Der 1. FC Köln hat das packende Aufsteigerduell mit dem Hamburger SV für sich entscheiden und seinen Abstand zu den Abstiegsplätzen vergrößert.
1. FC KölnJakub Kaminski führt Geißböcke zum 4:1 im Aufsteigerduell

Entscheidung: Vorbereiter Jakub Kaminski und Torschütze Said El Mala jubeln über das 3:1.
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Die gute Gelegenheit lag bereit und der 1. FC Köln hat sie sich gegriffen. Die Geißböcke entschieden am Sonntag in einer packenden Partie das Aufsteiger- und Traditionsduell gegen den Hamburger SV am Ende deutlich mit 4:1 (1:0) für sich und setzten sich in der Tabelle mit fantastischen 14 Punkten nach neun Spieltagen der Bundesliga-Saison 2025/26 weiter von den Abstiegsplätzen ab. Eine Ausgangsposition, die wie gemalt ist für das rheinische Derby am Samstag bei Borussia Mönchengladbach.
„Unser erster Blick geht nach jedem Spiel immer auf die Distanz und die Differenz zu den Abstiegsplätzen. Wir haben aktuell acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und unsere Aufgabe ist es, im nächsten Spiel zu versuchen, diesen Vorsprung mindestens aufrechtzuerhalten und die Menschen hier in Köln glücklich zu machen“, beschrieb FC-Trainer Lukas Kwasniok die Situation, nachdem seine Mannschaft den HSV erst tief in der Nachspielzeit mit zwei Toren von Said El Mala und Jakub Kaminski niedergerungen hatte.
Kainz und Maina in der Startelf
Kwasniok hatte mal wieder in seine Überraschungs-Aufstellungsbox gegriffen. Florian Kainz stand erstmals in dieser Saison in der Startelf und sollte als Zehner hinter den Spitzen Ragnar Ache und Linton Maina agieren. Neben Said El Mala setzten sich auch Marius Bülter, Tom Krauß und Dauerbrenner Sebastian Sebulonsen neben Luca Waldschmidt zunächst auf die Bank. Ein Auswechselkontingent, mit dem sich im Verlauf eines Spiels arbeiten lässt.
Der FC lief im rot-weiß geringelten Karnevalstrikot und mit Trauerflor für den verstorbenen Hannes Linßen auf. Allzweckwaffe Jakub Kaminski wechselte auf die rechte Schiene. Im Vergleich zum 1:4 im Pokal gegen den FC Bayern starteten außerdem links Cenk Özkacar in der Dreierkette und Denis Huseinbasic auf der Doppelsechs neu.
Die Hamburger zeigten gleich ihre Struktur und hatten in der Anfangsphase optisch ein Übergewicht. Die erste Gefahr erzeugte aber der FC. Kainz setzte eine Ablage von Ache von der Strafraumkante einen guten Meter links vorbei (7.). Nachdem Kaminski rechts hinten zwei Zweikämpfe gegen den schnellen Jean-Luc Dompé sowie Miro Muheim für sich entscheiden konnte (8./10.) und Ache eine Gelbe Karte für Nicolai Remberg zog (10.), bekamen die Kölner die Partie besser in den Griff.
Im Nachhinein war die ganze Situation Wahnsinn.
Der umtriebige und nach seinem Tor gegen die Bayern befreit wirkende Ache vergab die nächste Chance (12.), war dann aber zur Stelle. Albert Lokonga war nach einem Zuspiel von HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes ins Straucheln gekommen. Kainz nahm den Ball auf, verpasste zunächst den Pass auf Maina und traf nach doppelter Verzögerung den Arm von Luka Vuskovic. So kam Maina doch noch zum Abschluss, der Kölner schoss aber nur Daniel Elfaldli ab.
Das Kölner Publikum hatte angesichts der vergebenen Doppelchance schon Luft zum kollektiven Aufstöhnen geholt, als Ache den Abpraller zum 1:0 ins kurze Eck schob und alle FC-Fans doch noch jubeln durften (24.). Für Torjäger Ache war es das erste Bundesligator für den FC. „Im Nachhinein war die ganze Situation wahnsinnig. Ich muss ihn dreimal selber reinschießen. Dann wollte ich auf Linton spielen, habe aber gedacht, er steht vielleicht im Abseits. Im Endeffekt sind wir drangeblieben und Ragnar hat es gut gemacht. Dass er wieder getroffen hat, tut ihm sehr gut.“
Kaminsiki (30.) und Maina (33. und 42.) hätten für die überlegenen Geißböcke auf 2:0 stellen können. Auf der anderen Seite traf Rayan Philippe volley nur seinen Teamkollegen Ransford Königsdörffer (33.) und Dompé fand seinen Meister in FC-Keeper Marvin Schwäbe (34.). Beide Angriffe kamen über die rechte Kölner Abwehrseite. Dort musste kurz vor dem Pausenpfiff auch der aufmerksame Özkacar mit einer Monstergrätsche gegen Philippe retten (45.).
Wenn wir darüber reden wollen, warum die Menschen das Produkt Bundesliga lieben, musst du dir so ein Spiel anschauen.
Lukas Kwasniok brachte zur zweiten Hälfte Sebulonsen für den sich nicht ganz wohl fühlenden Schmied rechts in die Dreierkette. Der Norweger musste zunächst zuschauen, wie Schwäbe gegen den über rechts durchgebrochenen Lokonga retten musste (46.), leitete dann aber einen Konter ein, an dessen Ende Maina 18 Meter vor dem HSV-Tor einen Freistoß herausholte. Nachdem Isak Johannesson es in der ersten Hälfte aus ähnlicher Position versucht hatte (11.), schnappte sich diesmal Routinier Kainz den Ball und setzte ihn mit rechts traumhaft zum 2:0 in den rechten Winkel (48.). „Isak wollte noch mal schießen. Ich habe gesehen, dass der Torwart relativ weit im Torwarteck stand und zu ihm gesagt, lass mich diesmal“, freute sich der 33-jährige Österreicher über das erste Freistoßtor seiner Karriere.
Der Kölner Jubel war noch nicht ganz abgeebbt, da waren die Hamburger dran. Fabio Viera traf aus 16 Metern (50.). Das 2:1 stand aber schnell auf der Kippe. Zum einen hatte Philippe Eric Martel vor Vieras Direktabnahme mit einem Ellbogeneinsatz außer Gefecht gesetzt, zum anderen nahm der im Abseits stehende Königsdörffer Marvin Schwäbe die Sicht. Schiedsrichter Daniel Schlager sah sich die Szene an und entschied wegen Philippes Foul auf kein Tor. Mehr als sechs Minuten hatte es bis zu dieser Entscheidung gedauert, was die Fans beider Lager mit Pfiffen quittierten. „Ich kann mir vorstellen, dass es an der Komplexität der Aktionen lag“, vermutete FC-Sportdirektor Thomas Kessler. Abseits war es übrigens auch noch.
El Mala und Kaminski entscheiden das Spiel in der Nachspielzeit
Die Hamburger hatten aber Morgenluft gewittert, auch weil Ache per Kopf die Entscheidung liegen gelassen hatte (57.) und die rechte Abwehrseite des FC eine Achillesferse blieb. Kaminski verschätzte sich bei einer Kopfballabwehr und legte für Dompé auf, der den Polen vernaschte und dann von links zum 2:1 ins rechte Eck schlenzte (61.). Der FC wackelte und hatte Glück, dass Vorlagengeber Philippe vor dem 2:2 von Voskovic knapp im Abseits stand (72.). Kwasniok hatte kurz zuvor dreifach gewechselt und hätte beinahe ein Goldenes Händchen bewiesen. Said El Mala verpasste mit einem Heber das 3:1 (73.).
Der HSV warf alles rein und übertrieb es. Der nach 77 Minuten eingewechselte Immanuel Pherai sah erst Gelb (78.) und rauschte dann mit seinem Knie in Kristoffer Lund. Schlager zeigte dem Spielmacher 108 Sekunden nach seiner Einwechslung Gelb-Rot (79.). Vier Minuten später beschwerte sich der bereits verwarnte Viera bei Schlager über Zeitspiel von Schwäbe und musste als zweiter Hamburger vorzeitig in die Kabine (83.).
Der FC strahlte aber auch gegen neun Hamburger keine Sicherheit aus und zitterte sich in die zwölfminütige Nachspielzeit. Dort entschieden ein unwiderstehlicher Lauf des nimmermüden Kaminski und das vierte Saisontor von El Mala das Aufsteigerduell (90.+4). Der 19-Jährige revanchierte sich und legte Kaminski den 4:1-Schlusspunkt auf (90.+9). „In dem Spiel war alles drin, ein volles Stadion, unfassbare Stimmung von beiden Seiten, packende Zweikämpfe, knappe Entscheidungen und fünf Tore. Wir unterhalten uns so oft darüber, was uns international ausmacht in der Bundesliga. Wenn wir darüber reden wollen, warum die Menschen das Produkt Bundesliga lieben, dann musst du dir so ein Spiel anschauen“, schwärmte Thomas Kessler — und hatte recht.
Statistik:
1. FC Köln: Schwäbe; Schmied (46. Sebulonsen), Martel, Özkacar; Kaminski, Huseinbasic, Lund; Jóhannesson (67. Heintz), Kainz (66. Krauß); Ache (73. Bülter), Maina (67. El Mala). - Hamburger SV: Heuer Fernandes; Remberg, Vuskovic, Elfadli; Mikelbrencis (77. Gotscholeischwili), Vieira, Sambi Lokonga (89. Glatzel), Muheim; Philippe (77. Pherai), Königsdörffer (59. Poulsen), Dompé (90. Rössing-Lelesiit). -Schiedsrichter: Schlager (Hügelsheim). - Tore: 1:0 Ache (25.), 2:0 Kainz (48.), 2:1 Dompé (61.), 3:1 El Mala (90.+4), 4:1 Kaminski (90.+9). - Gelb-Rote Karten: Pherai (Hamburg) wegen wiederholten Foulspiels (79.), Vieira (Hamburg) wegen unsportlichen Verhaltens (83.). - Gelbe Karten: Bülter; Remberg (3), Poulsen (2), Polzin (Trainer).
