Der 1. FC Köln und sein Trainer Lukas Kwasniok haben beim 1:0 in Mainz einen perfekten Einstand in die Fußball-Bundesliga gegeben - auch bei der Auswahl der Kleidung.
1. FC KölnLukas Kwasniok braucht keinen Aberglauben, er hat Überzeugung

FC-Trainer Lukas Kwasniok läuft nach dem 1:0 in Mainz im Kölner Heimtrikot auf seine glücklichen Spieler zu.
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Der helle Trenchcoat von Hennes Weisweiler, Christoph Daums beiger Ledermantel, Peter Stögers schwarzer Hoodie und nicht zu vergessen, der legendäre blaue Strickpullover von Udo Lattek: Wenn der 1. FC Köln in seiner bewegten Historie mal Erfolg hatte, war meistens ein Kleidungsstück mit im Spiel. Doublesieg 1978 unter Trainer Weisweiler, die beiden Vizemeisterschaften mit Daum 1989 und 1990 und die Rückkehr in den Europapokal mit dem Österreicher Stöger 2017 nach 25 Jahren Abstinenz. Und der blaue Pulli von Sportdirektor Lattek bescherte dem FC zu Beginn der Saison 1987/88 eine Serie von 14 Spielen ohne Niederlage.
Die Frage nach dem Outfit von Lukas Kwasniok bei seinem ersten Spiel als Bundesliga-Trainer lag also nahe und sie kam nach dem 1:0-Auftaktsieg des 1. FC Köln beim 1. FSV Mainz 05 am Sonntag auch. Immerhin hatte sich der 44-Jährige dazu entschieden, das Heimtrikot seiner Mannschaft überzustreifen. Eine durchaus ungewöhnliche Wahl für einen Bundesliga-Trainer. Und das schmucke rot-weiß gestreifte Jersey hatte seinem Träger und der von ihm gecoachten Mannschaft auch gleich noch Glück gebracht.
Der Anfang der Geschichte war mit der Frage geschrieben, doch Kwasniok verspürte keine Lust, irgendwelche Klischees zu bedienen. Er blieb ziemlich ernst, was auch daran gelegen haben könnte, dass er zuvor Auskunft zur Verletzung von Ragnar Ache (siehe Infokasten) gegeben hatte. Wahrscheinlicher ist aber, dass der neue FC-Coach ein Überzeugungstäter ist und sich für Dinge entscheidet, weil sie sich für ihn richtig anfühlen.
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„Ich habe die Trikot-Präsentation bei einem Sponsorenabend gesehen und hatte Gänsehaut – übrigens auch bei der des schwarzen Trikots. Da war für mich klar, dass ich es machen werde, wenn ich das darf, weil ich mich auf diesen Verein einlasse und dieses Trikot mit Stolz trage“, erklärte Kwasniok. Der von ihm erwünschte Nebeneffekt blieb allerdings aus: „Ich habe gedacht, dass sowohl die rot-weißen Streifen als auch das schwarze Trikot helfen, etwas schlanker auszusehen. Funktioniert so lala, wie ich gerade im TV gesehen habe.“
Lukas Kwasniok ist wie gemacht für die Unterhaltungsbranche Fußball-Bundesliga. Er antwortet nicht nur auf alle Fragen, er füllt seine Antworten auch sachlich mit Inhalt. Dass seine neu zusammengestellte Mannschaft so eben als Aufsteiger mit vier Bundesliga-Debütanten in der Startelf einem Europapokal-Teilnehmer die erste Heimniederlage nach 13 Spielen beigebracht hatte, machte den Trainer zwar glücklich, die Bodenhaftung und der Blick auf das Wesentliche gingen dabei aber nicht verloren.
Die Theorie war gut, die Praxis nicht ganz optimal.
„Wir waren in der ersten Halbzeit mit dem Ball etwas fahrig und nicht so mutig, wie wir das gegen Bergamo gezeigt haben. Wir haben nicht so Zugriff bekommen, wie wir wollten. Das Abkippen von Amiri mit dem schnellen Ball hinter die Kette hat uns wehgetan“, beschrieb der Trainer die Problematik der ersten Halbzeit, in der die Mainzer zeitweise 70 Prozent der Zweikämpfe für sich entscheiden konnten.
Kwasniok hatte sich für die gleiche Startelf wie beim 4:0 gegen Bergamo entschieden, weil er die „Atalanta Vibes“ wieder auf dem Feld sehen wollte. „Ich habe sie nicht gefunden. Die Theorie war gut, die Praxis nicht ganz optimal“, fand er Haare in der Suppe und passte zur zweiten Halbzeit an. „Wir wollten Amiris Abkippen etwas höher kontrollieren, um mehr Druck auf den Ball zu bekommen.“ Was auch bis zur 60 Minute ordentlich gelang. Danach durfte der FC in Überzahl spielen, weil der starke Jakub Kaminski den Mainzer Paul Nebel zu einer Notbremse zwang.
Entscheidend war am Ende aber nicht die Überzahl, sondern die Kölner Bank. „Wir haben Spieler gebracht, die technisch etwas versierter sind, weil Mainz es in Unterzahl sehr gut gemacht hat“, erklärte Kwasniok die Einwechslungen von Said El Mala, Ragnar Ache, Cenk Özkacar (alle 67.) und dann noch von Luca Waldschmidt (74.) sowie Florian Kainz (80.).
Marius Bülter als zweite Spitze neben Ragnar Ache
Der Siegtreffer durch Marius Bülter (90.) fiel, weil Kwasniok den Ex-Hoffenheimer zur zweiten Spitze neben Ache machte: „Wir sind glücklich, dass genau diese eine Aktion zum Tor geführt hat, weil Luca als Linksfuß eigentlich von der Fünferkette nicht an der Flanke gehindert werden kann und wir zwei große Spieler vorne haben.“
Waldschmidts Hereingabe aus dem rechten Halbfeld war an Perfektion nicht zu überbieten und brauchte von Bülter nur noch minimal berührt zu werden, um einzuschlagen: „Joker zu sein nervt manchmal, kann aber auch guttun, weil sich dann Räume ergeben. Die Überzahl hat geholfen, um einen Tick mehr Ruhe am Ball zu haben, um die Dinger vorne reinzubekommen“, sagte der strahlende Waldschmidt.
Der Trainer sagt es auch immer wieder. Die Spieler, die von der Bank kommen, entscheiden häufig das Spiel.
Torschütze Bülter dankte dem Vorbereiter und war mächtig stolz auf die gesamte Mannschaft: „Es spricht für die Mannschaft, wie in Regensburg weiter daran geglaubt zu haben. Das gibt uns wie letzte Woche einen Push und schweißt uns zusammen. Der Trainer sagt es auch immer wieder: Die Spieler, die von der Bank kommen, entscheiden häufig das Spiel. Das war wieder so.“
Der verdiente Sieg von Mainz wird den Glauben der Kölner stärken, dass sie in der Bundesliga bestehen können. Die ersten drei Punkte nehmen auch Druck raus vor dem ersten Saisonheimspiel am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) gegen Freiburg. „Es war extrem wichtig, mit einem Sieg zu starten. Wir kommen aus der 2. Liga. Wenn du dann den ersten Spieltag gewinnst, hast du das Gefühl: Wir sind wieder da“, sagte Waldschmidt.
Es war ein perfekter Einstand — auch für Lukas Kwasniok. Der Trainer wird am Sonntag im Rheinenergiestadion dann wohl das schwarze Ausweichtrikot des FC an der Seitenlinie tragen. Und nicht aus Aberglaube und um schlanker auszusehen, sondern mit Stolz und aus Überzeugung.