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1. FC KölnKwasniok benennt die fußballerische Herausforderung

4 min
An allen vorbei, nur nicht ins Tor: Ragnar Ache (2.v.l.) hatte das 2:0 gegen den VfB Stuttgart und seinen ersten Bundesliga-Treffer auf dem Fuß.

An allen vorbei, nur nicht ins Tor: Ragnar Ache (2.v.l.) hatte das 2:0 gegen den VfB Stuttgart und seinen ersten Bundesliga-Treffer auf dem Fuß. 

Der 1. FC Köln hat die zweite durchaus vermeidbare Niederlage der Saison kassiert und steht direkt vor der nächsten ohen Hürde.

Dem 1. FC Köln fehlten am Sonntag gute zehn Minuten, um seinem famosen Start in die Saison 2025/26 den nächsten Punkt hinzufügen. Ein ebenso respektables wie leistungsgerechtes 1:1 leuchtete im ausverkauften Rheinenergiestadion an der Anzeigetafel, als Josha Vagnoman die berechtigten Hoffnungen der Geißböcke mit dem 2:1-Siegtreffer für den VfB Stuttgart zunichtemachte (81.). Der Europa League-Teilnehmer und DFB-Pokalsieger, der sich nach seinem Fast-Abstieg 2022 in der Beletage der Fußball-Bundesliga etabliert hat, feierte seinen dritten Sieg hintereinander. Die unglücklichen Kölner durften sich dagegen wie eine Woche zuvor nach dem 1:3 in Leipzig fragen, warum sie weiter auf ihren achten Punkt nach dem Aufstieg warten müssen.

Eher ein „Unentschieden-Spiel“

Hinterher herrschte bei den beiden Trainern Sebastian Hoeneß und Lukas Kwasniok darüber, dass es „eher ein Unentschieden-Spiel“ war. Der FC hatte den besseren Start und verpasste nach dem frühen und sehr schön herauskombinierten 1:0 durch das dritte Saisontor von Jakub Kaminski (4.) den zweiten Treffer durch Ragnar Ache (7.). Danach kontrollierte Stuttgart die Partie und kam durch die strittige Elfmeterentscheidung zum Ausgleich (28.).

„In der zweiten Halbzeit war es ein offenes Spiel, in dem sich beide Mannschaften neutralisiert haben“, sagte VfB-Coach Hoeneß, der das 2:1 entsprechend als „Lucky Punch“ bezeichnete. Sein Kölner Kollege sah es „identisch“ und ärgerte sich weniger über das im Verbund unzureichend verteidigte Stuttgarter Siegtor als über die erste Halbzeit: „Ich finde, dass wir nach dem frühen 1:0 vergleichbar zum Heimspiel gegen Freiburg fußballerisch Luft nach oben haben“, sagte Kwasniok und erklärte seine Einschätzung: „Unsere Ballstafetten waren sehr abgehackt und wir waren auch nicht mutig genug. Das ist der Punkt, an dem wir arbeiten wollen, uns fußballerisch zu verbessern, damit wir so eine Mannschaft, wie es der VfB mittlerweile ist, nicht nur in der eigenen Hälfte verteidigen und von unserem Tor fernhalten können, sondern auch fußballerisch herausfordern.“ So wie in der zweiten Halbzeit, als die Kölner auf Augenhöhe agierten und bei besserer Chancenverwertung genauso gut wie die Schwaben den „Lucky Punch“ hätten setzen können.

Kwasnioks Analyse der zweiten Saisonniederlage dokumentierte seinen Ehrgeiz, die eigene Mannschaft voranzutreiben, ständig weiterzuentwickeln und damit auch in ihrem Selbstverständnis näher an die deutschen Top-Klubs heranzuführen.   Und die Stuttgarter um den Ex-Kölner Jeff Chabot gehören zu dieser Auslese in der Bundesliga, das war am Sonntag in Müngersdorf in vielen Segmenten des Spiels gut zu erkennen.

Die Kölner sollten nach nun sieben Punkten aus den ersten sechs Spielen gegen ausnahmslos starke Gegner aus der oberen Drittel der Bundesliga nicht vergessen, dass sie und ihr Trainer ein Neuling sind und dafür bislang eine verdammt gute Figur abgeben. Festzuhalten bleibt, dass Marvin Schwäbe wie schon in Leipzig ein paar ungewohnte Schwächen zeigte. Der Torwart ist und bleibt nun einmal einer der Hauptgaranten für Punktgewinne.

Auch der zweite Gegentreffer war vermeidbar. „Da waren wir zu löchrig“, erklärte Sechser Martel die Tatsache, dass Nationalspieler Angelo Stiller seinen Traumpass auf Vagnoman nur spielen konnte, weil ihm die Kölner in Strafraumnähe viel zu viel Zeit und Raum gewährten. Zudem hatte Tom Krauß den Torschützen aus den Augen verloren.

Insgesamt gab die Leistung im erst zweiten Heimspiel der Saison aber genug Hoffnung, dass die Geißböcke auch die nächste schwere Aufgabe am Freitag in Hoffenheim bestehen können. Hoffnungen, die neben dem Torschützen Kaminski und dem als Edeljoker wieder einmal überzeugenden Said El Mala auch Ragnar Ache trägt.

Wir hoffen, dass er stabil bleibt.
Lukas Kwasniok, Trainer 1. FC Köln über Ragnar Ache

Der im Sommer aus Kaiserslautern gekommene Torjäger stand erstmals in der Startelf, bereitete das 1:0 stark vor und hätte beinahe das 2:0 erzielt. Der 25-Jährige beeindruckte zudem, weil er nahezu jedes Kopfballduell gegen die Stuttgarter Defensive mit dem als defensivem Kopfball-Monster bekannten Chabot mit seinem Timing und seiner Sprungkraft für sich entschied. „Ragnar war unser Ausgangspunkt. Er hat die langen Bälle verlängert, kontrolliert und das hat er gut gemacht. Mich hat es eher gestört, dass wir diesen Ausweg über ihn zu häufig und auch zu früh im Spiel gesucht haben“, lobte Kwasniok seinen Stürmer und kritisierte den fußballerischen Ansatz.

Den verletzungsanfälligen Ache will der Trainer weiter behutsam aufbauen: „Wir hoffen, dass er stabil bleibt, weil er zuletzt sehr viel trainiert hat. Und wir hoffen, dass er weiterhin viel trainieren und auch spielen kann. Das ist jetzt eine zusätzliche Belastung.“

Am Sonntag reichte es bei Ache nur für eine gute Stunde. So machte sich am Ende auch der Ausfall von Marius Bülter (Achillessehne) bemerkbar. Als es in den letzten zehn Minuten nämlich darum ging, das 1:2 auszugleichen, fehlte dem FC ein kopfballstarker Stürmer im gegnerischen Strafraum.