Wolfsburg – Im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga braucht es immer auch etwas Glück, um zu bestehen. Geht es danach, muss der 1. FC Köln wohl den Weg zurück in die 2. Liga antreten. Zwei Wochen nach dem Last-Minute-Ausgleich beim 2:2 gegen Borussia Dortmund kassierte das Team von Trainer Markus Gisdol am Samstag nämlich eine äußerst unglückliche 0:1 (0:0)-Niederlage beim Champions League-Aspiranten VfL Wolfsburg.
„Das war eine dreckige Niederlage. So ein Gegentor kriegt man nur, wenn man unten steht“, sagte FC-Abwehrchef Rafael Czichos zerknirscht. Josip Brekalo traf die in der ersten Halbzeit klar überlegenen Kölner in der 69. Minute mit einem abgefälschten Schuss bis ins Mark. Weil Mainz und Bielefeld 1:1 spielten, darf der FC aber auf Relegationsplatz 16 bleiben und kann nächsten Sonntag im Heimspiel gegen Mainz den direkten Konkurrenten mit einem Sieg sogar wieder überholen.
Die gleiche Elf wie in der Woche zuvor
Markus Gisdol vertraute exakt der Elf, die auch beim 2:2 gegen Borussia Dortmund angefangen hatte. Eine Entscheidung, die sich schnell als die richtige herausstellte. Der FC ließ sich gegen die zu Hause noch ungeschlagenen Wölfe nicht etwa tief fallen, sondern war die aktivere, spielbestimmende Mannschaft. Zur Halbzeit lagen die Gäste in fast allen relevanten Statistiken vorne.
55:45 Prozent Ballbesitzt, 52:48 Prozent Zweikampfquote und 219:181 gespielte Pässe. Dazu auch noch 5:4-Torschüsse, wobei die FC-Möglichkeiten die eindeutig besseren waren. Jonas Hector traf nach einer Flanke von Linksverteidiger Noah Katterbach mit einer Direktabnahme aus sechs Metern nur die Latte (14.). Der FC-Kapitän generierte zwei weitere Abschlüsse, brachte aber einmal keinen Druck hinter den Ball (18.) und zielte beim anderen Mal etwas zu hoch (34.).
Hätten mehr draus machen können
Zudem missriet dem über links sehr agilen Ismail Jakobs eine Flanke auf den frei stehenden Marius Wolf (45.). Und hätte Dominick Drexler mehr aus seinen Möglichkeiten gemacht, die Kölner wären in vielen Szenen über ihre sehr ordentlichen Ansätze hinaus gekommen.
Weil auch Xaver Schlager die einzige gute VfL-Chance neben den Kasten setzte (33.), stand es nach 45 Minuten 0:0.Ein Ergebnis, das dem Tabellendritten schmeichelte, denn der Drittletzte hatte die Partie überraschend klar dominiert. Entsprechend angesäuert verschwand Wolfsburgs Coach Oliver Glasner in der Kabine.
Wirkung der Ansprache
Die folgende Ansprache des Österreichers zeigte Wirkung. Die Hausherren übernahmen mit Beginn der zweiten Hälfte die Spielkontrolle und drückten den FC tiefer in seine Hälfte. Der VfL inszenierte seine Angriffe weiter vornehmlich über rechts, wo Katterbach und Jakobs gegen Kevin Mbabu und Ridle Baku immer wieder in Schwierigkeiten gerieten. Es passierte aber nichts, weil Jorge Meré und Rafel Czichos als Innenverteidiger das Zentrum der Viererkette dicht hielten und von VfL-Torjäger Wout Weghorst bis auf einen harmlosen Kopfball (58.) deshalb nichts zu sehen war.
Als der bis dahin starke Kingsley Ehizibue dann aber seine erste falsche Entscheidung an diesem Nachmittag traf, bestraften die Wolfsburger die Kölner sofort. Der Niederländer fühlte sich verantwortlich, als Weghorst an der Strafraumkante um den Ball kämpfte und rannte ins Zentrum, obwohl insgesamt sechs Kölner nur zwei Wölfe zu verteidigen hatten.
Erster Schuss auf das Tor von Timo Horn
Der Ball kam aber zu Josip Brekalo, den Ehizibue aus den Augen gelassen hatte. Als der FC-Rechtsverteidiger versuchte die Situation noch zu retten, fälschte er den Schuss des Kroaten zu allem Unglück so ab, dass er zum 1:0 einschlug. Es war der erste Schuss auf das Tor von Timo Horn überhaupt (69.). „Viel Pingpong und wenig gewollt. Es zeichnet ein Spitzenteam dann aber aus, so eine Chance gleich zu verwerten“, beschrieb Rafael Czichos die Szene.
Markus Gisdol reagierte und brachte zunächst die beiden Rückkehrer Florian Kainz und Sebastian Andersson (75.). Später auch noch Emmanuel Dennis. Die zweitbeste Abwehr der Bundesliga zeigte aber, warum sie in der heimischen Arena in zwölf Spielen erst acht Gegentore kassiert hat und gegen den FC den fünften Heimsieg in Folge zu Null feierte – neuer Vereinsrekord. Auch, weil Ellyes Skhiri in der fünften Minuten der Nachspielzeit eine Flanke von Kainz aus drei Metern über das Tor köpfte. Eine Szene, die den unglücklichen Auftritt der Geißböcke an diesem Nachmittag nicht besser hätte dokumentieren können. Ein Punkt für den FC wäre mehr als verdient gewesen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wolfsburg: Casteels; Mbabu, Lacroix, Brooks, Roussillon (62. Philipp); Arnold, Schlager (90.+3 Guilavogui); Baku, Brekalo (73. Joao Victor), Gerhardt; Weghorst. – 1. FC Köln: T. Horn; Ehizibue, Meré, Czichos, Katterbach (75. Andersen); Skhiri, Hector (75. Kainz), Wolf (81. Dennis), Drexler (66. Rexhbecaj), Jakobs, Duda (81. Meyer). – SR.: Hartmann (Wangen). – Tor: 1:0 Brekalo (69.). – Gelbe Karten: Mbabu, Gerhardt.