Prozess am LandgerichtTroisdorfer soll mit Sohn eine Million Euro Steuern hinterzogen haben

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Der Eingang eines Gerichtsgebäudes mit einem Vordach auf vier hohen Säulen.

Der Eingang des Bonner Landgerichts.

Angeklagt sind 27 Fälle der Steuerhinterziehung im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 11. Juli 2019.

Offenbar gab es noch Abstimmungsbedarf: Vor der 9. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht hat am Donnerstagmorgen das Verfahren gegen einen 63-jährigen Geschäftsmann aus Troisdorf und seinen 38-jährigen Sohn begonnen.

Doch direkt nach der Verlesung der Anklage unterbrach der Vorsitzende Richter Frederik Glasner die Verhandlung, um den beiden Angeklagten Gelegenheit zu geben, sich noch einmal mit ihren vier Verteidigern zu besprechen.

Nach einer rund halbstündigen Pause kündigte einer der Anwälte des 63-Jährigen, Michael Hakner, dann an, dass sein Mandant sich am nächsten Prozesstag in einer Verteidigererklärung umfangreich zu den Vorwürfen äußern werde. Dem älteren Angeklagten wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, über ein Geflecht von Scheinfirmen rund eine Million an Steuern hinterzogen zu haben. Dem mitangeklagten Sohn wird Beihilfe zur Last gelegt.

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Steuerhinterziehung in 27 Fällen wird den beiden Troisdorfern zur Last gelegt

Angeklagt sind 27 Fälle der Steuerhinterziehung im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 11. Juli 2019. Viermal geht die Anklage von besonders schweren Fällen mit Summen von jeweils über 50.000 Euro aus, zwei Fälle sollen im Versuchsstadium steckengeblieben sein. 21 Fälle werden von den Anklägern als bandenmäßig eingestuft.

Der mitangeklagte Sohn soll Eigentümer des Troisdorfer Grundstücks gewesen sein, von dem aus sein Vater die Fäden des Firmengeflechts zog. Er soll über die Tätigkeit des Seniors, detailliert im Bilde gewesen sein und sich daran teilweise auch aktiv beteiligt haben.

Reparatur von Autoglas und Handel mit Luxuslimousinen

Die von dem Troisdorfer gegründeten Unternehmen sollen hauptsächlich im Bereich der Reparatur von Autoglas tätig gewesen sein. Aber auch mit Luxuslimousinen soll gehandelt worden sein. Das Geschäftsmodell fußte laut Anklage auf Scheinunternehmern, die ein weiterer Komplize im Ausland akquiriert haben soll.

Diese Strohmänner und -frauen sollen dann hierzulande die notwendigen Gewerbeanmeldungen und Kontoeröffnungen durchgeführt haben, bevor sie in ihre Heimatländer zurückkehrten, um so insbesondere für die Finanzbehörden nicht mehr greifbar zu sein.

Geschäftsbetrieb soll vorgetäuscht worden sein

Der Angeklagte soll dann für die acht einzelnen Unternehmen, die über ganz Westdeutschland verstreut waren, einen gar nicht existierenden Geschäftsbetrieb vorgetäuscht haben. Büros und einen Showroom gab es nur in Troisdorf, von wo aus der Angeklagte alle Aktivitäten gesteuert haben soll.

Letzten Endes sollen alle über die Konten der Scheinfirmen geflossenen Gelder, wieder bei dem Angeklagten gelandet sein. Durch die nicht ordnungsgemäßen Meldungen der insgesamt erzielten Einkünfte an die Finanzämter soll es zu Verkürzungen bei Einkommenssteuer, Solidaritätszuschlag, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer in Höhe von gut einer Million Euro gekommen sein.

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