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Interview

Urkölner Mark Uth
„Das einzig wahre Derby ist das gegen Gladbach“

5 min
Kölsche Jung in Japan: Mark Uth vertrat die Farben des 1. FC Köln bei einer Dienstreise nach Fernost.

Kölsche Jung in Japan: Mark Uth vertrat die Farben des 1. FC Köln bei einer Dienstreise nach Fernost.

Der ehemalige Bundesligaprofi Mark Uth spricht im Rundschau-Interview über das Duell des 1. FC Köln bei Bayer Leverkusen, Shootingstar Said El Mala und seine neue Aufgabe am Geißbockheim.

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere im Sommer begann Mark Uth (34) ein Trainee bei Fußball-Bundesligist 1. FC Köln. Vor dem Derby am Samstag (18.30 Uhr, Sky) bei Bayer Leverkusen sprach der frühere Offensivspieler mit Tobias Carspecken über sein neues Berufsleben und das Duell der Rheinrivalen.

Herr Uth, wie haben Sie sich in Ihrem neuen Beruf eingelebt?

Sehr gut. Die ersten Wochen waren nicht ganz so einfach, weil alles neu war. Morgens ins Büro zu kommen und bis zum späten Nachmittag zu bleiben – da musste ich mich erstmal reinfinden. Bislang bin ich sehr zufrieden. Es macht Spaß.

War die Umstellung auf eine 40-Stunden-Woche für Sie größer als gedacht?

Doch, schon. Ich kannte das so ja noch nicht. Nach der Schule bin ich Fußballprofi geworden. Daher war das eine Umstellung für mich. Das Trainee ist aber genau das, was ich mir vorgestellt habe: Den Verein noch genauer kennenzulernen und zu erfahren, wie die einzelnen Abteilungen arbeiten. Ich bin dem FC dankbar für diese Chance. Hier bin ich groß geworden. Ein anderer Verein hätte für mich keinen Sinn ergeben.

Welche Abteilungen haben Sie bislang kennengelernt?

Zuerst war ich in der Abteilung Medien und Kommunikation, dann im Mitgliederwesen, anschließend im Merchandise und Ticketing. Aktuell bin ich in der Abteilung Internationalisierung und Partnermanagement. Ab Februar kommt dann der Sport. Darauf freue ich mich ganz besonders.

Möchten Sie dem Fußball auch nach Ihrem Trainee erhalten bleiben?

Ich versuche, so vieles wie möglich aufzusaugen. Parallel nehme ich noch an einem Programm des DFB teil, um mich im Bereich Management zu orientieren. Aktuell bin ich erst im vierten Monat meines Trainees. Insofern habe ich noch ein bisschen Zeit, um mir Gedanken zu machen.

Wie sieht Ihre Aufgabe bei Heimspielen aus?

Aktuell schaue ich bei Partnern in den Logen vorbei, lerne Leute kennen und knüpfe Kontakte. Es ist schön zu sehen, dass das Feedback nach wie vor total positiv ist, wenn ich vorbeikomme.

Kürzlich waren Sie für den FC zu Besuch in Japan. Was war der Grund der Reise?

Die Bundesliga hat weltweit verschiedenste Zielmärkte definiert, unter anderem Japan. Darauf hat auch der FC seinen Fokus gelegt, konkret ging es darum, die Bundesliga zu präsentieren und auf unsere Internationalisierungsaktivitäten einzuzahlen. Zuerst waren wir in Tokio, dann in Kyoto und abschließend in Hiroshima. In Hiroshima haben wir uns mit Verantwortlichen unseres Partnervereins Sanfrecce Hiroshima getroffen und es wurde darüber gesprochen, wie die Kooperation weiter ausgebaut werden kann. Was außerdem absolut beeindruckend war, war das Friedensmuseum, in dessen Nähe die Atombombe eingeschlagen ist. Das war sehr beeindruckend zu sehen.

Waren Sie fasziniert von Japan?

Japan ist ein großartiges Land mit tollen Städten. Tokio war richtig cool. Dort ist alles sauber, alle sind höflich, gut erzogen, respektvoll, gut gekleidet und stilvoll. Ich hatte schon viel über Japan gehört. Aber das muss man selbst mal erlebt haben.

Haben Sie Ihren Frieden geschlossen mit Ihrem verletzungsbedingten Karriereende im vergangenen Sommer?

Ja, auf jeden Fall. Es ging nicht mehr anders. Vielleicht hätte ich noch eine Saison geschafft. Aber ob ich jetzt ein Jahr früher oder später aufhöre – irgendwann ist es auch einfach gut. Ich hatte in den letzten beiden Jahren nur noch körperliche Probleme. Daher hat die Entscheidung Sinn gemacht. Ich habe es nicht bereut und bin sehr fein damit.

Wie fühlt es sich in Ihrer neuen Rolle an, Fußballspiele zu besuchen?

Ganz entspannt eigentlich. Ich gucke ein bisschen lässiger auf die Sache und lasse mich von den Ergebnissen nicht mehr so beeinflussen. Früher war es so, dass ich zu Hause schlechte Laune hatte, wenn wir verloren haben. Natürlich will ich, dass der FC immer gewinnt. Mittlerweile schaue ich aber als Fan drauf und nicht mehr als Spieler.

Das ganz späte Gegentor beim 1:1 gegen St. Pauli dürfte Sie trotzdem genervt haben.

Natürlich. Da bin ich Fan und rege mich wie alle auf. St. Pauli hatte keine richtige Chance. Dann fällt einem Spieler der Ball auf den Kopf und Marvin (Schwäbe) rutscht aus. Das war maximal unglücklich.

Wie bewerten Sie die Entwicklung des FC nach der Rückkehr in die Bundesliga?

Der Auftakt war hervorragend. Die ersten Spiele waren beeindruckend. Viele Transfers haben voll eingeschlagen. Thomas (Kessler) hat einen Riesenjob gemacht. Aktuell ist etwas der Wurm drin. Dennoch steht der FC als Aufsteiger auf Platz acht gut da.

Was gefällt Ihnen am Spielstil von Lukas Kwasniok?

Ich mag die Dreierkette mit zwei Schienenspielern, die in die Tiefe stoßen. Mit Luca (Waldschmidt) haben wir einen, der zwischen den Linien schwimmt. Bülti (Marius Bülter) kann die Bälle festmachen. Und Ragnar (Ache) hat ein Riesenkopfballspiel. Ich finde die Mischung der ganzen Mannschaft echt gut. Deswegen bin ich auch guter Dinge, dass wir eine sorgenfreie Saison spielen werden.

Wie sehen Sie den Hype um Said El Mala?

Das ist einfach cool. Ich finde es super, dass der FC wieder einen Spieler hat, der einen solchen Hype auslöst. Ein junger Spieler, der jetzt schon so gut ist und so viele Tore schießt – das ist Gold wert für den FC.

Was beeindruckt Sie an Said El Mala?

Der Junge ist echt richtig gut – auch wenn er mit 19 Jahren natürlich noch viel lernen kann. Es gibt nicht so viele Spieler, die mit vollem Tempo in Eins-gegen-eins-Duelle gehen und diese für sich entscheiden können. Deswegen ist er auch so gehyped.

Am Samstag gastiert der FC in Leverkusen. Welche Spiele waren zu aktiven Zeiten wichtiger für Sie: Duelle gegen Bayer 04 oder gegen Mönchengladbach?

Gegen Gladbach, immer schon.

Wo liegen für Sie als gebürtiger Kölner die Unterschiede?

Bei Bayer ist einfach alles etwas kleiner. Es ist etwas anderes, ob du Derbys vor 30.000 oder vor 50.000 Zuschauern bestreitest. Die Rivalität mit Gladbach ist einfach größer, das ist für mich das einzig wahre Derby. Natürlich willst du als Kölner auch die Spiele gegen Leverkusen immer gewinnen. Oft waren die aber einfach zu gut. Gladbach konnten wir in den letzten Jahren dagegen einige Male schlagen.

Erinnern Sie sich an ein Spiel gegen Bayer besonders gerne zurück?

Das war der 1:0-Sieg in Leverkusen unter Steffen Baumgart, als Kingsley Schindler als Joker das Siegtor erzielte. Das war schon geil, auch wenn ich selbst nicht auf dem Platz stehen konnte.

Kennen Sie eigentlich Ihre persönliche Bilanz gegen Bayer?

(überlegt).

Sie liegt bei null Siegen, drei Remis und fünf Niederlagen.

(lacht) Sehen Sie, deswegen habe ich immer lieber gegen Gladbach gespielt.

Trauen Sie dem FC eine Überraschung in Leverkusen zu?

Die Fans tragen dich nach vorne, es werden wieder Tausende Kölner da sein. Das ist schon geil. Die Jungs musst du nicht motivieren, die meisten wissen, was da abgeht. Leverkusen ist momentan auch keine Übermacht. Es ist auf jeden Fall was drin. Ich würde einen Punkt unterschreiben – auch wenn ein Sieg natürlich noch schöner wäre.