„Sah aus wie ein Tornado in den USA“So schlimm hat das Sturmtief Familien in Rhein-Sieg getroffen

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Christine und Florian Staubach vor ihrem Haus in der Dorfstraße in Lohmar-Krahwinkel, dessen Dach komplett zerstört ist. Hinein dürfen sie nicht mehr.

Christine und Florian Staubach vor ihrem Haus in der Dorfstraße in Lohmar-Krahwinkel, dessen Dach komplett zerstört ist. Hinein dürfen sie nicht mehr.

430 Einsätze zählte die Feuerwehr im Rhein-Sieg-Kreis aufgrund des Sturmtiefs „Zoltan“. Betroffene Familien berichten.

Sturmtief „Zoltan“ hat auch im Rhein-Sieg-Kreis für teilweise verheerende Schäden gesorgt. Die Leitstelle zählte bis Freitagnachmittag mehr als 430 Einsätze. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.

In Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth fiel stundenlang der Strom aus. In Lohmar wurden mehrere Dächer abgedeckt, die Häuser sind teilweise unbewohnbar. Besonders hart traf es die Anwohnerinnen und Anwohner im Ortsteil Krahwinkel. Am Ernesbacher Weg zog vermutlich eine Windhose durch den Ort und zerstörte mehrere Dächer.

Am Morgen kehrten Andreas Pullen und seine Familie die Trümmer beisammen. Im Dach klafft ein riesiges Loch, der Dachstuhl liegt frei. „Ich habe gerade Nudeln gemacht, da sahen wir draußen die Dachschindeln runterfliegen. Das sah aus wie bei einem Tornado in Amerika“, sagte Pullen. Das Zimmer hinter dem Loch ist unbewohnbar.

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Der Sturm hob das Dach eines Hauses in Lohmar-Krahwinkel an

Noch schlimmer hat es Familie Staubach getroffen, die eine Straße weiter wohnt. Dort hat der Wind das Dach angehoben, das daraufhin wieder auf die Mauern krachte. Ziegelsteine und Dämmmaterial lagen auf dem Boden. „Die Feuerwehr sagte, wir dürfen nicht mehr hinein“, so Florian Staubach. „Wenn noch ein Sturm kommt, könnte das Dach ganz abreißen – wir warten jetzt auf den Gutachter. Wenn wir Pech haben, feiern wir Weihnachten in der Ferienwohnung“, sagte er.

Die Kinder seien in Panik gewesen, als die Scheiben barsten. Staubach übte sich in Galgenhumor: „Unser Nachbar wollte immer sein Trampolin loswerden, das hat er jetzt geschafft – es ist weggeflogen.“

Entlang der Sturmschneisen lagen umgekippte Mülltonnen, Werbeschilder und sogar Altkleidercontainer. In Lohmar musste die Feuerwehr zu rund 100 Einsätzen ausrücken, sie erhielt Unterstützung aus Alfter. Da in Breidt und Krahwinkel der Strom ausfiel, besetzten Feuerwehr und Ordnungsamt die Feuerwache, damit Hilfesuchende vorbeikommen konnten.

Auf der Bundesstraße 478 bei Ingersauel war der Löschzug Winterscheid aus Ruppichteroth im Dauereinsatz. Gegen 19 Uhr hatte eine Windböe mehrere Bäume in einem Hang oberhalb des Dreisbachs umkippen lassen. „Ich habe die Feuerwehr angerufen, weil die Äste im Bach lagen und das Wasser schnell anstieg“, berichtete Anwohner Ethem Basman.

Ein Baum zerstörte den Hühnerstall von Ethem Basman in Neunkirchen-Seelscheid

Die Einsatzkräfte klemmten zunächst den Gastank auf dem Grundstück ab und befreiten den Bachlauf. Keine Stunde verging, da rief Basman erneut die Feuerwehr. Ein noch kräftigerer Windstoß hatte dutzende dicke Bäume umknicken lassen. Ein besonders großer krachte auf die B478 und zerstörte Basmans Hühnerstall.

„Zum Glück habe ich die Hennen gestern in ihr Winterquartier hinter dem Haus gebracht“, sagte er. Doch den Stall wird er neu bauen müssen. Das Technische Hilfswerk (THW) ließ einen speziellen Bagger aus Olpe kommen, der das Bachbett mit einem Greifarm freiräumte. Dies dauerte die halbe Nacht.

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