Spielstil, Mannschaftsführung, Kaderumbau: Lukas Kwasniok erklärt, wie er den Aufsteiger 1. FC Köln in der Bundesliga etablieren will. Und warum er davon überzeugt ist, gut nach Köln zu passen.
Neuer FC-Trainer Lukas Kwasniok„Mit Fußball Menschen begeistern“

Emotionale Gegensätze: Der neue FC-Trainer Lukas Kwasniok (r.) und sein Vorgänger Gerhard Struber.
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Eigentlich dachte er an eine Auszeit. In seiner Enttäuschung über den geplatzten Aufstiegstraum des SC Paderborn spielte Lukas Kwasniok mit dem Gedanken, sich erstmal aus dem Trainerdasein zurückzuziehen. Doch dann kam alles anders. „Als sich Thomas Kessler bei mir gemeldet hat, war mir sofort klar: Wenn ich die Möglichkeit bekomme, in Köln zu arbeiten, dann will ich es unbedingt machen. Es ist ein Wahnsinnsclub und eine riesige Chance. Ich freue mich wie Bolle darauf“, sagte Kwasniok voller Euphorie nach seiner Unterschrift unter einen Dreijahresvertrag beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln.
Für die Dienste seines Wunschtrainers überweist der Aufsteiger bis zu eine Million Euro Ablöse an den Zweitligisten, bei dem Kwasniok ursprünglich noch für ein Jahr unter Vertrag gestanden hatte. Damit wird der 43-Jährige hinter Markus Anfang zum zweitteuersten Trainer in der Clubgeschichte des FC. Nach Rundschau-Informationen behielt Kwasniok am Ende des zweiwöchigen Auswahlprozesses gegen den ehemaligen HSV-Coach Tim Walter (49/zuletzt Hull City) die Oberhand.
Wir wollen ein unangenehmer Gegner sein. Gegen Köln zu spielen, soll keinen Spaß machen.
Mit dem Sprung ins deutsche Fußball-Oberhaus geht für Lukas Kwasniok ein großes Ziel in Erfüllung. „Ich sehe mich aber damit nicht am Ende und bin jetzt zufrieden, in der Bundesliga angekommen zu sein. Jetzt geht es erst richtig los. Wir wollen mit dem FC für Furore sorgen und unter Beweis stellen, dass wir zurecht in der Bundesliga sind“, kündigte der Nachfolger von Friedhelm Funkel forsch an – und sendete direkt eine Kampfansage an die Konkurrenz: „Wir wollen ein unangenehmer Gegner sein. Gegen Köln zu spielen, soll keinen Spaß machen.“
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FC-Sportdirektor Thomas Kessler ist von seiner Trainerwahl überzeugt: „Wir freuen uns sehr, dass wir Lukas Kwasniok als neuen Cheftrainer für den 1. FC Köln gewinnen konnten. Er hat in Paderborn über mehrere Jahre hinweg eindrucksvoll bewiesen, dass er Mannschaften entwickeln, attraktiven und erfolgreichen Fußball spielen lassen und junge Spieler an höhere Aufgaben heranführen kann. Seine Art des Fußballs, seine Energie und sein Ehrgeiz passen hervorragend zu dem, was wir uns für den FC in der Bundesliga vorstellen.“
Wir sind in einer Unterhaltungsbranche. Viele Menschen kommen Wochenende für Wochenende ins Stadion, um uns einerseits siegen zu sehen, sie möchten aber auch unterhalten werden. Mit Fußball Menschen zu begeistern, ist mein Ansatz.
Weiter sagte Kessler: „In den ausführlichen und intensiven Gesprächen mit Lukas hat sich für uns der Eindruck gefestigt, dass er mit seiner Persönlichkeit, seiner Überzeugung und seiner Herangehensweise sehr gut zum 1. FC Köln und zum Standort Köln passt. Wir sind überzeugt, dass wir mit ihm den richtigen Trainer gefunden haben, um den FC in der Bundesliga weiterzuentwickeln und nachhaltig zu stabilisieren.“
Nach den wenig ansehnlichen Defensivtaktiken von Gerhard Struber und Timo Schultz will der FC mit Lukas Kwasniok wieder zu einer offensiven Ausrichtung zurückkehren. „Wir sind in einer Unterhaltungsbranche. Viele Menschen kommen Wochenende für Wochenende ins Stadion, um uns einerseits siegen zu sehen, sie möchten aber auch unterhalten werden. Mit Fußball Menschen zu begeistern, ist mein Ansatz“, erklärte Kwasniok, der den FC-Fans sogar „eine unvergessliche Saison“ in Aussicht stellte und dabei auf „intensiven, auch einen etwas wilden Fußball“ setzen will. Dafür fordert er bedingungslosen Einsatz: „Meine Erwartung an die Mannschaft ist, in jedem Training und jedem Spiel am Anschlag zu sein, mit dem Ziel, Menschen durch Erfolg, aber auch durch die Art und Weise des Fußballs glücklich zu machen.“
Meine Mannschaftsführung auf dem Feld ist sehr konsequent, da fordere ich viel ein. Außerhalb des Platzes ist es eine lange Leine, weil ich glaube, dass wir den Menschen auch vertrauen müssen.
Seine weiteren Vorstellungen skizzierte der gebürtige Pole wie folgt: „Es gibt einen gemeinsamen Nenner, was das Trainerteam, den Staff und die Mannschaft betrifft: Hunger und Fleiß. Das ist die Basis von allem. Wenn das alle verstehen, wird man schnell merken, dass ich den Spielern viel vertraue. Ich glaube an ihre Stärken, versuche sie in ihre besten Positionen zu bringen. Was sie mir geben müssen, ist Fußball voller Hingabe. Denn das ist der schönste Job, den man haben kann“, erklärte Kwasniok, der über sich selbst sagt: „Meine Mannschaftsführung auf dem Feld ist sehr konsequent, da fordere ich viel ein. Außerhalb des Platzes ist es eine lange Leine, weil ich glaube, dass wir den Menschen auch vertrauen müssen. Durch diese Mixtur möchte ich erreichen, dass mir Spieler aus Einsicht folgen.“
Kwasniok, dessen Uroma bereits in Köln lebte, sieht sich in der Domstadt gut aufgehoben: „Ich hatte schon ein paar Berührungspunkte mit der Stadt. Diese lebensfrohe Art passt wie die Faust aufs Auge zu mir. Ich freue mich auf diese Lebensfreude und Emotionalität. Ich habe diese Stadt, und so tickt wahrscheinlich auch der Verein, als eine Metropole mit der Herzlichkeit eines Dorfes wahrgenommen.“ Mit seiner Art will Kwasniok das Kölner Umfeld anstecken: „Diese Emotionen gehören zum FC und zum Fußball. Auch ich bin ein emotionaler Mensch. Ich freue mich, das auch ein Stück weit ausleben zu können.“
Um seinen Energiespeicher wieder aufzuladen, verabschiedete sich Kwasniok aber zunächst einmal in einen Familienurlaub. „Parallel werde ich mich zusammen mit Thomas mit dem Kader beschäftigen, mich reinarbeiten und gut zehn Tage vor dem Trainingsauftakt in Köln ankommen, um mich auf die Aufgabe vorzubereiten, mich auf die Stadt, den Verein und die Mitarbeiter einzulassen“, schilderte Kwasniok, dem mit Sportchef Kessler beim Umbau des Kaders noch viel Arbeit bevorsteht: „Das wird noch ein Prozess sein und es wird sicher noch zu Veränderungen kommen. Ich bin aber auch zum jetzigen Zeitpunkt schon so von der Qualität überzeugt, dass wir – und das muss unser Ziel sein – in jedem Spiel absolut konkurrenzfähig sein können.“