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Bitteres Aus für den 1. FC KölnConference League-Traum platzt gegen Nizza

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Kölns Kristian Pedersen (r) und Nizzas Nicolas Pepe kämpfen um den Ball.

Köln – Benno Schmitz schaute kurz ungläubig, dann wusste er, dass alles möglich gewesen wäre und nicht wahr geworden war. 94 MInuten waren in Köln-Müngersdorf gespielt, als der eingewechselte Rechtsverteidiger des 1. FC Köln aus sechs Metern frei zum Kopfball kam. Schmitz bekam aber nicht genug Druck auf seinen Abschluss.

Es wäre das 3:2 gegen OGC Nizza und der Sieg in der Gruppe D der Europa Conference League gewesen. So blieb es  an einem mitreißenden Abend aber beim 2:2 (0:2) und dem mehr als aufmunternden Applaus des Kölner Publikums.  Die Geißböcke durften sich nach einer tollen Aufholjagd stolz und erhobenen Hauptes aus dem Europapokal verabschieden.

Steffen Baumgart verändert sein Team auf drei Positionen

Die weiter stark ersatzgeschwächten Kölner starteten im 4:1:3:2 mit Kingsley Schindler als neuem Rechtsverteidiger, Maskenmann Ellyes Skhiri als alleinigem Sechser, Youngster Denis Huseinbasic auf der rechten Acht, Ondrej Duda als Zehner und Sargis Adamyan als zweiter Spitze neben Steffen Tigges.

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FC-Coach Steffen Baumgart hatte sein Team im Vergleich zum 1:1 gegen Hoffenheim also auf drei Positionen verändert – gegen ein topbesetztes Team aus Nizza mit dem dänischen Nationaltorwart Kaspar Schmeichel, Abwehrchef Dante und Gaetan Laborde sowie Ex-Arsenal-Stürmer Pepé. Während die Kölner Bank fast ausschließlich mit Nachwuchsspielern besetzt war, saß bei OGC zum Beispiel der walisische Nationalspieler Aaron Ramsey draußen.

Stimmungsvolle Europokal-Atmosphäre im Stadion

Der FC brauchte gegen den hohen Favoriten jede Unterstützung, die er bekommen konnte und die Südkurve enttäuschte die Kölner nicht. Die treuesten FC Anhänger hatten als „12. Mann“ eine gewaltige Choreographie vorbereitet. Die stimmungsvolle Europokal-Atmosphäre beflügelte die Geißböcke.

Steffen Tigges (5.) und Sargis Adamyan (6./7.) hatten sofort drei Möglichkeiten gegen  Nizzas Viererkette, die inklusive  Schmeichel das Spiel recht leichtfertig  anging. Aber auch die letzte  Reihe des FC wackelte, sobald die Franzosen in ihre Nähe kam. Nach einem Ballverlust von Adamyan musste Huseinbasic in Jan Thielmann-Manier zurück sprinten, um Billal Brahimi per Block am 1:0 zu hindern (9.).

Kölner spielten den gefährlicheren Fußball

Nizza spielte den reiferen, die Kölner den gefährlicheren Fußball. Als Florian Kainz  die Gäste zum Tänzchen mit Einlage einlud, landete der abgefälschte Schuss des Kapitäns auf dem Kopf von Tigges. Schmeichel durfte seine Klasse zeigen (26.).

Der FC näherte sich dem ersten Treffer an, der aber auf der anderen Seite fiel. Brahimi lief auf links Schindler und Nikola Soldo davon und flankte. FC-Linksverteidiger Kristian Pedersen klärte in die Füße von Laborde, der einmal an Timo Hübers hängen blieb und im zweiten Versuch mit Hilfe von Skhiris Fuß unhaltbar für Kölns Keeper Marvin Schwäbe zum 1:0 traf (40.). 

Schwäbe erneut ohne Abwehrmöglichkeit

Ein Treffer, der Wirkung zeigte, so dass sofort ein zweiter folgte. Nach einem Ballverlust von Kainz entblößte Youcef Atal die FC-Defensive. Brahimi kam gegen Schindler am Sechszehner zum Abschluss, den der Kölner zu allem Unglück auch noch leicht abfälschte. Schwäbe blieb erneut keine Abwehrmöglichkeit (43.) und der FC ging mit wenig Hoffnung in die Kabine. Drei Tore benötigten die Kölner nun fürs Weiterkommen.

Doch dieser FC gibt auch bei einem 0:2 nicht auf. Adamyan zwang Schmeichel gleich zu Beginn der zweiten Hälfte zu einer Weltklassetat (47.). Als Denis Huseinbasic den dänischen Keeper nach der darauffolgenden Ecke von Kainz im kurzen Eck auf dem falschen Fuß erwischte, stand es auch schon 1:2 und Müngersdorf war wieder erwacht (48.). Zehn Minuten nach dem Anschluss musste der starke Kainz ausgepumpt. 

Der FC warf alles rein – doch am Ende reichte es nicht

Eine weitere personelle Schwächung, die der FC mit dem Ausgleich beantwortete. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß kam der Ball auf rechts zu Huseinbasic, der einmal mehr bewies, dass man auch mit wenig Profi-Erfahrung viel Übersicht haben kann. Der 21-Jährige bediente mit Auge Duda, der gekonnt aus der Drehung zum 2:2 traf (60.). Als nur eine Minute später Adamyan zum 3:2 einschoss, stand das Stadion Kopf. Zu blöd, dass der Armenier bei Linton Mainas Vorlage im Abseits stand (61.).

Von Nizza kam nichts mehr und den Kölnern blieb noch eine halbe Stunde. Angetrieben von ihrem Publikum und Trainer Baumgart warf der FC alles rein – auch nachdem mit Huseinbasic ihr Bester an diesem Abend völlig entkräftet gegen Eric Martel ausgetauscht werden musste (72.). Bis zur fünfminütigen Nachspielzeit gelang den Kölnern offensiv nichts mehr. Dann kamen die Fans noch einmal mit allem, was sie hatten. Und hätte Schmitz getroffen, es wäre ein unvergessener Abend geworden.

1. FC Köln: Schwäbe; Schindler (59. Schmitz),  Soldo, Hübers,  Pedersen; Skhiri,  Huseinbasic (72. Martel);  Duda (85. Thielmann), Kainz (59. Maina); Adamyan, Tigges. - Nizza:  Schmeichel; Atal (75. Lotomba) , Todibo, Dante,  Bard; Boudaoui, Lemina, Thuram (68. Ramsey),  Brahimi (75. Diop); Laborde, Pepe. -SR.:  Soto Grado (Spanien). - Zuschauer: 47.000. - Tore: 0:1 Laborde (40.), 0:2 Brahimi  (43.), 1:2 Huseinbasic (48.), 2:2 Duda (60.). - Gelbe Karten: Hübers, Maina.

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