Steffen Baumgart zur Krise des 1. FC Köln„Ich halte das aus. Das ist mein Job.“

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Trainer Steffen Baumgart hockt beim Spiel des 1. FC Köln bei  Borussia Dortmund nachdenklich an der Seitenlinie.

Trainer Steffen Baumgart hockt beim Spiel des 1. FC Köln bei Borussia Dortmund nachdenklich an der Seitenlinie.

Steffen Baumgart steht bei der Aufarbeitung der 1:6-Niederlage des 1. FC Köln in Dortmund nur der halbe Kader zur Verfügung. Der Trainer stellt sich der Verantwortung nach der Sieglosserie des FC. 

Steffen Baumgart gehört nicht zu der Sorte Fußballlehrer, die sich in sportlich schwierigen Zeiten ins stille Kämmerlein zurückziehen. Und noch viel weniger zu denen, die beim Versuch, den Misserfolg zu erklären, die Dinge von sich wegschieben oder nach Ausreden suchen. Also stand der Cheftrainer des 1. FC Köln zwei Tage nach der 1:6-Klatsche bei Borussia Dortmund am Montag am Geißbockheim und versuchte, die Probleme zu benennen. Probleme, die nach fünf sieglosen Spielen in Serie und wachsenden Abstiegssorgen nun mal aufploppen.

„Ich kann doch nicht sagen, die anderen haben schuld. Ich bin als Trainer hauptverantwortlich und dieser Verantwortung muss ich mich stellen“, positionierte sich Baumgart im Gegenwind. Mit schwierigen Situationen kennt sich der 51-Jährige ja auch aus. Nach allem, was über ihn zu lesen und hören ist, sind ihm in seinem Leben ausreichend begegnet. „Das halte ich aus, das ist mein Job. Ich fühle mich noch klar und deutlich in dem, was ich will“, sagte er also.

Keiner hier ist trotz unserer sechs Punkte Vorsprung beruhigt.
Steffen Baumgart, FC-Trainer

Sein Ansatz auf der Suche nach Lösungen für die aktuelle Misere ist dabei durchaus selbstkritisch und nicht automatisch von Erfolg gekrönt. Jüngstes Beispiel war der besorgniserregende Auftritt am Samstag beim neuen Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Die Überlegungen nach der bedenklichen 0:2-Heimniederlage gegen den VfL Bochum mündeten in der höchsten Niederlage, seit Baumgart beim FC an der Seitenlinie steht. „Ich dachte, ich hätte eine Lösung für Dortmund. Nach dem Spiel sieht das anders aus“, räumte der Coach freimütig ein.

Die im Vergleich zum umjubelten 3:2-Hinspielerfolg identische Grundordnung mit einem Sechser und zwei Spitzen funktionierte diesmal nicht. Vor allem, weil die Kölner ihre Grundtugenden im Spiel gegen den Ball vermissen ließen und es ihnen an mannschaftlicher Geschlossenheit fehlte. „Vieles, was uns auszeichnet, war nicht da“, sagte Baumgart.

Nur noch sechs Punkte Vorsprung

In solchen Momenten tauchen gerne die Fragen nach möglichen mentalen Problemen und Veränderungen auf. Fragen, denen sich der FC-Coach nicht verweigert: „Natürlich machen sich die Jungs in solch einer Situation Gedanken. Das kann doch kein Mensch von sich weisen. Meine Aufgabe ist es, sie nicht noch mehr zum Grübeln zu bringen, sondern Lösungen aufzeigen.“ Und den eigenen Plan überdenken? „Wir hinterfragen unsere Prinzipien nach jedem Spiel und gehen ins Detail. Sonst würden wir stehen bleiben. Man muss nicht gleich immer alles umwerfen, aber auch nicht sagen, es läuft schon“, erklärte Baumgart.

Die sportliche Lage gibt aktuell auch kein „einfach weiter so“ her. „Keiner hier ist trotz unserer sechs Punkte Vorsprung beruhigt. Wir sehen die Abstiegsgefahr, aber wir wissen auch, dass wir Spiele gewinnen können“, sagte Baumgart, der sich in solchen Situationen am besten beim Spazierengehen mit seinen Hunden entspannt. Dem Trainer und seinem Team bleiben knapp zwei Wochen, um für das emotional aufgeladene Derby gegen Borussia Mönchengladbach die richtigen Schlüsse zu ziehen und endlich mal wieder drei Punkte zu holen. Allerdings fehlt ihm in der Vorbereitung die halbe Mannschaft.

Wir können nichts erarbeiten und nicht mal das BVB-Spiel auswerten.
Steffen Baumgart, FC-Trainer

„Wenn alle sagen, die Länderspielpause kommt zum richtigen Zeitpunkt, müssen wir viel improvisieren. Wir können nichts erarbeiten und nicht mal das BVB-Spiel auswerten, weil keiner da ist. Anzusprechen, was mir unter den Nägeln brennt, ist schwer und das ist Vieles.“ Baumgart hätte seine Spieler lieber in der Nähe, als in der ganzen Welt unterwegs. Denn gerade in solchen schwierigen Phasen sei es wichtig, eng beieinander zu sein. Wie am Samstag nach der Pleite von Dortmund, als Baumgart die Mannschaft im Kreis auf die Grundtugenden des 1. FC Köln einschwor: „Wir sind ein gutes Kollektiv und das muss wieder zu sehen sein.“

Auf dem Weg dahin bestreiten die Geißböcke am Donnerstag (18 Uhr, Franz-Kremer-Stadion) gegen den belgischen Erstligisten St. Truiden das „Mucki“ Banach-Gedenkspiel. Danach gibt Baumgart bis Montag frei und steigt dann in die Vorbereitung auf Gladbach ein. Das Derby soll die Wende zum Guten bringen: „Das ist für die ganze  Region und den FC ein besonderes Spiel. Das hat aber nichts mit einer Wende zu tun. Wir wollen das Spiel so angehen, dass wir gewinnen. Nicht, weil mir müssen, sondern weil wir es wollen. Dafür müssen wir mehr machen, als zuletzt“, brach Baumgart die hochtrabenden Erwartungen auf die Fakten herunter.


Elf FC-Spieler sind auf Länderspielreisen

Steffen Baumgart muss während der weltweiten Länderspieltage auf eine komplette Mannschaft verzichten. Elf Spieler sind seit Montag unterwegs und fehlen dem Trainer des 1. FC Köln die meiste Zeit in der Vorbereitung auf das Derby gegen Borussia Mönchengladbach am 2. April. Ellyes Skhiri (Foto) spielt für WM-Teilnehmer Tunesien zwei Qualifikationspartien für den Afrika-Cup gegen Libyen (24.3. und 28.3.). Dejan Ljubicic und Florian Kainz sind bei der österreichischen Mannschaft, die in der Nations League auf Aserbaidschan (24.3.) und Estland (27.3.) trifft. Ebenfalls in der Nations League sind Sargis Adamyan (mit Armenien gegen die Türkei/25.3), Mathias Olesen (mit Luxemburg gegen die Slowakei/23.3. und Portugal/26.3.)  und Dimitrios Limnios (mit Griechenland gegen Gibraltar/24.3.) unterwegs.

Schindler erstmals nominiert

Kingsley Schindler ist zum ersten Mal für das Nationalteam aus Ghana nominiert worden, das in der Qualifikation zum Afrika-Cup gegen Angola (23. und 27.3.) antritt.  Denis Huseinbasic und Eric Martel spielen für die deutsche U21-Mannschaft gegen Japan (24.3.) und Rumänien (28.3.), Nikola Soldo für die kroatische U21 gegen Israel (23.3.) und England (28.3.) Justin Diehl wurde für die drei Qualifikationsspiele der deutschen U19 für die Uefa-Eliterunde gegen Italien, Belgien und Slowenien eingeladen.

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