1.FC Köln-Profi Hübers im Interview„Hat sich für uns ausgezahlt, nicht in Aktionismus zu verfallen“

Lesezeit 6 Minuten
Abwehrspieler Timo Hübers hat neben seiner Karriere einen Masterstudiengang abgeschlossen. Der FC-Profi berät sich als Spieler selbst.

Abwehrspieler Timo Hübers hat neben seiner Karriere einen Masterstudiengang abgeschlossen. Der FC-Profi handelte seine Vertragsverlängerung ohne Berater aus.

Timo Hübers ist nicht nur Stammspieler in der Defensive des 1. FC Köln. Der 26-Jährige hat auch den Master-Studiengang Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen und berät sich als Fußball-Profi selbst. Martin Sauerborn hat in Maria Alm mit Hübers gesprochen.

Herr Hübers, wo hat es Sie im Urlaub hin verschlagen?

Ich war acht Tage in den Bergen, in Zürich und am Comer See. Wunderschön, cooles Flair. Das, was man aus der Schweiz und Österreich kennt einfach auf Italienisch. Es war ein entspannter Urlaub.

Trotz des obligatorischen Laufprogramms?

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Die Vormittage waren bis auf zwei halb durchgeplant. Wenn ich irgendwann mal mit Fußball aufhören werde, ist das Laufen wohl eine der wenigen Sachen, die ich nicht vermissen werde.

Der Urlaub hat nach der anstrengenden Saison aber sicher gutgetan?

Er war nötig nach fast 40 Pflichtspielen. Es war schon knackig, vor allem vor der WM-Pause und in der schwierigen Phase nach Karneval, als uns die Ergebnisse gefehlt haben. Hinten raus lief es wieder. In der Phase hat es wieder richtig Spaß gemacht.

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus der vergangenen Saison mit?

Die, in drei Wettbewerben zu spielen. Es war eine sehr intensive Erfahrung, sowohl was Höhen als auch Tiefen angeht. Und es gibt eine wichtige Erkenntnis: Es hat sich ausgezahlt, dass wir während unserer Durststrecke im Februar nicht in Aktionismus verfallen sind, sondern weiter an den Sachen gearbeitet haben, die gut waren und zum Erfolg geführt haben. Es wird weiter darauf ankommen, die Grundprinzipien unseres Spiels beizubehalten und in Nuancen nachzujustieren.

Wie sieht es aktuell mit der Lust aus, dem Job wieder nachzugehen?

Die habe ich. Nach zwei Jahren beim FC kenne ich alle und alles besser. Ich habe mich auch echt gefreut, alle wiederzusehen. Und was das Trainingspensum betrifft, weiß jeder, was auf einen zukommt und das es zu schaffen ist, obwohl es sehr anstrengend wird. Wir haben zudem das Glück, seit zwei Jahren mit dem gleichen Trainerteam zu arbeiten. Das war beim FC nicht immer so.

Aus Ihrer Sicht eine gute Zusammenarbeit?

Das passt. Das Trainerteam nimmt uns immer gut mit.

Wie zufrieden waren Sie mit Ihren persönlichen Leistungen in der vergangenen Saison?

Es war meine zweite Bundesliga-Saison und ich habe gesehen, dass ich in der Spitze sehr gute Bundesligaleistungen bringe. Nur eben noch nicht so konstant, wie ich es mir selbst vorstelle. Da bin ich unter meinen Erwartungen geblieben. Das, was ich spielen kann, möchte ich in jedem Spiel bringen.

Individuelle Fehler gehören aber zum Fußball, auch wenn sie bei einem Innenverteidiger immer gleich großen Schaden anrichten können, wie bei Ihrem Patzer in Belgrad. Wie arbeiten Sie daran, die Fehler zu minimieren?

Es geht für mich immer darum, mich bestmöglich auf ein Spiel vorzubereiten. Es geht darum, sich körperlich und mental in die beste Verfassung zu bringen. Fehler kann man nie ganz abstellen, man darf sich nur nicht zu lange mit ihnen aufhalten.

Das passt auch zu der Erwartung von Sportchef Christian Keller, dass Sie mehr Verantwortung übernehmen sollen. Wie definieren Sie für sich den Begriff?

Verantwortung fängt bei einem selbst an. Bevor ich sie übernehmen kann, muss ich erst einmal mit Leistung vorangehen. Sonst ist es nicht authentisch. Wenn ich sehe, dass mein Spiel funktioniert, geht es dann darum, die Jungs von meiner zentralen Position aus, wo ich viel im Blick habe, mitzunehmen. Ich habe viel Spielzeit und damit geht Verantwortung für die Leistungen und Ergebnisse einher.

Und neben dem Platz?

Ich versuche, alle meine Erfahrungen, die ich bis dahin gesammelt habe, mit den anderen zu teilen. Damit es der ein oder andere vielleicht ein bisschen leichter hat, als ich es hier und da hatte. Verantwortung zu übernehmen, heißt für mich, die Sachen, die ich erkenne, anzusprechen. Das kann ich ganz gut, würde ich sagen.

In der Rückrunde war Jeff Chabot Ihr Partner in der Innenverteidigung. Sein Leistungsschub kam für viele überraschend. Wie haben Sie seine Entwicklung gesehen?

Er hatte es lange nicht leicht, als er vor eineinhalb Jahren herkam. Er ist ein sehr konsequenter Spieler, der die meisten seiner Duelle gewinnt, dabei aber immer volles Risiko geht. In der Rückrunde hat er seine Kritiker Lügen gestraft. Das hat mich sehr gefreut, auch weil er ein sehr angenehmer Typ für das Team ist.

Sie haben Ihren 2024 auslaufenden Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert und sich selbst beraten. Haben Sie gut mit Christian Keller verhandelt?

Sonst hätte ich nicht unterschrieben (lacht). Für mich ist der FC im Moment vom Gesamtpaket her die beste Adresse. Ich fühle mich in Köln sehr wohl und spüre großes Vertrauen von Trainer und Geschäftsführung. Die Verhandlungen waren auf jeden Fall eine gute Erfahrung, obwohl es sicher nicht die angenehmsten Gespräche sind, die man in seinem Berufsleben führt.

Weil Sie gegenüber Christian Keller zwei Beziehungsebenen haben. Die eine als Spieler, die andere als Angestellter, der seinen Vertrag selbst aushandelt?

Meine Freunde, die in der freien Wirtschaft unterwegs sind, verhandeln Ihre Arbeitsverträge alle selbst aus. Im Fußball geht es nur absolut gesehen um andere Summen. Die Relationen in den Verhandlungen bleiben aber die gleichen.

Wie sehen diese Relationen aus?

Es ging darum, meine Punkte sachlich zu begründen und meine Gedanken dazu zu erläutern. Christian Keller war ein fairer Verhandlungspartner, der sachliche Argumente zur Kenntnis nimmt. Wir hatten einen guten Austausch. Jeder Spieler muss schauen, was für ihn das Beste ist. Ich bin seit sechs, sieben Jahren im Geschäft und kenne gewisse Grundprinzipien. Durch mein Studium habe ich zudem einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund. Außerdem mag ich keine indirekten Kommunikationswege.

Der direkte ist von mir zum Geschäftsführer und von mir zum Trainer. Und die handelnden Personen laufen mir am Geißbockheim jeden Tag über den Weg. Deswegen habe ich entschieden, die Gespräche selbst zu führen und Verantwortung für mich zu übernehmen.

Gab es eigentlich Alternativen, also einen Wechsel zu einem anderen Club?

Es gab die ein oder andere Anfrage. Irgendwann will ich auch mal im Ausland spielen. Ob das jetzt auf dem Leistungshöhepunkt in England oder Spanien ist oder später einhergehend mit einem entspannteren Lebensstil in Kanada oder Skandinavien, weiß ich noch nicht. Ich hatte auch die Option, beim FC in mein letztes Vertragsjahr zu gehen. Ich wollte aber Klarheit.

Mit Ihnen als Abwehrorganisator. Was ist kommende Saison drin für den FC?

Jonas Hector und Ellyes Skhiri sind nicht mehr da. Es formt sich gerade ein neues Team. Wir haben aber gezeigt, dass wir auch ohne die beiden Spiele gewinnen könne. Bei uns kommt es ohnehin immer auf das Kollektiv an. Wenn wir das wieder auf den Platz bringen, können wir eine bessere Rolle spielen, als gegen den Abstieg zu spielen.

Rundschau abonnieren