Seit ein paar Tagen versammelt Antonio Di Salvo seine Spieler in Blankenhain. Die Kleinstadt im Weimarer Land dient der deutschen U21-Nationalmannschaft als Rückzugsort zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft in der Slowakei. Bei der Zusammenkunft der größten Fußballtalente des Kontinents bekommt es der DFB-Nachwuchs in der Vorrunde mit Slowenien (12. Juni), Tschechien (15. Juni) und England (18. Juni) zu tun. Der 1. FC Köln wird in Person von Eric Martel und Jan Thielmann vertreten sein. Für das Duo des Bundesliga-Aufsteigers stellt die Nominierung ein Highlight dar.

Ernüchterung herrscht hingegen bei Tim Lemperle. Der scheidende FC-Stürmer hat von Antonio Di Salvo keine Einladung erhalten. Für Lemperle bedeutet das EM-Aus den nächsten Tiefschlag nach seiner Party-Eskapade im Aufstiegsendspurt der 2. Bundesliga. Eine Woche vor dem entscheidenden Saisonspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (4:0) war der Torjäger nach dem Besuch eines Partyschiffs in eine Schlägerei geraten, aus der er einen Nasenbeinbruch davontrug. Seitdem ermittelt die Polizei in dem Fall. Trainer Friedhelm Funkel zeigte sich zwar gnädig und verzichtete auf eine Suspendierung des 23-Jährigen. Am Ende einer überaus turbulenten Woche blieb für den jungen Fußballer dennoch ein angekratztes Image zurück.

Seit Herbst keine Einladung mehr vom DFB erhaltenAuch beim Deutschen Fußball-Bund wird man den Eklat des Junioren-Nationalspielers nicht gerne gesehen haben. Antonio Di Salvo beteuert aber, dass der Vorfall keinen Einfluss auf das EM-Aufgebot gehabt habe. „Bei der Nominierung des vorläufigen Kaders für die Vorbereitung auf die Europameisterschaft haben mehrere Faktoren eine Rolle gespielt, der Zwischenfall vor dem Saisonfinale der Bundesliga gehörte allerdings nicht dazu“, erklärte der U21-Nationaltrainer gegenüber der Rundschau.

Stattdessen führt Antonio Di Salvo sportliche Gründe für die Nichtberücksichtigung des Kölner Torjägers an. Tim Lemperle zähle lediglich „zum erweiterten Kader“ des U21-Nationalteams, stellte der 45-Jährige klar und fügte an: „Dabei ist zu berücksichtigen, dass Tim zuletzt Knieprobleme hatte, vor einem Wechsel steht und derzeit viel auf ihn einwirkt. Das haben wir gemeinsam besprochen und uns so entschieden.“

Bekanntermaßen schließt sich Tim Lemperle im Sommer der TSG Hoffenheim an – auch wenn der bereits seit dem Winter feststehende Transfer vonseiten des Bundesligisten aus dem Kraichgau noch immer nicht öffentlich bestätigt worden ist. Der Wechsel war nicht geräuschlos über die Bühne gegangen. Die gescheiterten Verhandlungen über eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages sorgten für Unruhe am Geißbockheim. Nicht zuletzt, da mit Lemperle ein weiteres Talent den FC ablösefrei verlässt.

Das EM-Aus des gebürtigen Frankfurters war ein schleichender Prozess. Lemperles letzte Nominierung für die DFB-Auswahl stammt aus dem vergangenen Herbst. Als sich der Angreifer im Dezember eine Muskelverletzung zuzog und monatelang ausfiel, verpasste er zudem noch die wichtigen Vorbereitungsspiele im Frühjahr.

In diesen Tagen hat sich Tim Lemperle endgültig vom 1. FC Köln verabschiedet. Auf seinem Instagram-Kanal dankte er „für sieben Jahre voller Emotionen, Lektionen und Erfolge“. Der scheidende Torjäger, der 2017 vom FSV Frankfurt in den Kölner Nachwuchs gewechselt war, sagte weiter: „Ich kam als 15-jähriger Junge aus Frankfurt mit großen Träumen und Zielen, die mir der FC erfüllt hat. Es gibt unzählige Momente, die mir in Erinnerung bleiben werden.“ Der Aufstieg in die Bundesliga sei ein „krönender Abschluss“ gewesen. Allerdings einer mit viel Lärm.