihn als „kompletten Stürmer. Denys ist groß, schnell und hat einen unglaublichen Zug zum Tor. Wenn er Tempo aufnimmt, ist er nur ganz schwer zu halten.“

Letzteres gilt auch für die anstehenden Vertragsverhandlungen. „Wir wollen unbedingt mit Denys verlängern“, sagt Özyurt. „Er könnte ein ganz zentraler Baustein sein.“ Laut Celik wird der Neuner allerdings „von der halben Mittelrheinliga gejagt“.

Denys Pinchuk

Torjäger und Malocher: Denys Pinchuk vom FC Hennef 05.

Während Kokot und Kilovyi fest zum Kader der ersten Mannschaft gehören, trainiert Pinchuk nur dienstags „oben“ mit. Im Gegensatz zum besagten Duo verständigt er sich hauptsächlich auf Englisch. Sein primärer Auftrag bis Sommer besteht darin, die U-19-Mannschaft in die Bundesliga zu schießen.

Mit elf Saisontreffern hat der Stürmer maßgeblichen Anteil an der Tabellenführung des A-Junioren-Mittelrheinligisten. Celik lobt Pinchuk aber nicht nur wegen seiner Tore: „Denys ackert wie kein Zweiter gegen den Ball.“


Odyssee endet in Siegburg

Im März 2022 endete für 26 ukrainische Fußballtalente eine Odyssee mit der Ankunft am Siegburger Bahnhof. Oleksandr Kilovyi, Yehor Kokot, Denys Pinchuk und Co. hatten Kiew in einer Nacht-und-Nebel-Aktion (und knapp zwei Wochen nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs) verlassen. Begleitet von den Worten ihres Coaches: „Entweder ihr steigt jetzt in den Bus nach Deutschland oder ihr müsst in den Krieg ziehen.“

Die U-17-Kicker fanden zunächst Unterschlupf in der Sportschule Hennef und trugen ihre Testspiele nicht zuletzt im Anton-Klein-Sportpark aus. Unter der Anleitung ihres Betreuers und Interimstrainers Stefan Rönz. Mittlerweile leben die Teenager verstreut in der Region: Während Kilovyi mit seiner Mutter in Köln-Porz wohnt, sind Kokot und Pinchuk bei der CJG St. Ansgar in Happerschoß untergebracht.

In der Vorsaison trugen neun Ukrainer das Trikot der 05er, mittlerweile sind es noch fünf. Neben dem besagten Trio gehören auch Artem Belousov und Yehor Naidon zum U-19-Aufgebot. 

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