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1:3 gegen HoffenheimFC fehlt die letzte Überzeugung

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Trainer Steffen Baumgart nach dem Spiel auf dem Platz.

Kölns Trainer Steffen Baumgart zeigt sich nach dem Spielen nachdenklich auf dem Platz.

Der 1. FC Köln zeigte sich beim 1:3 gegen Hoffenheim verbessert, musste aber die dritte Niederlage im vierten Saisonspiel hinnehmen.

Eigentlich waren die Dinge so wie sie sein sollten. Also so, wie sie sich Steffen Baumgart und sein Trainerteam vorgestellt hatten und nach dem 1:1 in Frankfurt unter der Woche in aller Konsequenz eingefordert hatten. 30 Flanken des 1. FC Köln notierten die Statistiker am Samstag beim Bundesliga-Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Die Geißböcke pressten den Gegner extrem hoch und kamen am Ende auf 54 Prozent Ballbesitz und 13 Ecken. Werte, die eine Überlegenheit dokumentieren, die sich aber nicht im Ergebnis widerspiegelten. Das 1:3 (0:2) gegen die Kraichgauer bedeutete für den FC die dritte Niederlage im vierten Saisonspiel und markiert vor dem Spiel am kommenden Samstag bei Werder Bremen die erste veritable Ergebniskrise. Es ist der schlechteste Saisonstart für Steffen Baumgart als Kölner Trainer und für den FC seit der Abstiegssaison 2017/18.

„Wir haben ein Scheiß-Ergebnis, aber alles andere passt. Fakt ist dennoch, dass wir nur einen Punkt aus vier Spielen geholt haben. Das ist zu wenig. Auch zu wenig für das, was die Jungs leisten“, kommentierte Baumgart.

Am 100. Geburtstag des Müngersdorfer Stadions und bei herrlichem Spätsommerwetter stimmte der Rahmen, um den ersten Kölner Saisonsieg erleben zu können. Doch es war ein Tag, an dem alles gegen die Gastgeber und für Hoffenheim lief. „Ein Tor nach 49 Sekunden, eins aus 50 Metern, eins aus 20 Metern. Da guckst du irgendwie blöd aus der Wäsche“, fasste Innenverteidiger Timo Hübers zusammen.

Das 0:1 durch Andŕe Kramaric fiel mitten in die Geburtstags-Choreografie der Südkurve und war im Grunde nur möglich, weil die FC-Verteidigung noch nicht zum Eingreifen bereit war. Dann traf Florian Grillitsch nach einer unglücklichen Rettungsaktion von FC-Keeper Marvin Schwäbe aus 55,6 Metern mit einem Kunstschuss zum 0:2 (28.). Und vier Minuten, nachdem ein Schuss von Florian Kainz an den Arm von Wout Weghorst flog und es Handelfmeter hätte geben können, dämpfte der hochbegabte Maximilian Beier die Kölner Hoffnungen mit dem 0:3 (52.). „Aus 55 Metern den Ball mit einem Kontakt ins Tor zu schießen – Chapeau. Auch das 0:3 war ein absolutes Traumtor. Beim 0:1 waren wir sicherlich noch zu schläfrig“, analysierte Thomas Kessler.

Die Reaktion der Mannschaft - das war genau der Weg, den wir gehen wollen.
Thomas Kessler, Sportlicher Leiter 1. FC Köln

Der Sportliche Leiter wollte sich aber lieber an dem festhalten, was die eigene Mannschaft gut gemacht hatte. Was nicht wenig war, wie die Statistik hinterher ausspuckte. Moral und Abläufe stimmten jedenfalls: „Die Reaktion der Mannschaft – das war genau der Weg, den wir weitergehen wollen“, lobte Kessler. Für Steffen Baumgart überwogen auch die positiven Ergebnisse: „Wir haben viel gezeigt, was wir uns vorgestellt haben. Wir sind ins Gegenpressing gegangen, haben viele Bälle gewonnen und hatten gute Strafraumsituationen. “

Sein Kapitän sah es ein wenig differenzierter. „Wir haben viele Umschaltsituationen nicht gut ausgespielt, da hat der letzte Pass gefehlt“, monierte Florian Kainz. Tatsächlich fehlte dem Kölner Spiel in Strafraumnähe die letzte Überzeugung, um das ansonsten überlegene Spiel auch in den ersten Saisonsieg ummünzen zu können. Allein der umtriebige Linton Maina hatte vom linken Flügel aus vier, fünf Szenen, in denen er es aus aussichtsreicher Position verpasste, den Ball zum Mitspieler zu bringen. Und von den 30 Flanken und 13 Ecken landeten gefühlt 95 Prozent auf den Köpfen der TSG-Abwehrrecken Anthony Brooks und Kevin Vogt.

Carstensen fehlt in Bremen gesperrt

„Beim letzten Ball können wir noch eine Schippe drauflegen, um den Mitspieler zu erreichen“, sagte Davie Selke, der für die erfreulichen Nachrichten des Nachmittags aus FC-Sicht sorgte. Der Torjäger traf nicht nur zum 1:3 (61.), er hielt auch zum ersten Mal in dieser Saison ein komplettes Spiel durch, ohne dass sich der Oberschenkelmuskel abmeldete. Wie wichtig Selke für die Überzeugung im gegnerischen Strafraum ist, konnte am Samstag jeder der 49.300 Zuschauer im Müngersdorfer Stadion bestens erkennen.

Aber auch mit Selke stehen die Kölner am nächsten Wochenende in Bremen gehörig unter Druck. Zumal Steffen Baumgart neben Eric Martel, Mathias Olesen und Mark Uth auch auf den gesperrten Rasmus Carstensen verzichten muss. Der Däne rundete den missratenen 100. Geburtstag des Stadions mit einer unnötigen Gelb-Roten Karte ab (90.+1) und fehlt an der Weser.