Trainersuche auf ZielgeradeEin Trio ist beim 1. FC Köln aus dem Rennen

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Im Fokus des Interesses: Wen präsentiert Sportchef Christian Keller als neuen Cheftrainer des abstiegsbedrohten 1. FC Köln?

Im Fokus des Interesses: Wen präsentiert Sportchef Christian Keller als neuen Cheftrainer des abstiegsbedrohten 1. FC Köln?

FC-Sportchef Christian Keller zeigt sich mit dem Verlauf des Auswahlprozesses zufrieden. Der Nachfolger von Steffen Baumgart könnte am Donnerstag präsentiert werden.

Kurz bevor der 1. FC Köln ein neues Trainer-Kapitel aufschlagen wird, hat das alte Kapitel einen würdigen Abschluss gefunden. Steffen Baumgart, dessen Liaison mit dem Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga am 21. Dezember in die Brüche gegangen war, schaute nach der Rückkehr aus seinem Weihnachtsurlaub in Österreich am Mittwochmorgen zum vorerst letzten Mal am Geißbockheim vorbei. Baumgart war es ein Anliegen, sich von seinen ehemaligen Trainerkollegen und Spielern sowie den Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle persönlich zu verabschieden.

Es soll emotional zugegangen sein – ganz so, wie es eigentlich immer war in den zweieinhalb Jahren, in denen der 51-Jährige eine so innige Beziehung zu Stadt und Verein aufgebaut hat, wie kaum einer seiner zahlreichen Vorgänger. In dieses Bild passt, dass Steffen Baumgart am Abend zuvor bei einem Besuch in der Lanxess Arena den Kölner Haien noch einmal die Daumen drückte und dass er zumindest vorerst in der Domstadt wohnen bleiben wird. Der Heißsporn hat allerdings angekündigt, sich nicht lange zur Ruhe setzen zu wollen. Ende Januar könne er sich vorstellen, wieder einzusteigen, positionierte sich Baumgart schon einmal auf dem umkämpften Trainermarkt.

Die Entscheidung über seinen Nachfolger könnte am Donnerstag verkündet werden. Zuvor musste die Personalie noch vom Gemeinsame Ausschuss abgesegnet werden. Wenige Stunden vor Lüftung des wohlbehüteten Geheimnisses hatte sich der Kandidatenkreis noch einmal deutlich verkleinert. Nach Rundschau-Recherchen kommen die gehandelten Christian Ilzer (46/Sturm Graz), Bo Henriksen (48/FC Zürich) und Thomas Stamm (40/SC Freiburg II) inzwischen allesamt nicht mehr infrage. In der Verlosung bleibt Matthias Kohler (32/zuletzt FC Volendam), der sich laut „Express“ allerdings nicht in der Favoritenrolle befinden soll. Es ist daher möglich, dass ein bislang namentlich nicht bekannt gewordener Trainer am Ende das Rennen macht.

Wir haben es aus meiner Sicht sehr gründlich gemacht.
Christian Keller, Sportchef des 1. FC Köln, über die Trainersuche

Die Fans von Sturm Graz durften derweil aufatmen. Christian Ilzer, Österreichs Trainer des Jahres der Saison 2022/23, bleibt dem aufstrebenden Club aus der Steiermark erhalten. Unter Ilzers Regie gelang drei Mal in Folge der Einzug in die Europa League. „Die Leistungen des SK Sturm in den vergangenen Jahren sind nicht verborgen geblieben und Interessen an unseren Trainern beziehungsweise Spielern sind eine Bestätigung der hervorragenden Arbeit, die in Graz verrichtet wird. Christian Ilzer und sein Trainerteam haben bestehende Verträge in Graz, daher können wir bestätigen, dass Christian sowohl beim Trainingsstart am Freitag als auch im Frühjahr – für das wir uns in drei Wettbewerben große Ziele gesteckt haben – bei uns an der Seitenlinie stehen wird“, erteilte der Tabellenzweite der österreichischen Bundesliga auf Anfrage der Rundschau einem Abgang Ilzers eine Absage.

Bo Henriksen ist ebenfalls aus dem Trainerrennen ausgeschieden. „Der FC Zürich hat aktuell keine Anfrage des 1. FC Köln für Bo Henriksen vorliegen“, erklärte der FCZ gegenüber dieser Zeitung. Diese wäre allerdings nötig gewesen, da Henriksen noch bis kommenden Sommer in Zürich unter Vertrag steht. Der Däne hatte das Interesse der Geißböcke geweckt, weil er den zwischenzeitlich kriselnden Schweizer Meister von 2022 zurück in die Spitzengruppe geführt hat. Nach Informationen der Rundschau liegt auch dem SC Freiburg kein Angebot der Geißböcke für Thomas Stamm vor. Der Schweizer hatte die Breisgauer Talente in der abgelaufenen Spielzeit sensationell zur Vizemeisterschaft in der 3. Liga geführt.

Alter und Bundesliga-Erfahrung bei Nachfolge-Suche zweitrangig

Christian Keller zeigte sich derweil zufrieden mit dem Verlauf des Auswahlprozesses. „Wir haben es aus meiner Sicht sehr gründlich gemacht“, resümierte der FC-Sportchef, der über das Anforderungsprofil des gesuchten Talentförderers sagte: „Kompetenz ist das entscheidende Kriterium.“ Das Alter spielt bei der Nachfolger-Suche demnach ebenso wenig eine Rolle wie Bundesliga-Erfahrung. „Erfahrung ist nicht immer eine Frage des Alters“, erklärte Keller. „Nehmen wir mal andere jüngere Trainer, die seit Jahren im Nachwuchs unterwegs sind. Julian Nagelsmann war jahrelang Nachwuchstrainer und ist dann irgendwann Cheftrainer in Hoffenheim geworden.“

Keller hatte sich auch mit internen Kandidaten wie Co-Trainer André Pawlak, U21-Coach Evangelos Sbonias und dem für die U19 zuständigen Stefan Ruthenbeck befasst. Das Trio sei bei der Trainersuche „lange relevant“ gewesen. „Irgendwann war ein Punkt erreicht, an dem wir geglaubt haben, dass es für uns aus unterschiedlichen Perspektiven richtig ist, die Sache komplett unbefleckt angehen zu wollen“, erläuterte der FC-Sportchef. Mit einer externen Besetzung der Cheftrainer-Position will Keller auch die zuletzt immer häufiger aufgetretenen Zweifel Baumgarts vergessen machen: „Wir gehen davon aus, dass der Trainer, der kommt, die klare Überzeugung hat, mit dem FC in der Bundesliga zu bleiben.“

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