Wenige Tage vor Schließung des Transferfensters liegen beide Clubs bei ihren Vorstellungen weit auseinander. Einmal mehr ist das Verhandlungsgeschick von FC-Sportchef Thomas Kessler gefragt.
Poker mit dem 1. FC KölnSC Paderborn will Obermair weiterhin nicht abgeben

Den Sprung in die Bundesliga vor Augen: Der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler Raphael Obermair.
Copyright: IMAGO/Noah Wedel
Am Dienstag hat der SC Paderborn seine einzige öffentliche Trainingseinheit in dieser Woche abgehalten. Den restlichen Teil der Vorbereitung auf die Partie am Freitag beim 1. FC Nürnberg absolviert der Fußball-Zweitligist hinter verschlossenen Türen. Das ist so üblich bei den Ostwestfalen, und so sickerte erst mit ein paar Tagen Verzögerung an die Öffentlichkeit durch, dass Raphael Obermair in der vergangenen Woche auf eigenen Wunsch für einen Tag mit dem Training ausgesetzt hatte. Paderborns Mann für den Unterschied brauchte ein wenig Abstand, um sich von der ungeklärten Frage nach seiner Zukunft zu erholen.
Ein Schwebezustand, der für Obermair offenbar zunehmend zur Belastung wird. Kurz vor dem Zweitliga-Start Anfang August hatte der 1. FC Köln Kontakt zum Wunschspieler von Lukas Kwasniok aufgenommen. Nach etwas Bedenkzeit gab Obermair grünes Licht für einen Wechsel. Es ist die Chance des Lebens für den 29-Jährigen, der noch nicht in der Bundesliga gespielt hat. Der FC und Kwasnioks Ex-Schützling sind sich seit geraumer Zeit einig. Was allerdings nach wie vor fehlt, ist ein Abkommen zwischen beiden Clubs, die bei ihren Vorstellungen auch am Dienstag noch weit auseinanderlagen. Der SCP soll 2,7 Millionen Euro Ablöse fordern. Eine Summe, die der FC nicht bereit ist zu zahlen, da der Marktwert des 98-maligen Zweitligaspielers mit 1,5 Millionen Euro angegeben wird. Auch ein Tauschgeschäft mit dem aussortierten FC-Profi Leart Pacarada ist bislang kein Thema. Allzu viel Zeit für eine Lösung bleibt nicht mehr. Das Transferfenster schließt am kommenden Montag.
Rapha ist total wichtig für uns und unser aller Wunsch ist es, dass er hier bleibt.
Es gibt Fußballprofis, die harte Geschütze auffahren, um ihren Wechselwunsch bewilligt zu bekommen – und dafür notfalls in den Streik treten. Raphael Obermair zählt offenkundig nicht zu der Sorte Spieler. Der gebürtige Chiemgauer gilt als loyaler Mensch, der sich nicht hängen lässt. Bei der 1:2-Niederlage am vergangenen Samstag gegen Fortuna Düsseldorf gehörte der Außenbahnspieler einmal mehr zu den besten Paderbornern. In der Vorwoche ebnete er den Weg zum Weiterkommen im DFB-Pokal bei Viktoria Köln (3:1) mit einer perfekten Vorlage zum 2:0. Ins Bild passt, dass Obermair darauf verzichtet, öffentlich auf einen Wechsel zu pochen. Der Deutsch-Philippine, so ist aus seinem Umfeld zu hören, legt Wert auf einen konfliktfreien Abgang. Es soll schließlich ein sauberer Abschied werden nach drei schönen Jahren an der Pader.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Aussortierter Stürmer des 1. FC Köln Florian Dietz wechselt zum nächsten Gegner von Viktoria Köln
- Handball-Bundesliga Für den VfL geht es endlich wieder los
- 1. FC Köln Lukas Kwasniok braucht keinen Aberglauben, er hat Überzeugung
- Bayer 04 Leverkusen Ex-Kölner trifft Vizemeister ins Mark
- 1. FC Köln Waldschmidt und Bülter sorgen für späte Freude
- Einzelkritik 1. FC Köln Marius Bülter hat das Goldene Köpfchen
- Bayer 04 Leverkusen Erik ten Hag muss sortieren und vervollständigen
Hinter den Kulissen erinnert Obermair aber offenbar sehr wohl an jenes mündliche Versprechen, das ihm im Zuge seiner Vertragsverlängerung im Februar 2024 gemacht worden sein soll. Es besagt sinngemäß, dass dem Routinier bei einer höherklassigen Offerte keine Steine in den Weg gelegt werden. Vorausgesetzt natürlich, das Angebot der Gegenseite passt. Der Haken an der Sache: Der damalige Paderborner Sportchef Benjamin Weber ist inzwischen für den FC Augsburg tätig. Sein Nachfolger, der von Drittligist SC Verl gekommene Sebastian Lange, soll dagegen auf die ausgedünnte Personaldecke auf den Außenbahnen verweisen. Gut möglich also, dass Obermair zumindest am Freitag in Nürnberg noch einmal für den SCP auflaufen wird. Für die Finalisierung des Wechsels blieben dann noch drei Tage. Wobei Lange am Rande des Dienstagstrainings erneut bekräftigte: „Rapha ist total wichtig für uns und unser aller Wunsch ist es, dass er hier bleibt.“
1. FC Köln: Kwasniok lehnt sich für Wunschspieler weit aus dem Fenster
Lukas Kwasniok hat in der Causa Obermair einen anderen Weg gewählt. Kölns neuer Trainer ist ein Mann der klaren Worte. Eine Haltung, die er auch im Gerangel um seinen Wunschspieler einnimmt. Seit Wochen versucht der 44-Jährige, seinen Ex-Club mit öffentlichen Aussagen unter Druck zu setzen. Dass Kwasniok das Interesse an Obermair kurz vor dem zweiten Saisonspiel des SCP offiziell bestätigte, kam in Paderborn gar nicht gut an. Der Ton wurde deutlich rauer, als der FC-Coach der Gegenseite Flunkerei vorwarf („Eine der drei Parteien ist nicht ganz ehrlich“). Kwasniok hat sich für seinen Ex-Kapitän weit aus dem Fenster gelehnt – so weit, dass der letztjährige Stammspieler Leart Pacarada aus dem Kader gestrichen wurde, ohne dass der FC links hinten eine Alternative zu Neuzugang Kristoffer Lund griffbereit hat. Jetzt ist einmal mehr das Verhandlungsgeschick von Sportchef Thomas Kessler gefragt, um den elften und womöglich letzten Kölner Zugang im Sommer des Umbruchs zu realisieren.