1:6 in Dortmund1. FC Köln steckt in einer sehr schwierigen Phase

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Drei Spieler von Dortmund laufen mit dem Ball nach vorne, sodass der Kölner Spieler nicht an den Ball kommt.

Sébastien Haller (r.) Borussia Dortmund hat freie Schussbahn und trifft zum 2:0 für Borussia Dortmund gegen den 1. FC Köln.

Der 1. FC Köln steckt in einer sportlichen Krise. Nach dem 1:6 bei Borussia Dortmund sind bis zum Derby gegen Gladbach Lösungen gefragt.

Der gebrauchte Samstagabend war eigentlich schnell einsortiert. „Alles“, antwortete Trainer Steffen Baumgart auf die Frage, was nicht funktioniert habe. Thomas Kessler sprach als Sportlicher Leiter vom „vielleicht schlechtesten Spiel der Saison“ und Sportchef Christian Keller meinte, es wäre nicht der Plan gewesen „so unterzugehen“. Das heftige 1:6 (1:4) bei Borussia Dortmund kennzeichnete den vorläufigen Höhepunkt einer sehr schwierigen und alarmierenden Phase für den 1. FC Köln, der in der Fußball-Bundesliga seit fünf Spielen ohne Sieg ist und wieder einen Punkt näher an die Abstiegsplätze gerückt ist.

FC ist immer einen Schritt zu spät

Wahrscheinlich hätten es die Verantwortlichen der Kölner am liebsten bei diesen Aussagen belassen, aber natürlich gab es Fragen nach dem Warum für die höchste Saisonniederlage. „Der Gegner war in allen Belangen besser als wir. Uns hat insbesondere gefehlt, dass wir im Kollektiv geschlossen gegen den Ball agieren. Das, was uns sonst auszeichnet“, erklärte Keller. Auch Baumgart musste mehr ins Detail gehen: „Wir haben heute den Arsch vollgekriegt. Die ersten vier Torschüsse waren drin und viele Situationen waren nicht so, wie wir uns das vorstellen.“

In Dortmund war tatsächlich nichts zu sehen von der unangenehmen, ekligen Art, mit der die Geißböcke ihren Gegner schon so oft den Spaß am Fußball genommen haben und darüber selbst ins Spiel gekommen sind. Am Samstag gelang es dem FC nie, im Kollektiv geschlossen und rechtzeitig zu verschieben. So taten sich großen Lücken auf, die der BVB durch den bärenstarken Raphael Guerreiro (15.), Sébastien Haller (17.), Marco Reus (32.) und Donyell Malen (36.) zu vier Toren innerhalb von 21 Minuten gnadenlos nutzte. „Wenn die Intensität nicht da ist, und wir immer einen Schritt zu spät kommen, hast du gegen so eine Mannschaft keine Chance“, steckte Thomas Kessler den Finger in die Wunde.

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Dortmund hat uns auseinander genommen, weil wir nicht in die Zweikämpfe gekommen sind.
Marvin Schwäbe, FC-Torwart

„Dortmund hat uns auseinander genommen, weil wir nicht in die Zweikämpfe gekommen sind“, sagte Marvin Schwäbe enttäuscht. Der FC-Keeper patzte beim 0:4, sah beim 1:5 von Haller (69.) sowie 1:6 von Reus (70.) zumindest unglücklich aus und reihte sich somit nahtlos in die Kölner Fehlerkette ein.

Dabei hatte die Klatsche vor 81.365 Zuschauern nichts mit fehlender Einstellung zu tun. Der FC lief zwei Kilometer mehr als der BVB, hatte 6:1-Ecken und mit elf nur einen Torschuss weniger als die Borussia. „Das Gute können wir gleich ad acta legen, weil das heute keine Rolle spielt“, winkte Baumgart ab. Nach dem Doppelschlag zum 0:2 hätten die Gäste in ihrer stärksten Phase den Verlauf des Spiels allerdings tatsächlich verändern können. Sargis Adamyan traf aber nur den Pfosten (21.) und Schiedsrichter Daniel Siebert verweigerte im Verbund mit Videoassistent Pascal Müller dem FC einen klaren Elfmeter. Mo Dahoud hatte einen Kopfball von Jonas Hector mit der Hand geblockt (26.). „Wir haben auch mit Ball die Räume nicht genutzt, obwohl Dortmund gegen den Ball einiges angeboten hat“, beklagte Christian Keller trotzdem vor allem die fehlende offensive Durchschlagskraft.

Davie Selke als einziger Lichtblick

Immerhin konnte das Baumgart-Team seine Torflaute nach 406 Minuten beenden, weil Davie Selke seinen ersten Treffer im FC-Trikot erzielte (42.). Nicht nur deshalb war der Winter-Neuzugang der einzige Lichtblick an diesem dunklen Abend in Dortmund. „Ich fand Davie schon gegen Bochum gut. Er hat sich kontinuierlich gesteigert und es bis zu seiner Auswechslung ordentlich gemacht“, lobte Sportchef Keller den Stürmer. Der 27-Jährige selbst fand sein Premierentor „irrelevant“: „Das ist ein schwacher Trost. Es geht darum, wieder Spiele zu gewinnen. Die Message ist, dass wir bei uns bleiben müssen.“

Womit die Frage angeschnitten ist, ob sich die Kölner angesichts ihren aktuellen Negativtrends Sorgen um den Klassenerhalt machen müssen. „Vom Begriff Sorgen bin ich weit entfernt. Das ist der falsche Ansatz. Wir müssen ruhig bleiben. Die Mannschaft kann mehr, als sie gezeigt hat. Wir haben jetzt zwei Wochen Zeit zu arbeiten und zu regenerieren“, verwies Christian Keller auf die anstehende Länderspielpause.

Wir können diese schwierige Situation nur gemeinsam lösen.
Steffen Baumgart, Cheftrainer 1. FC Köln

Steffen Baumgart nahm sich wie üblich sofort in der Verantwortung. „Den Jungs ist anzumerken, dass sie zum Nachdenken kommen. Da bin ich doppelt gefragt“, sagte der 51-Jährige und forderte Zusammenhalt: „Wir können diese schwierige Situation nur zusammen lösen. Wir müssen uns als Kollektiv präsentieren und Verantwortung übernehmen. Und ich muss dabei vorangehen.“ Das nächstes Bundesligaspiel nach der Länderspielpause bietet die beste Gelegenheit: Das Derby gegen Mönchengladbach steht an.


Kameramann durch Pyro-Fackel verletzt

Dem 1. FC Köln droht mal wieder eine empfindlich hohe Geldstrafe durch den DFB. Die FC-Fans brannten während der gesamten 90 Minuten beim Spiel in Dortmund Pyro-Fackeln ab – geschätzt mehr als 100. Das würde bedeuten , dass die Strafe höher als 100 000 Euro liegt, denn der DFB setzt jede Fackel mit 1000 Euro an. „Das sind Zahlen, die uns wirtschaftlich sehr weh tun“, sagte der Sportliche Leiter Thomas Kessler. Erschwerend hinzu kommt, dass ein Kameramann von Sky durch die Rauchentwicklung am Auge verletzt wurde und noch im Stadion behandelt werden musste. „Die Grundannahme bei Pyro ist immer, dass nichts passieren darf. Dritte dürfen darunter nicht leiden. Wenn dem so ist, geht das gar nicht“, erklärte FC-Geschäftsführer Christian Keller.

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