0:2 gegen Schlusslicht DarmstadtDesolater 1. FC Köln steht vor dem Abstieg

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Traten zum Rapport bei den frustrierten Fans an: Die FC-Spieler Jeff Chabot (l.) und Florian Kainz.

Traten zum Rapport bei den frustrierten Fans an: Die FC-Spieler Jeff Chabot (l.) und Florian Kainz.

Der 1. FC Köln hat das Kellerduell gegen den SV Darmstadt 98 nach einer verheerenden Vorstellung mit 0:2 verloren und steht vor dem siebten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte.

Der 1. FC Köln steht vor den Trümmern der Saison. Der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga präsentierte sich im Kellerduell gegen das zuvor 22 Mal in Folge sieglose Schlusslicht SV Darmstadt 98 in erschütternder Verfassung und hat nach der 0:2 (0:0)-Heimpleite kaum mehr Chancen, den siebten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte abzuwenden. Nach dem wohl entscheidenden Tiefschlag im Abstiegskampf kippte die Stimmung bei einem Großteil der 50.000 Zuschauer. Es hallte „Wir haben die Schnauze voll“ und - an Sportchef Christian Keller adressiert - „Keller raus“ durch das Rhein-Energie-Stadion. Beim Gang in die Südkurve kassierten die FC-Profis zudem ein gellendes Pfeifkonzert.

„Wir sind natürlich maßlos enttäuscht über das Ergebnis und die Art und Weise, wie wir uns über weite Teile des Spiels verkauft haben. Wir haben es nicht geschafft, den Hebel umzulegen und sämtlichen Druck bei Seite zu schieben“, sagte ein konsternierter Trainer Timo Schultz, der „totales Verständnis“ für den Ärger der Fans zeigte: „Sie haben das Recht, ihren Unmut zu äußern.“ Auch Kapitän Florian Kainz verspürte eine „große Enttäuschung“: „Wir haben kein gutes Spiel gemacht. Wir waren verunsichert und zu ungenau, hatten mit Ball keine guten Lösungen.“

Faride Alidou verpasst mit einem Pfostenschuss die FC-Führung

Die Kölner waren mit zwei personellen Änderungen gegenüber der 0:2-Niederlage beim FC Bayern in die Partie gegangen. Luca Waldschmidt kam wie angekündigt zu seinem Startelf-Comeback. Für ihn musste Linton Maina Platz machen. Zudem kehrte Eric Martel nach abgesessener Gelb-Sperre anstelle des wieder einmal erkrankten Dejan Ljubicic ins defensive Mittelfeld zurück. Martels Spannmann auf der Doppelsechs bildete Jacob Christensen, der nach seinem Startelf-Debüt in München den Vorzug vor dem wiedergenesenen Denis Huseinbasic erhielt. Mark Uth stand derweil erstmals seit dem 16. Spieltag als zusätzliche Offensiv-Option zur Verfügung.

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Den Kölnern war die Anspannung bereits im ersten Durchgang deutlich anzumerken. Schultz‘ Mannschaft gelang es aus mehreren Gründen nicht, den Funken auf die Ränge überspringen zu lassen. Den Hausherren fehlte es in den Zweikämpfen an Wucht, im Spiel ohne Ball an Bewegung und im letzten Drittel vor dem Tor einmal mehr auch an Ideen und Genauigkeit. Es passte ins Bild, dass die einzige echte Kölner Möglichkeit vor dem Seitenwechsel aus einer eigentlich schon verunglückten kurzen Ecke resultierte. Faride Alidou verschaffte sich an der Strafraumgrenze Platz und traf mit seinem Flachschuss den linken Pfosten (18.).

Allen übrigen Abschlüssen des FC mangelte es an Gefährlichkeit. Eric Martel (7.) und Jan Thielmann (12.) zielten aus der zweiten Reihe zu hoch. Sargis Adamyan brachte sowohl bei seinem Kopfball aus fünf Metern (24.) als auch bei seinen Schüssen ans Außennetz (34., 45.) keinen Druck hinter das Spielgerät. Gleiches galt für Waldschmidt, der aus vielversprechender Position keine Power entwickelte (37.). Mit dem Pausenpfiff hallten „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Gesänge durch Müngersdorf. Die Höchststrafe für die ängstliche Kölner Elf, die gegen das harmlose Schlusslicht vieles schuldig geblieben war.

FC zeigt sich nach Rückstand völlig von der Rolle 

Zum zweiten Durchgang kehrte der FC, bei dem Alidou überraschend in der Kabine bleiben musste, bereits mehrere Minuten früher auf den Rasen zurück. Doch das Zeichen verpuffte. Direkt nach Wiederbeginn hatte Oscar Vilhelmsson die erste Darmstädter Möglichkeit auf dem Schlappen (46.). In der 57. Minute setzte es dann die Strafe für einen indisponierten Auftritt. Vilhelmsson verlängerte einen Eckstoß auf Christoph Klarer, der Innenverteidiger Timo Hübers und Schlussmann Marvin Schwäbe mittig zum 0:1 tunnelte.

Spätestens jetzt waren die Kölner völlig von der Rolle. Nach einem Fehler von Max Finkgräfe im Mittelfeld schalteten die Hessen um. Der freistehende Mathias Honsak verpasste mit einem Flugkopfball den Doppelschlag (64.). Schultz reagierte mit einem Dreifachwechsel (67.), doch sein Team präsentierte sich weiter wie ein Absteiger. Es war bezeichnend, dass Jeff Chabot bei der einzigen nennenswerten Kölner Chance im zweiten Durchgang von Adamyan behinderte wurde (74.). Kurz vor Schluss staubte Vilhelmsson schließlich zur Entscheidung ab (90.) und ließ die Stimmung im Stadion endgültig umschlagen.

1. FC Köln: Schwäbe; Thielmann, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Martel (67. Huseinbasic), Christensen (80. Uth); Alidou (45. Maina), Kainz (67. Schmitz); Adamyan, Waldschmidt (67. Tigges). – SV Darmstadt 98: Schuhen; Riedel, Klarer, Maglica; Bader, Kempe (82. Zimmermann), Gjasula (43. Müller), Nürnberger (82. Karic). Sharke (66. Holtmann), Vilhelmsson; Seydel (46. Honsak). – SR.: Jöllenbeck (Freiburg). – Zuschauer: 50.000 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Klarer (57.), 0:2 Vilhelmsson (90.).

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