Das Landgericht in Bonn muss entscheiden, ob ein Mann aus Euskirchen dauerhaft in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen wird.
Dauerhaft in Psychiatrie?Mann aus Euskirchen griff seine Eltern mit einem Messer an

Mit dem Fall eines Euskircheners, der seine Eltern angegriffen hat, beschäftigt sich aktuell das Landgericht Bonn.
Copyright: Gerriet Scheben
Die Wohnung verschimmelt, das Konto überzogen, kein Geld vom Jobcenter, und wieder ein psychotischer Schub: Da beschloss der 39 Jahre alte Euskirchener, seine Probleme auf einen Schlag zu lösen.
Er nahm sich ein Küchenmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge, wickelte es in Toilettenpapier und steckte es in seine Jackentasche. Dann klingelte er am Morgen des 19. Februar dieses Jahres gegen 9.30 Uhr an der Haustür der Eltern im Stadtgebiet Euskirchen. Als seine Mutter öffnete, zog er das Messer und verlangte sofort Geld. Daraus entstand eine Auseinandersetzung, an deren Ende der Angreifer vorläufig in eine psychiatrische Klinik in Düsseldorf eingewiesen wurde.
Vor der 16. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts geht es jetzt darum, ob der Beschuldigte dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden muss, weil er, wie es die Staatsanwaltschaft in ihrer Antragsschrift formuliert, wegen seiner seelischen Erkrankung „für die Allgemeinheit gefährlich“ sei.
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Vor Gericht hat der Mann den Angriff auf die Eltern eingeräumt
Der zurückhaltend wirkende Mann räumte die Tat vor Gericht sofort ein. Sie tue ihm „furchtbar leid“, ergänzte sein Verteidiger Moritz Bensberg, sein Mandant habe damals „neben sich“ gestanden.
An jenem Morgen versuchte die Mutter, die er vor einigen Jahren schon einmal angegriffen haben soll, den Sohn zu beruhigen und ihm das Messer wegzunehmen. Dabei wurde sie durch Schnittwunden an der Hand verletzt. Nun kam der Vater, der sich im Bad aufgehalten hatte, hinzu. Er versprach ihm 100 Euro, wenn er das Messer fallen lasse. Weil der Sohn mehr wollte und keine Ruhe gab, flüchteten die Eltern ins Schlafzimmer und verschlossen die Tür.
Der Bruder konnte den Euskirchener entwaffnen und zu Boden ringen
Sein Versuch, die Tür einzutreten, scheiterte, also lief er draußen ums Haus herum, zerschnitt das Fliegengitter vor dem Schlafzimmerfenster, hebelte es mit dem Küchenmesser auf: „Dann war ich drin.“ In diesem Augenblick tauchte der Bruder auf, der mit den Eltern unter einem Dach lebt, ergriff einen Besenstil, mit dem er den Eindringling entwaffnen konnte, warf ihn zu Boden und legte sich auf ihn. Die inzwischen alarmierte Polizei führte den 39-Jährigen ab.
Mit dem Geld, das ihm die Eltern angeblich schuldeten, habe er Einrichtungsgegenstände für eine neue Wohnung kaufen wollen, erklärte der Beschuldigte auf Nachfrage des Gerichts. Die alte hatte Schimmel an den Wänden. „Eine Zumutung“, wie sein Betreuer als Zeuge aussagte. Er berichtete auch von Problemen seines Schützlings mit dem Jobcenter, das keine Sozialleistungen überwiesen habe, weil Nachweise gefehlt hätten.
Jedoch: Die neue Wohnung hatte der 39-Jährige noch gar nicht, sie war eine Einbildung – wie so vieles in seinem Leben. Der Betreuer sagte, sein Klient habe sich als „Mitglied der Herrscherfamilie von Katar“ ausgegeben und sich mit dem Namen eines Scheichs vorgestellt.
Wegen seiner Wahnvorstellungen war der Mann 2024 in die psychiatrische Abteilung des Marien-Hospitals Euskirchen eingewiesen worden und danach einige Zeit freiwillig geblieben. Die von den Ärzten verordneten Medikamente habe er aber abgesetzt, antwortete der Euskirchener auf Nachfrage der Kammer. Erst jetzt, in der Düsseldorfer Klinik, werde ihm wieder eine Arznei verabreicht, die er regelmäßig nehme und die ihm gut bekomme. Die Familie steht trotz der blutigen Attacke weiter zu dem Sohn und Bruder, sagte sein Verteidiger.
Das Unterbringungsverfahren vor dem Landgericht Bonn ist bis zum 22. August terminiert.