1. FC KölnBaumgart muss vor Nizza-Spiel weitere schlechte Nachrichten verdauen

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Skhiri mit Maske

Kölner Maskenmann: Ellyes Skhiri kann trotz Jochbeinbruchs gegen Nizza auflaufen. 

Köln – Eigentlich waren Eric Martel und Steffen Baumgart am Mittwoch ins Rheinenergiestadion gekommen, um über eines der größten Spiele in der jüngeren Clubhistorie zu sprechen.

Der defensive Mittelspieler und sein Trainer bestreiten am Donnerstag (21 Uhr/RTL) mit dem 1. FC Köln gegen OGC Nizza das Endspiel in der Gruppe D der Europa Conference League. Der Fußball-Bundesligist benötigt im heimischen Rheinenergiestadion einen Sieg für das Weiterkommen, den Franzosen genügt ein Remis. Ganz oben auf der Tagesordnung standen auf der FC-Pressenkonferenz vor dem Duell mit dem Team von Trainer Lucien Favre aber die Sorgenkinder. Und weil die Kölner davon in ihrer Doppelbelastung zwischen Liga und Europapokal mittlerweile eine stattliche Anzahl angehäuft haben, zog sich das ärztliche Bulletin ordentlich in die Länge.

Florian Dietz fällt mit Kreuzbandriss aus

Steffen Baumgart musste nach dem beim 1:1 am Sonntag gegen Hoffenheim erlittenen Kreuzbandriss von Stürmer Florian Dietz die nächste schlechte Nachricht schlucken. Mark Uth konnte nicht am Abschlusstraining teilnehmen und wird wegen anhaltender Probleme am Schambein bis auf Weiteres fehlen. „Wir haben Mark wieder rausgenommen, weil es mit seiner Verletzung nicht besser geworden ist. Wir machen jetzt erstmal einen Cut und versuchen, Ruhe reinzubekommen. Das Ziel ist, dass er wieder schmerzfrei spielen kann““, erklärte der FC-Trainer.

Führungsspieler Uth fehlt den Kölner eigentlich schon die gesamte Saison. Nach einem operativen Eingriff im Leistenbereich kam der 31-Jährige zuletzt zwar zu vier Kurzeinsätzen in der Conference League und in der Bundesliga, die Probleme aber blieben: „Wir haben immer wieder probiert, das Problem durch verschiedene Belastungsstufen zu lösen. Das hat aber nicht funktioniert. Wir hoffen, dass er wieder voll mitmachen kann, wenn die Vorbereitung losgeht“, sagte Baumgart.

Auch Jonas Hector ist gegen Nizza nicht dabei

Neben Dejan Ljubicic, Tim Lemperle (beide Reha), Sebastian Andersson, Dimitrios Limnios und Dietz fehlt auch Jonas Hector gegen Nizza. Der Kapitän hatte sich vergangenen Mittwoch im Abschlusstraining vor dem Spiel beim 1. FC Slovácko eine Fußprellung zugezogen. Welchen sportlichen Wert Hector für die Kölner hat, unterstrich am Mittwoch eine Meldung von Sky Sport. Bundestrainer Hans Flick habe vor zwei Wochen bei dem FC-Linksverteidiger nachgefragt, ob er sich vorstellen könne, für die anstehende WM in Katar sein Comeback in der Nationalelf zu geben. „Ich war darüber informiert“, bestätige Steffen Baumgart die Meldung und zudem, dass Hector (31) Flick abgesagt habe: „Das ist eine Entscheidung, die Jonas ganz alleine getroffen hat. Jonas ist ein Spieler, dem man nichts raten muss.“ Hector hatte nach 43 Länderspielen im Oktober 2020 seinen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt.

So überwintert der FC in Europa

Die Rechnung ist simpel: Der 1. FC Köln muss sein Heimspiel gegen OGC Nizza gewinnen, um in der Europa Conference League zu überwintern. Ein Remis genügt nicht, weil Partizan Belgrad im Fall einer Niederlage gegen Slovácko und dann ebenfalls acht Punkten den direkten Vergleich gegen die Kölner für sich entscheiden hat. Der FC würde sogar Gruppensieger und zöge direkt ins Achtelfinale ein, wenn er Nizza besiegt und Partizan wegen Slovácko nicht gewinnt. Sollten die Geißböcke auf Platz zwei landen, stehen sie in der Zwischenrunde, in der es am 16. und 23. Februar gegen einen der acht Drittplatzierten aus der Europa League geht, der nicht dem selben Verband angehört. Die Auslosung für diese K.o.-Runde steigt am Montag, 7. November im schweizerischen Nyon. (sam)

Es gab am Mittwoch aber auch gute Nachrichten aus dem üppig belegten FC-Lazarett. Mit Jan Thielmann, Jeff Chabot und Mathias Olesen kehren drei Langzeit-Ausfälle gegen Nizza in den Kader zurück, die zumindest wieder eine Option für einen Kurzeinsatz sind. Zudem kann Ellyes Skhiri trotz seines Jochbeinbruches mitspielen. Eine eigens angefertigte Spezialmaske soll den Tunesier schützen. „Ellyes hat damit keine Probleme“, erklärte Baumgart.

Dann durfte der Trainer endlich auch über das Spiel und den kommenden Gegner sprechen: „Nach den Kader-Veränderungen im Sommer war für mich klar, dass sie eine Weile brauchen“, hat er Nizzas Formanstieg zur Kenntnis genommen. An seiner Herangehensweise ändert dies ebenso wenig, wie sein dezimierter Kader. „Vollgas nach vorne und gucken, was gegen die beste Mannschaft dieser Gruppe herauskommt. Wir haben die Möglichkeit, mit einem Sieg im Wettbewerb zu überwintern. Das ist unser Ziel und dafür werden wir alles geben.“

Für Eric Martel ist das Duell mit den Südfranzosen als 20-Jähriger das nächste Karriere-Highlight: „Klar, waren die vergangenen Wochen sehr intensiv für uns, insbesondere die beiden letzten Spiele in sehr kurzer Zeit. Das sind aber genau die Momente, für die wir Fußball spielen, wenn es um Alles oder Nichts geht. Insbesondere mit unseren Fans im Rücken wird das ein richtig geiles Spiel“, freute sich Martel, der neben Skhiri wohl wieder auf der Doppelsechs spielen wird.

Im Gegensatz zum Hinspiel und den Gewaltexzessen vor und im Stadion soll es am Donnerstag in Köln allein um Fußball gehen. „Nizza wird lange in Erinnerung bleiben, und das nicht im Positiven. Das Spiel in Köln soll ein Fußballfest werden. Beide Clubs haben nach den Ausschreitungen öfter ohne Anhänger gespielt. Das war Schaden genug. Es wäre schön, wenn wir uns alle wieder besinnen, was der Fußball bedeutet. Nämlich Spaß und Freude“, appellierte Steffen Baumgart an alle Fans für einen friedlichen Abend.

Voraussichtliche Aufstellungen: Köln: Schwäbe; Schmitz, Kilian, Hübers, Petersen; Martel, Skhiri; Duda, Kainz; Maina, Tigges. – Nizza: Schmeichel; Lotomba, Bard, Dante, Bryan; Boudaoui, Thuram, Beka Beka; Laborde, Pépé, Diop. – SR.: Soto Grado (Spanien).

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