Thomas Kessler hat am Welttag der Komplimente die Leistungen von Bayer 04 Leverkusen in dieser Saison gelobt. Der Sportliche Leiter des 1. FC Köln hatte dabei auch Hintergedanken.
FC gegen Bayer 04Thomas Kessler verschiebt den Druck nach Leverkusen

Thomas Kessler 1. FC Köln Leiter der Lizenzspielerabteilung und Trainer Timo Schultz (r.) unterhalten sich.
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Thomas Kessler hat sich den passenden Tag für seine Lobeshymne auf Bayer 04 Leverkusen ausgesucht. Der Bereichsleiter Lizenzspieler des 1. FC Köln schmierte dem kommenden Gegner in der Fußball-Bundesliga (Sonntag, 15.30 Uhr/DAZN) am „Welttag des Kompliments“ eloquent Honig um den Mund: „Die Werkself ist sehr gut unterwegs und der Favorit auf das Double. In Europa gibt es derzeit wenige Mannschaften, die eine Formkurve haben wie Leverkusen. Sie schaffen es mit Xabi Alonso auch, eine hohe Sympathie zu verkörpern. Das gab es bis auf die besten Tage bei Rudi Völler unterm Bayerkreuz gar nicht. Aus Köln erkennen wir das neidlos an.“
Komplimente verfolgen manches Mal aber nicht nur den Zweck, nett zu sein. Hinter Kesslers ernst gemeinten Worten steckte wohl ebenso der Versuch, den Druck vor dem für beide Mannschaften wichtigen Derby Richtung Leverkusen zu schieben: „Bayer ist die Mannschaft, die diese beiden Titel holen muss. Sie haben riesige Felder zu bespielen. Das liegt jeden Morgen vor dem Bett auf dem Silbertablett. Wenn die Spieler aufstehen, sind da zwei große Titel, vielleicht sogar dritter in der Europa League. Schlauer Trainer, der beide Mannschaften trainiert hat, sagte einmal. Eine Saison ist ein Marathon und kein Sprint. Am Ende dieser Saison werden alle ganz genau hinschauen, was auf den letzten Kilometern passiert.“
Kessler hatte seinen Job gemacht und nebenbei klargemacht, dass das Duell mit Leverkusen lediglich ein „Nachbarschaftsduell“ sei. Das wahre Derby sei das gegen Gladbach, weil das am Niederrhein liegt. Timo Schultz ist erst seit Januar Trainer des 1. FC Köln, hat diesen feinen Unterschied aber schnell mitbekommen. „Das ist wie in Hamburg. Da gibt es auch nur das Stadtderby zwischen dem HSV und St. Pauli. Alles andere sind regionale Duelle“, sagte der langjährige Coach der Paulianer.
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Bayer Leverkusen ist die Mannschaft, die diese beiden Titel holen muss.
Schultz eigentliches Thema vor dem so oder so emotional aufgeladenen Spiel am Sonntag im mit 50.000 Zuschauern ausverkauften Rheinenergiestadion ist allerdings, wie die Kölner als abstiegsbedrohter Drittletzter der Bundesliga den seit 33 Pflichtspielen ungeschlagenen Tabellenführer als erster Club in dieser Saison ein Bein stellen kann. „Es wird eine Herausforderung. Aber mit den Fans im Rücken wird es um 15.30 Uhr ein besonderes Spiel. Wir wollen möglichst unangenehm sein. Das können wir. Wir glauben an uns“, versucht der 46-Jährige allen Kölnern vor dem ungleichen Duell Mut zu machen.
Der Tabellenvorletzte Mainz 05 hatte am vergangenen Spieltag beim unglücklichen 1:2 gezeigt, wie man Bayer 04 in Bedrängnis bringen kann. „Am Ende hat Mainz das Spiel verloren“, wehrte Schultz am Freitag eine Blaupause für sein Team ab: „Wir haben unsere eigenen Ideen. Wir sollten das Selbstvertrauen haben, selbst aktiv zu sein und auch Leverkusen zu fordern. Gleichzeitig müssen wir den Gegner gegen den Ball in Zweikämpfe verwickeln, bissig sein.“
Konkurrenzkampf ist gestiegen
Es ist davon auszugehen, dass Schultz sein Team ähnlich wie zuletzt beim 1:1 in Stuttgart agieren lässt. Da hatte der FC am Ende zwar nur 25 Prozent Ballbesitz, aber genauso viele Torschüsse wie der VfB. Personell darf auf Kölner Seite mit zwei Änderungen gerechnet werden. Timo Hübers ist wieder gesund und dürfte in der Innenverteidigung Luca Kilian verdrängen. „Luca hat drei gute Spiele gemacht. Das Luxusproblem mit drei guten Innenverteidigern habe ich gern“, sagte Timo Schultz und verwies auf den gestiegenen Konkurrenzkampf im Kader: „Auch auf der Rechtsverteidigerposition ist es eng. Vorne drängt sich Sargis Adamyan auf.“
Links offensiv liefern sich Justin Diehl und Linton Maina ein heißes Rennen um einen Startelfplatz. Gegen Leverkusen dürfte Maina wieder leicht die Nase vorne haben, nachdem Youngster Diehl in Stuttgart erstmals in der Anfangsformation gestanden hatte.
Mit Davie Selke hat Timo Schultz in dieser Woche eine weitere Option hinzubekommen — allerdings nur für einen Joker-Einsatz. „Davie hat bis heute noch keine komplette Einheit absolviert. Ihn von Beginn an zu bringen, wäre unverantwortlich“, erklärte Schultz. Der FC-Coach machte aber deutlich, wie wichtig die Rückkehr des mit fünf Treffern immer noch besten Kölner Torschützen dieser Saison nach sechswöchiger Fußverletzung ist. „Er ist für die Gruppe sehr wichtig, bringt eine andere Stimmung, eine andere Komponente mit rein.“
Derbys stehen über der Tabelle
Wie bedeutsam ein fitter Selke sein kann, hat er mit einem Doppelpack zum 2:1-Erfolg in Leverkusen vergangene Saison gezeigt. Solch überraschende drei Punkte könnten die Geißböcke in ihrer prekären Situation gut gebrauchen: „Acht Punkte Rückstand auf Rang 15 sind ein Brett. Die Drei-Punkte-Regelung gibt uns aber die Möglichkeit, wieder in Schlagdistanz zu kommen.“ Und vor den beiden anstehenden Derbys gegen Leverkusen und in Gladbach könne man die Tabelle aufgrund des besonderen Reizes erst einmal außer Acht lassen.
Bleibt die Frage, wer am Sonntag mehr Druck verspürt. Thomas Kessler hat da eine klare Meinung: „Jede Mannschaft verliert irgendwann mal ein Spiel. Es geht um drei Punkte, die wollen wir holen. Für Außenstehende ist das ein Pflichtsieg für Leverkusen, wir werden alles für eine Überraschung geben.“
Voraussichtliche Aufstellungen:
1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Maftel, Huseinbasic; Ljubicic, Kainz, maina; Thielmann. – Bayer 04 Leverkusen: Hradecky; Kossounou, Tah, Tapsoba; Frimpong, Palacios, Xhaka, Grimaldo; Adli, Wirtz; Schick.

