Tonstudio in HennefHennefer mischt Hits für BAP, Brings und Howard Carpendale

Lesezeit 3 Minuten

Hennef – „Jeck-Yeah“ von Brings wird wohl einer der Sessionshits werden, genau so wie es der „Kölsche Jung“ im vergangenen Jahr schon war. Seit „Poppe, Kaate, Danze“ produziert Helmuth Rüßmann die Kölner Truppe, die frischen Schwung in die Karnevalsmucke gebracht hat. Sein Studio liegt im Stadtzentrum an der Frankfurter Straße. Die Tür geht auf und der Blick fällt auf ein imposantes Pult.

Rüßmann geht um den Tisch herum. Rund 3000 Regler, Knöpfe und Schieber tun sich vor ihm auf. „Das ist ein Unikat, es gibt weltweit kein Röhrenpult in dieser Größe“, sagt der Musikproduzent und Toningenieur. Seit 1976 arbeitet er mit eigenem Studio, seine Ausbildung zum Tontechniker hatte er bei der EMI gemacht.

Rüßmann legt selbst Hand an

1994 hat er dann sein heutiges Tonstudio gekauft. Mehrere Jahre lang baute er um, sein Faible ist die Röhrentechnik. Etwa 1500 Röhren hat er installiert. „Es hört sich gigantisch an. Jedes Mikrofon klingt anders“, begeistert er sich. Auch die Nachteile sieht Rüßmann. Er kann Einstellungen nicht speichern, sondern muss von Hand jedes Mal aufs Neue nachregeln. „Das ist aber kreativer, du musst selber entwickeln.“ Er verlässt sich nicht auf Frequenzkurven. „Trau deinen Ohren“, ist sein Credo und: „Mein Bauch gehört immer dazu.“ Der hat ihm schon so manchen Erfolg beschert. Goldene und Platin-Ehrungen zieren die Wände, allein Wolfgang Petry hat von seinem Album „Alles“ mehr als 2,5 Millionen Tonträger verkauft.

Noch im vergangenen Jahr hat der in Bödingen wohnende Sänger in Rüßmanns Studio gearbeitet. „Hölle, Hölle, Hölle“ ist zur Legende geworden, dabei ist die Zeile nie im Studio produziert worden. „Das hat das Volk gemacht“, erinnert sich der 60-Jährige, bei Diskotheken-Auftritten haben die Zuschauer die „Hölle“ mal eben lauthals verdreifacht.

Von Guildo Horn bis zu den Lords

Zu den besten Zeiten haben Autoren-Teams täglich zusammen gesessen, sind morgens um 6 Uhr mit der Straßenbahn gefahren. „Es gibt geschätzte 2000 Worte, die in Texten immer wieder neu zusammen gesetzt werden“, ist Rüßmann sicher. Als Produzent ist er der letzte Entscheider, für Text und Melodie, mehr Regisseur als Finanzier. „Meine Aufgabe ist es, zu sagen, was geändert werden muss“, definiert er seine Berufsauffassung. Wichtig sei dabei aber immer, dass alle mitziehen, und der Künstler ganz vorne steht.

Das hat mit vielen schon geklappt. Mit BAP hat Rüßmann vier Alben aufgenommen, Howard Carpendale und Claudia Jung, mit ihrem Mann Adam Schairer als Produzent, waren im Studio. In seiner Referenzliste finden sich viele klingende Namen, von Guildo Horn über die Lords und Wolf Maahn bis Schröder Roadshow und den Rodgau Montones. Und so schnell will er diesen Beruf, den er lebt, auch nicht aufgeben.

Rundschau abonnieren